Ottos Querschuss

Alarmstufe Rot: Schiedsrichterschwund in Deutschland - Verbände steuern dagegen


Otto Zellmer ist Volontär. (Foto: Tanja Pfeffer)

Otto Zellmer ist Volontär. (Foto: Tanja Pfeffer)

Von Otto Zellmer

"Abseits ist, wenn der Schiedsrichter pfeift." - Schon Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer wusste in früheren Zeiten um die große Bedeutung des Unparteiischen im Fußball. Und so stupide es auch klingen mag: Ein Spiel ist ohne den "Mann in Schwarz" nicht denkbar. Er leitet die Partie und kontrolliert das Erhalten der Fußballregeln. Und das ist manchmal nicht einfach. Seit einigen Jahren nimmt aber die Anzahl der Schiedsrichter ab. In einigen Fußballkreisen können sogar Junioren- und unterklassige Seniorenspiele nicht mehr mit einem Referee besetzt werden. Dort muss dann ein Funktionär das Spiel ordnungsgemäß über die Runden bringen. Gründe, warum immer weniger zur Pfeife greifen wollen, gibt es aber genügend. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Verbände wollen dagegensteuern - beispielsweise mit neuen Werbemaßnahmen.

Hemmschwelle gegenüber Schiri-Angriffen sinkt

Pöbeleien, Beschimpfungen, nicht selten sogar körperliche Gewalt: Der Alltag deutscher Schiedsrichter ist teilweise sehr frustrierend - und führt zu einem Nachwuchsproblem. Die rund 75.000 Schiedsrichter in Deutschland reichen nicht mehr aus, die Spiele zu besetzen. Ausstiegsgründe der Schiedsrichter gibt es viele: von Familie, Beruf bis Umzug oder Studium. Hauptgründe sind laut DFB-Schiedsrichter-Lehrwart Lutz Wagner aber die "Zustände auf dem Platz" sowie das Verhalten der Beteiligten.

"Viele kommen damit einfach nicht zurecht", sagt der ehemalige Bundesliga- Schiri. Auch die Hemmschwelle, gegen den Unparteiischen etwas zu unternehmen, sei bei Spielern oder Zuschauern gesunken. Die Vorfälle werden zudem öffentlichkeitswirksamer. Fälle, die vor etlichen Jahren noch verharmlost wurden, werden heutzutage vermehrt aufgebauscht.

Freier Eintritt zu Bundesligaspielen

Um dem Nachwuchsschwund entgegenzuwirken, haben sich DFB und Landesverbände einiges überlegt, um ihre Schiedsrichter zu unterstützen. So wird einem jüngeren Unparteiischen ein älterer, erfahrener Pate zur Seite gestellt, der den Neu- Schiri begleiten und ihm bei etwaigen Konfliktsituationen unter die Arme greifen soll. Zudem haben alle ausgebildeten Schiedsrichter mit ihrem Ausweis freien Eintritt zu den DFBSpielen: von Bundesliga bis zur untersten Seniorenliga. Die Aufwandsentschädigung soll ebenfalls einen kleinen Anreiz bringen (zehn bis 15 Euro in der Jugend, ab 20 Euro im Herrenbereich). Zum Vergleich: Ein Referee in der Bundesliga erhält pro geleitetes Spiel 3.800 Euro - neben einem jährlich festen Grundgehalt von etwa 50.000 Euro (FIFA-Schiedsrichter der Elite-Klasse erhalten mehr) - sein Assistent immerhin 1.600 Euro.

Mindestalter: 14 Jahre

Erhöht haben sich die Werbeaktivitäten der Verbände. So versuchte der Bayerische Fußball-Verband vergangenes Jahr, mit dem Slogan "Tausche Spielerpass gegen Schiedsrichter-Ausweis" vermehrt Fußballer nach ihrer aktiven Karriere zum Griff zur Pfeife zu bewegen. Die Voraussetzungen zum Schiri-Dienst sind die Mitgliedschaft in einem Fußballverein und ein Mindestalter von 14 Jahren, in einigen Verbänden zwölf Jahre. Auch Frauen dürfen das Amt des Schiedsrichters ausüben. Um Spielleiter zu werden, muss der Schiedsrichterlehrgang mit einer theoretischen Prüfung erfolgreich abgeschlossen werden. Die Schiedsrichtervereinigung Straubing zum Beispiel bietet vom 4. bis 9. April ihren Neulingskurs an ebenso wie die Vereinigung in Mallersdorf, in Landshut beginnt der Workshop am 28. März. Die Gruppe Dingolfing/ Landau heißt Interessierte am 25. April zu einem Kurs willkommen. Die Deggendorfer verzeichneten Ende des letzten Jahres bereits elf Schiedsrichter-Neulinge.

Infos zu weiteren Neulingskursen in Niederbayern gibt es im Internet unter www.bfv.de oder beim Straubinger Schiedsrichter-Obmann Hans Breu, Tel. 09961/700670 sowie E-Mail hans.breu@t-online.