Überblick

Jacobaccis Realitätscheck

Furiose Löwen siegen bei Erzgebirge Aue mit 3:1, indisponierte Sechzger gehen gegen den BVB II unter. Welches Gesicht wird 1860 bis Saisonende zeigen? "Wir brauchen Resultate", sagt der Trainer der AZ.


Von Matthias Eicher

München - Souveräner 3:1-Auswärtssieg in Aue, dominante, teils furios aufspielende Löwen. Bittere 1:4-Heimpleite gegen den BVB II, fahrige, unterirdische Sechzger.

Der TSV 1860 hat in den vergangenen beiden Spieltagen in der Dritten Liga einmal wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er die guten, alten Gesetzmäßigkeiten des weiß-blauen Achterbahn-Vereins bestens umsetzen kann: himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt.

Mittendrin ist bei Sechzig der nun nicht mehr ganz so neue Trainer Maurizio Jacobacci. "Die Mannschaft hat den Matchplan fast 1:1 umgesetzt", frohlockte der Schweizer nach Aue im AZ-Interview, um nach dem BVB-Desaster feststellen zu müssen: "Wir haben eine Lektion erhalten."

Zwei Aussagen, zwischen denen Welten liegen.

Wo stehen sie also, diese Löwen, und wie kriegt man sie stabil? Wie schaut die Löwen-Realität aus: Ist 1860 so gut, wie zu Saisonbeginn, oder doch nur Mittelmaß, wie es die Tabelle derzeit erbarmungslos offenbart (40 Punkte, Rang neun). Der 60-jährige Chefcoach hat da klare Vorstellungen, wie er der AZ erklärt: "Wir brauchen Resultate, damit das Vertrauen wächst." So, wie im Erzgebirge. Ganz und gar nicht so wie gegen die Nachwuchs-Borussen.

Ein Eins-Vier wie zuletzt wirft Trainer und Team da freilich wieder weit zurück, umso mehr gilt es vor dem Oberbayern-Derby gegen den FC Ingolstadt 04 am Montag (19 Uhr), an den Abläufen zu feilen. "Wir müssen gemeinsam gegen den Ball verteidigen, das muss als Gruppe passieren, denn ohne Mannschaftsdenken wird es schwierig", predigt Jacobacci.

Grundsätzlich meinte der einstige Stürmer und Meister mit dem Schweizer Klub Xamax Neuchâtel über die Ausrichtung der Giesinger: "Wir wollen keinen Hauruck-Fußball spielen. Ich will nicht, dass Marco Hiller die Bälle nach vorne drischt." Klar könne man "mal einen langen Ball spielen", aber 1860 habe "die Qualität, hinten heraus zu spielen."

Problematisch für den Übungsleiter ist derzeit, dass der geplatzte Aufstiegstraum und die ungewisse Zukunft zwei Faktoren sind, die es erst einmal in den Griff zu bekommen gilt.

"Die Spieler können das, sie brauchen nur Überzeugung. Es ist wie im Leben: Als Gruppe fühlt man sich stärker", sagt Jacobacci über seine Spielidee mit den Sechzgern.

Die kommenden neun Saisonspiele werden für Jacobacci zum Realitätscheck: Wie gut ist seine Mannschaft unter den gegebenen Voraussetzungen?

Wer empfiehlt sich dafür, auch künftig unter ihm aufzulaufen, falls er überhaupt bleiben darf? Er dürfte auf die Aue-Löwen hoffen.