Überblick

Jubel, Ärger, Küsschen

Dem TSV 1860 gelingt die Revanche gegen die SpVgg Bayreuth. Trainer Jacobacci kritisiert den Schlendrian bei seinem Team, Siegtorschütze Lex bekundet seine Löwen-Liebe


Der Noch-Löwenkapitän und seine große Liebe: Lex küsst das 1860-Wappen.

Der Noch-Löwenkapitän und seine große Liebe: Lex küsst das 1860-Wappen.

Von Matthias Eicher

Das 0:1 im Hinspiel läutete den Abwärtstrend der Aufstiegs-Löwen ein. Am eigenen Trainingsgelände setzte es auch noch ein 2:4 im Testspiel. Diesmal gelang den Sechzger die Revanche - und Bayreuth taumelt Richtung Regionalliga.

"Wir haben ja schon das dritte Mal gespielt gegen die, endlich das erste Mal gewonnen", meinte Torhüter Marco Hiller zur gelungenen Revanche des TSV 1860, die durch ein Slapstick-Eigentor von Steffen Eder eingeläutet wurde (8.): "Es war bestimmt nicht das beste Spiel, aber wir waren effizient. Am Ende fragt keiner, wie das Ergebnis entstanden ist." Der Keeper musste den TSV öfter vor einem Gegentreffer bewahren, als ihm lieb sein konnte.

Gerade Ex-Löwe Markus Ziereis zeigte sich doppelt motiviert und hätte Hiller fast mit einem Schlenzer überwunden. "Das konnte ich nicht zulassen, dass er trifft", sagte Hiller schmunzelnd über seinen Ex-Teamkollegen. Bayreuth, das 1860 durch den Heimsieg in ärgere Abstiegsnöte brachte, hatte durchaus seine Möglichkeiten.

Nicht zu Unrecht kritisierte Trainer-Perfektionist Maurizio Jacobacci seine Elf daher, dass man es auch gegen einen limitierten Gegner und trotz des verpassten Saisonziels Aufstieg nicht schleifen lassen dürfe: "Wir waren nicht alle zu hundert Prozent bei der Sache."

Lässt man mit Hiller den besten Löwen des Tages außen vor, agierte 1860 in allen Mannschaftsteilen zwar engagiert, aber etwas fahrig und unpräzise. So eben, als würde es nur noch um die goldene Ananas gehen.

Und so war es der Kapitän, der für klare Verhältnisse sorgte: Nachdem Stefan Lex vor dem Spiel sein endgültiges Karriereende im Sommer angekündigt hatte, brachte ihn Jacobacci diesmal nur als Joker. Vor den Augen seiner Frau Daniela und den beiden Söhnen erzielte der 33-Jährige auf seiner Abschiedstournee schließlich das 2:0 (82.) und küsste danach das 1860-Wappen.

"Ich freue mich auf jedes Spiel", sagte der Offensivspieler über seine verbleibenden fünf Akte, bevor sich der Vorhang seiner sportlichen Laufbahn schließt: "Meine Kids waren im Stadion, es hat mich natürlich gefreut, dass sie den Papa nochmal gesehen haben." Auf die AZ-Nachfrage, ob er nicht noch zu gut zum Aufhören sei, entgegnete Lex: "Vor zwei Monaten hat jeder gesagt: Wieso spielt der eigentlich immer noch?"

Der Mann, der fünf seiner sechs Saisontore zuletzt unter Jacobacci erzielte, meinte weiter: "Ich wollte erhobenen Hauptes aufhören können und nicht nur noch mitgeschleppt werden." Er sei nicht mehr "davon überzeugt" gewesen, dass "es nächste Saison nochmal besser geworden wäre." Über den geplatzten Aufstiegstraum meinte der gebürtige Erdinger klar und deutlich: "Ich habe mich ehrlich gesagt in dieser Saison zu oft ärgern müssen. Es hat nicht so viel Spaß gemacht, wie es hätte machen sollen, damit ich weiterspiele - weil wir unsere Ziele verfehlt haben." Nun geht's für die Lexens mit dem Wohnmobil erstmal nach Kroatien im Sommer, bevor er im Herbst als Funktionär im Management zurückkehren wird.

Auch für Jacobacci und Sport-Boss Günther Gorenzel gilt es weiterhin, die richtigen Puzzleteile für die neue Spielzeit zusammenzusetzen. Eines könnte sein: Abwehrchef (und Frohnatur) Jesper Verlaat wird neuer Kapitän. "Ich wollte ihn noch mehr zur Verantwortung ziehen", sagte Jacobacci über die Maßnahme, den Niederländer anstelle von Phillipp Steinhart oder Quirin Moll zum Spielführer zu küren. Ein Fingerzeig für 2023/24?