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Der 400-Euro-Löwe: Wörl sorgt bei Sechzig für Furore

Das 18 Jahre alte Mittelfeld-Juwel Marius Wörl sorgt bei Sechzig für Furore. "Er hat brutales Talent", lobt Kollege Rieder. Im Sommer läuft sein günstiger Ausbildungsvertrag aus. Kann ihn 1860 halten?


Wenn ein Youngster den Hammer rausholt: Junglöwe Marius Wörl.

Wenn ein Youngster den Hammer rausholt: Junglöwe Marius Wörl.

Von Matthias Eicher

München - Beim 1:1 gegen Spitzenreiter SV Elversberg verhinderte nur der Pfosten seinen ersten Streich, direkt vor der Westkurve. Beim 3:1 in Aue bereitete er den Führungstreffer durch Stefan Lex gekonnt mit seinem ersten Profi-Assist vor. Der geneigte Sechzger-Fan weiß an dieser Stelle längst, von wem die Rede ist: Marius Wörl.

Das 18 Jahre alte Junglöwen-Juwel zählt unter dem neuen Trainer des TSV 1860, Maurizio Jacobacci, bisher zu den besten Spielern. Vor allem seine beherzten Leistungen gegen Elversberg und Erzgebirge Aue als Nebenmann von Routinier Quirin Moll machen Lust auf mehr Wörl bei 1860. Fragt sich nur: Wie viel Wörl wird's noch geben?

Der Vertrag des eigentlichen U19-Löwen und Junioren-Nationalspielers läuft am 30. Juni aus. Bisher hat der Youngster einen Ausbildungsförderungsvertrag, zählt daher für Sport-Boss Günther Gorenzel zu den günstigen Löwen: Ein solcher Kontrakt bringt einem Nachwuchsakteur nur ein (doppeltes) Paar hundert Euro ein.

Wörl, der 400-Euro-Löwe.

Seine ersten Schritte bei den Großen ging der Hochveranlagte, der 2018 zu Sechzig kam, unter Vorgänger Michael Köllner. Der Oberpfälzer förderte den jungen, zentralen Mittelfeld-Mann und verschaffte ihm überraschend den Vorzug vor Mittelfeld-Größe Martin Kobylanski. Wörls Pluspunkte sind nebst ausgiebiger technischer und taktischer Ausbildung seine Frech- und Unbekümmertheit. Die Pferdelunge nicht zu vergessen, die er Winter-Starneuzugang Raphael Holzhauser voraus hat.

Trainer Jacobacci hat für seinen jungen Mittelfeld-Motor viel Lob parat. "Seine Leistung war absolut top", meinte der Schweizer nach dem Elversberg-Spiel. Selbst ein Konkurrent unter den Kollegen adelt Wörl: "Er ist blutjung, aber spielt wie alter Hase", meinte Sechzigs verletzter Sechser Tim Rieder anerkennend im BR: "Der Junge hat brutales Talent und eine gute Zukunft." Es fehle zum vollkommenen Wörl-Glück eigentlich "nur ein Tor."

Klar ist aber auch, dass der Rohdiamant mit seinen jungen Jahren erst noch weiter zugeschliffen werden muss. Nach AZ-Informationen fanden bisher zwar schon einige Gespräche mit Gorenzel statt, doch der erste Profivertrag ist (noch) längst nicht fix. Kein Wunder, schließlich möchte Wörl eine Perspektive aufgezeigt bekommen und nicht, wie kürzlich unter Gorenzel geschehen, nochmal in die U19 zurückversetzt werden. Einziges Problem: Bekanntlich kann ein Funktionär dem Spieler seine Perspektive schlecht aufzeigen, wenn die eigene Zukunft ungeklärt ist - wie im Falle von Jacobacci und dem in Ungnade gefallenen Gorenzel. Kostet Sechzigs Machtkampf seinen nächsten Edelstein?

Der neue Coach betrieb vorsorglich schon einmal Werbung für die Giesinger, obgleich sein Vertrag nur bis Saisonende läuft: "Ich wünsche mir, dass Marius weiter hier bei 1860 bleiben kann, weil ich glaube: Er hat hier eine Plattform, die wichtig ist." Wörl kenne "das Umfeld" und 1860 könne ihm "eine Perspektive geben". Jacobacci weiter: "Klar bin ich heute da als Trainer, morgen weiß man nicht. Aber entscheidend ist, dass er weiß, was er an diesem Verein hat, was er anderswo nicht hätte."

Etwa, sich nicht "in ein neues Umfeld reinarbeiten" zu müssen, wie Jacobacci weiß: "Das ist nicht einfach, denn es braucht Zeit. Bei 1860 weiß er schon, wie es funktioniert." Zuletzt funktionierte es mit Wörl und 1860 sogar ausgesprochen gut. Fragt sich nur, wer ihm demnächst erklärt, wen und was er in der kommenden Saison an Sechzig hätte.