Überblick

Sechzigs Herzschmerz

Die Zukunft des Duos Deichmann und Wörl ist weiter unklar. Verliert 1860 sein Herzstück? "Wir wollen für positive Schlagzeilen sorgen"


Rasen-Boss und Sport-Boss? Deichmann (l.) und Geschäftsführer Gorenzel.

Rasen-Boss und Sport-Boss? Deichmann (l.) und Geschäftsführer Gorenzel.

Von Matthias Eicher

München - Sind Sie auch in der nächsten Saison noch ein Löwe, Herr Deichmann? Nach dem 0:2 der Sechzger beim 1. FC Saarbrücken musste sich Allrounder Yannick Deichmann am vergangenen Sonntag von TV-Moderator Thomas Wagner bei MagentaSport der Frage stellen, wie seine Zukunft aussieht. Seiner ausweichenden Antwort ist zu entnehmen: Sie ist noch ungewiss.

"In erster Linie müssen wir in den vier Spielen alles auf dem Platz lassen. Das haben die Fans auch verdient", sagte der 1860-Mittelfeldspieler nach dem Spiel im Saarland über die restlichen Saison-Duelle und ließ ein Löwen-Loblied folgen: "Dieser Verein hat in Deutschland so eine große Strahlkraft, und wir wollen für positive Schlagzeilen sorgen. Das ist das Wichtigste für den Verein. Ich will erstmal den Fans etwas zurückgeben."

Soll bleiben, ist jedoch begehrt: Junglöwe Wörl.

Soll bleiben, ist jedoch begehrt: Junglöwe Wörl.

Gekonnt pariert, Herr Deichmann. Erst die restliche Arbeit also, dann das Vertrags-Vergnügen? Fragt sich nur: Wenn die Sechzger so strahlen, wieso hat der gebürtiger Hamburger dann seine Unterschrift noch nicht unter einen neuen Vertrag gesetzt? Nach Saisonende ist es für Vertragsverlängerungen erfahrungsgemäß zu spät - denn dann hat zumeist schon ein anderer Klub den Zuschlag bekommen.

Nach AZ-Informationen kann es bei Deichmann noch in beide Richtungen gehen: Dem 28-Jährigen liegt ein Angebot von Günther Gorenzel vor, seine Forderungen sollen aber im oberen Gehaltsregal der Sechzger liegen. 1860 wirbt auch damit, dass Deichmann zu den absoluten Führungs-Löwen oder gar zum Kapitän aufsteigen könnte. Gewiss schmeichelhaft für den Mann, der als einer der größten Mentalitätsspieler im Team gilt.

Fehlt allerdings die Frage nach der gesamten Perspektive, also dem großen Ganzen: Kann 1860 wieder eine aufstiegsreife Truppe zusammenstellen, mit der sich Deichmann realistische Zweitliga-Chancen verspricht? Schließlich möchte jeder Profi oben mitspielen, anders als die Giesinger in der auslaufenden, oder eher ausplätschernden Spielzeit. Sport-Boss Günther Gorenzel meinte kürzlich, man stehe für den jetzigen Zeitpunkt "mehr als ordentlich" da.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das geplante Budget von 4,5 Millionen Euro für 2023/24 allein von den Spielern mit fortlaufenden Verträgen aufgezehrt ist: Abzüglich dieser etwa vier Millionen bleibt Gorenzel eine halbe Million, um mit Deichmann und Junglöwen-Juwel Marius Wörl zu verlängern - mögliche Neuzugänge noch gar nicht inbegriffen. Ein Verbleib der beiden wäre ein guter Anfang, schließlich ist das Duo Sechzigs Herzstück in der Zentrale. Mit dem 19-Jährigen laufen die Vertragsgespräche längst, doch auch hier ist noch keine Entscheidung gefallen.

Droht Sechzig also zur neuen Saison Herzschmerz?

Wörl soll 1860 dankbar für seine Entwicklung der vergangenen Monate sein und grundsätzlich gerne bleiben wollen, seine Nichtberücksichtigung unter Sport-Boss Günther Gorenzel hat allerdings ein Fragezeichen hinterlassen.

Auch beim Youngster müssen die Voraussetzungen stimmen. Der Mann, der bisher für keine 400 Euro für 1860 aufgelaufen ist, will seinen ersten Profivertrag bei einem Klub unterschreiben, der ihm eine Perspektive bietet. Können ihm Jacobacci und Gorenzel diese aufzeigen? Neben dem FC Ingolstadt und Ex-Förderer Michael Köllner sollen auch einige Zweitligisten im Rennen sein. Im Mai soll laut AZ-Informationen eine Entscheidung fallen.

Problematisch für Chef-Rechner Gorenzel dürfte bei zwölf auslaufenden Kontrakten werden, den verbleibenden Kader auf den wichtigsten Positionen zu komplettieren. Ein Neuzugang ist schließlich noch lange nicht geholt, geschweige denn eine Ablösesumme berappt. Die Zeiten, in denen 1860 noch richtig auf Einkaufstour gehen konnte, sind vorbei. Somit sind warten und tüfteln angesagt.