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TSV 1860 blamiert sich gegen BVB: Schmach auf dem Platz, Strafe aus der Kurve

Die Löwen gehen gegen Borussia Dortmund II daheim mit 1:4 unter. "Die ersten 20 Minuten machen uns alles kaputt", schimpft Trainer Maurizio Jacobacci. Die Spieler geben ihre Trikots in der Kurve ab.


Strafestehen in der Kurve: Die Löwen um Marcel Bär (M.) nach der 1:4-Blamage im Grünwalder gegen Borussia Dortmund II.

Strafestehen in der Kurve: Die Löwen um Marcel Bär (M.) nach der 1:4-Blamage im Grünwalder gegen Borussia Dortmund II.

Von Matthias Eicher

Maurizio Jacobacci hatte die Richtung vorgegeben. "Wir haben gegen Dortmund die Möglichkeit, eine Serie zu starten", sagte der neue 1860-Trainer voller Überzeugung im AZ-Interview.

Zum Leidwesen der Löwen ging es lediglich vor dem eigenen Tor Schlag auf Schlag - und nach den qualvollen 90 Minuten folgte in der Kurve auch noch die Höchststrafe für die Spieler. Aber der Reihe nach:

5. Minute: BVB-Youngster Ole Pohlmann fasst sich aus der zweiten Reihe ein Herz - und trifft genau in den Knick. 1:0 für Dortmund.

15. Minute: Schon wieder dieser Pohlmann, diesmal legt er sich den Ball zum Freistoß zurecht. Schon wieder segelt die Kugel unhaltbar für Torhüter Marco Hiller ins Kreuzeck. Zweites Traumtor in zehn Minuten!

17. Minute: Diesmal ist es Bjarne Pudel, der den Sechzgern aus kurzer Distanz per Aufsetzer einen einschenkt. Dritter Streich in nur gut einer Viertelstunde.

"Wir wollen euch kämpfen sehen!", hallte es nach dem dritten Gegentor des TSV 1860 im Duell mit Borussia Dortmund II bei nasskaltem Nieselregen über Giesings Höhen. Zur Pause wurden die (geknickten) Spieler mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabinen geleitet. Und nach Schlusspfiff mussten sie sogar ihre Trikots abgeben.

Die Fans waren außer sich, was ihnen ihre Mannschaft darbot - und das nach dem so überzeugenden 3:1 in Aue, das ein sanftes Pflänzchen Hoffnung gesät hatte, da oben doch noch irgendwie hinzuschmecken.

Diesmal schlug das Ergebnis beim 1:4 (0:3) der Sechzger gegen die Borussen mehr als deutlich in die andere Richtung aus. Entsprechend groß war der Frust hinterher bei allen Beteiligten - und Zuschauern. "Wir haben uns echt viel vorgenommen. Aber was wir die ersten 20 Minuten gemacht haben, war bodenlos", sagte Abwehrspieler Yannick Deichmann bei Magenta Sport: "Es war heute einfach zu wenig. Am Ende waren wir überhaupt nicht effizient." Ehrliche Worte des Mentalitäts-Löwen, der seine Leistung diesmal ebenfalls nicht abrufen konnte.

Chefcoach Jacobacci redete auch nicht um den heißen Brei herum: "Heute haben wir eine Lektion erhalten, was Effektivität anbelangt. Sechzig habe in der Anfangsphase "überhaupt nicht das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben", man sei "zu lasch in den Pässen und im Zweikampfverhalten" gewesen. Sein vernichtendes Urteil: "Wenn du ein Spiel so anfängst, wird es schwer, was zu holen."

Mehr Klartext sprachen die Ultras: Der vierfach geschlagene Torhüter Marco Hiller und Co. mussten sich eine gewaltige Standpauke wütender Anhänger anhören. "Ich kann die Fans verstehen", meinte Albion Vrenezi auf AZ-Nachfrage: "Sie sind nicht zu Unrecht sauer. Wir haben die ersten 20 Minuten komplett verschlafen."

Prompt forderten die Fans die Spieler auf, ihre Löwen-Leiberl abzugeben. Wohl genauso wie alle zusammen ihre letzten Aufstiegshoffnungen. Schmach auf dem Rasen, Strafe in der Kurve. Selbst bei krisengeplagten Giesingern bisher ein kaum dagewesener Vorgang. Elfer-Torschütze Raphael Holzhauser, der einzig halbwegs solide Löwe, sagte: "Die Fans sind natürlich enttäuscht. Es waren viele Kinder drinnen und da hab' ich einem Kind das Trikot gegeben."