Überblick
Löwen-Bekenntnisse
8. Mai 2023, 17:27 Uhr
München - Warum ist ein Löwe eigentlich ein Löwe?
Nicht derjenige, der in der afrikanischen oder asiatischen Savanne umherschleicht., wir meinen jene Löwen, die sich hauptsächlich im Revier Grünwalder Stadion tummeln. Für gewöhnlich ist das Lebensziel dieser Spezies im Sechzger-Kosmos einzig und alleine der Aufstieg - die Liga ist da schon fast egal.
Angesichts des wieder einmal verpassten Traumes, der Dritten Liga nach oben zu entfliehen und der Gefahr, dass das aktuelle Löwen-Rudel aufgrund eines ganzen Dutzends auslaufender Verträge auseinanderbricht, rührt ein Trio, dessen Lebensraum sich auch 2023/24 nicht verändern wird, die Werbetrommel: Marco Hiller, Jesper Verlaat und Niklas Lang.
"Ich glaube, man sieht es Woche für Woche, wieso man ein Löwe sein sollte", sagt Verteidiger Niklas Lang auf Nachfrage der AZ nach dem 1:0 des TSV 1860 am vergangenen Samstag gegen den SC Freiburg II: "Den Löwen auf der Brust zu haben, das ist einfach ein super Gefühl. Allein, hier rauszukommen im Grünwalder Stadion, auch am Gelände - du hast hier überall Leute, die dich auf den Verein ansprechen. Du hast auch eine große Plattform, dich zu zeigen. Wir sind auch trotzdem eine geile Truppe, deswegen glaube ich, ist das alles Werbung genug."
Ganz schön viel Löwen-Liebe, die aus diesem 19 Jahre jungen Sechzger spricht. . .
Auch der Fänger unter den Löwen und der Mann mit der größten Mähne haben klare und launige Bekenntnisse pro 1860 abgegeben. "Sechzig ist der geilste Klub der Welt!", meinte Hiller bei "Löwen-TV" und schickte wegen des ganz normalen Wahnsinns rund um das weiß-blaue Rudel hinterher: "Langweilig wird's sicher auch nicht bei uns."
Jesper Verlaat, dessen Kernjob es ist, gegnerische Angreifer fernzuhalten, fragte angesichts der vermeintlichen Nichtigkeit der verbleibenden Saisonspiele rhetorisch: "Es geht um nix mehr? Wir gehen jedes Spiel an, um zu gewinnen!"
Der Niederländer lieferte sich mit Hiller einen witzigen Schlagabtausch, quasi ein gegenseitiges Interview, das zugleich eine Art Reklame für 1860 ist: Obwohl es bei den Blauen nur noch um die goldene Ananas geht, ist die wochenlange Enttäuschung unter Neu-Coach Maurizio Jacobacci längst einer Prise Aufbruchsstimmung gewichen. Wieso also den Löwen treu bleiben? Verlaat: Ganz einfach: Weil Sechzig Münchens große Liebe ist!"
Fragt sich nur: Werden sich die umworbenen und im Sommer ablösenfreien Kollegen wie Yannick Deichmann oder Marius Wörl auch ein Beispiel daran nehmen und Giesings Höhen weiter zu ihrem ureigenen Reservat erklären?
Gerade bei Wörl ist die Hoffnung der Bosse groß, dass er seinen in der Jugend angefangenen Weg (noch) weitergehen wird. Deichmann dagegen soll zum Alpha-Löwen aufsteigen, der allerdings auch Verlaat heißen könnte.
So schön das Leben als Löwe den Aussagen des Trios Hiller, Verlaat und Lang zufolge auch ist: Sowohl sie selbst, als auch der restliche Sechzger-Kosmos würde natürlich nur zu gerne in der nächsten Spielzeit in Lauerstellung gehen und die Rückkehr in die Zweite Liga zur ganz großen Beute erklären. Doch reichen die Löwen-Bekenntnisse dafür aus? Es wäre selbstredend wünschenswert, wenn eventuell der ein oder andere Neulöwe angelockt werden würde.
Während Sechzig 2022/23 rekordverdächtig früh zur Attacke blasen konnte, könnte es nun ein zäheres Ringen werden. Was noch lange nicht heißt, dass aus den kolportierten 4,5-Millionen-Euro-Budget nicht ein schlagkräftiger Kader zusammengebastelt werden kann - oder noch ein, zwei Milliönchen ausgegraben werden können?