Weihnachten

Adventskalender der Straubinger Geheimnisse zum 7. Dezember


Es wirkt, als würde sich die Oberfläche der Fassade wie ein Vorhang heben, um ein Stück Vergangenheit preiszugeben.

Es wirkt, als würde sich die Oberfläche der Fassade wie ein Vorhang heben, um ein Stück Vergangenheit preiszugeben.

Von Redaktion Straubing Stadt

Eine Sünde wert", so lässt sich die Agnes-Bernauer-Torte der Konditorfamilie Krönner beschreiben. Wer im gleichnamigen Café direkt am Stadtturm in den Genuss dieser Spezialität kommt oder einfach nur dort vorbeiläuft, dem sind sicherlich einmal die Quader am Eckhaus aufgefallen: Es wirkt, als würde sich die Oberfläche der Fassade wie ein Vorhang heben, um ein Stück Vergangenheit preiszugeben.

Die Buckelquader an der Ecke stammen von dem ursprünglichen Haus an dieser Stelle, das 1368 erstmals urkundlich belegt ist. Und eben jene Quader bezeugen das Wunder, das einem Besitzer im 14. Jahrhundert widerfahren sein soll, so schreibt es Dorit-Maria Krenn in "Kleine Straubinger Stadtgeschichte". Dieser - ein vornehmer Mann namens Jordan "Ulein" Utz - wohnte hier Ende des 14. Jahrhunderts. Zu der Zeit stand direkt gegenüber bereits der Stadtturm, wo der "Stadttürmer" im obersten Turmgeschoss damit betraut war, vor Feind und vor Feuer zu warnen. Stand ein Haus einmal in Flammen, war wegen der dichten Bebauung und der Holzschindeldächer schnell ein ganzer Stadtteil in Gefahr.

Doch das Unglück geschah trotzdem. Ein Zeitgenosse Uleins, der Geschichtsschreiber Andreas von Regensburg (1380 - nach 1442), berichtet in seiner Chronik von den Fürsten zu Bayern von der Begebenheit, die sich im Mittsommer des Jahres 1393 zugetragen haben soll: Ein gewaltiger Brand tobt in Straubing, die halbe Stadt steht in Flammen. Umgeben von brennenden Häusern sitzt Jordan Utz im Fenster seines großen Anwesens beim Stadtturm. In seiner Not legt er also sein Schicksal und das des Hauses in die Hände des Heiligen Petrus. Und siehe da, ein Wunder geschieht: Während ringsumher alles in Schutt und Asche fällt, bleibt sein Heim vom Feuer verschont - und so stehen noch heute die spätmittelalterlichen Quader an der Ecke und bezeugen den wundersamen Vorfall.
So geht's zu den Quadern: Das Haus befindet sich direkt gegenüber dem Stadtturm, Ecke Steinergasse/Theresienplatz.

Info

Gekürzter Auszug aus dem Buch Straubinger Geheimnisse - Spannendes aus Straubing und Umgebung mit Kennern der Heimatgeschichte, das in Kooperation zwischen dem Straubinger Tagblatt und dem Bast Medien Verlag erschienen ist. Das Buch (Hardcover) kostet 19,90 Euro, hat 192 Seiten und ist durchgehend bebildert. Erhältlich im Leserservice des Straubinger Tagblatts, Ludwigsplatz 32