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Kannibalen zünden im zweiten Drittelden Turbo und überrollen die "Wildschwäne"


(Foto: Gerleigner)

(Foto: Gerleigner)

Von Redaktion idowa

(mm). Die Höhenluft auf dem Gipfel der 2. Eishockey-Bundesliga bekommt den Landshut Cannibals und seinen Fans ausgezeichnet. Im Heimspiel gegen die Schwenninger Wild Wings zeigten die Niederbayern am Dienstagabend vor 1615 Zuschauern im städtischen Stadion am Gutenbergweg nach einem durchwachsenen Start eine bemerkenswerte Reaktion und wiesen den selbsternannten Meisterschaftsfavoriten dank eines begeisternden Mitteldrittels hoch verdient mit 4:1 (0:1, 4:0, 0:0) in die Schranken.

Wozu göttlicher Beistand doch gut sein kann: Der neue LES-Alleingesellschafter Rainer Beck brachte gestern wohl sicherheitshalber den Schauspieler Peter Rappenglück (bekannt als Fernsehpfarrer Ignaz Neuner aus der BR-Serie "Dahoam is Dahoam") mit in die Dreihelmenstadt - und mit dem Segen von ganz oben verteidigten die Landshuter dann auch ihre Tabellenführung.

Danach sah's zunächst nicht aus. Schon nach 161 Sekunden kassierten die Kannibalen eine eiskalte Dusche. Während die Gastgeber gedanklich noch in der Kabine schienen, machte Schwenningen schnell ernst und nutzte die erste Chance durch Peter Boon. Der SERC-Stürmer bestrafte die Schlafmützigkeiten in der rot-weißen Hintermannschaft mit einem trockenen Schuss zum 0:1. Erst jetzt nahm der Spitzenreiter auch am Spiel teil und ergriff sogleich die Initiative - hochkarätige Möglichkeiten ergaben sich aber zu selten. Meist fehlten den Hausherren gegen die defensiv eingestellten Schwarzwälder die zündende Idee oder das nötige Quäntchen Glück im Abschluss, Da half es auch nichts, dass die Niederbayern Torschüsse sammelten wie andere Leute Briefmarken - von 16 Versuchen im ersten Drittel fand kein einziger den Weg an SERC-Keeper Sinisa Martinovic vorbei. "Da waren wir in Gedanken wohl noch in Ravensburg und haben gedacht, es geht alles von allein", mutmaßte Kannibalen-Coach Jiri Ehrenberger.

Im Mittelabschnitt wollten die Landshuter dann Versäumtes nachholen - und das sollte eindrucksvoll gelingen. Zunächst verfehlte Andrej Bires noch aus der Nahdistanz den leeren Kasten (21.), doch fünf Minuten später durften die Rot-Weißen endlich jubeln. Und das sogar gleich zweimal binnen 45 Sekunden: Erst schlenzte Billy Trew die Scheibe nach gewonnenem Bully wuchtig zum überfälligen Ausgleich ins Netz (26.), und dann erwies sich Frantisek Mrazek aus ähnlich zentraler Position genauso treffsicher (27.). Quasi im Gegenzug durften sich die Hausherren bei Goalie Sebastian Vogl bedanken, der gegen Dan Hacker mit einem Blitzreflex parierte (28.).

Insgesamt verdienten sich die Ehrenberger-Schützlinge die Führung nun nicht nur mit harter, ehrlicher Arbeit und einer gesunden Portion Aggressivität, sondern auch durch direktes und zügiges Kombinationsspiel - das alles allerdings gegen offensiv erschreckend harmlose und defensiv immer schlampiger agierende Schwarzwald-Schwäne. Als sich Schwenningens Marcus Götz dann noch eine unnötige Spieldauerstrafe wegen eines Ellbogenchecks einhandelte, spielten sich die Kannibalen in einen wahren Rausch. Max Brandl (38.) und Elia Ostwald (39.) schraubten mit zwei sehenswerten Powerplay-Toren das Resultat auf 4:1 und sorgten damit nach dem etwas holprigen Eröffnungsdrittel für Glücksgefühle auf den Rängen. Die Kannibalen-Fans skandierten lauthals und überschwänglich: "Und so spielt man Eishockey!"

Wollte Schwenningen jetzt noch etwas erreichen, mussten die Badener mehr riskieren, und so ergaben sich im Schlussdrittel beste Konterchancen für die Landshuter. Doch der Klassenprimus hatte sein Pulver verschossen, spulte aber sein Pensum hochkonzentriert ab. Eben ganz im Stil eines Spitzenreiters. Schließlich springt ein gutes Pferd ja auch nur so hoch, wie es muss. Ach ja, und die Fans hatten auch noch einen auf Lager - und zwar speziell für die "Wildschwäne", quasi zum Trost für die Heimfahrt: "Gegen Landshut kann man verlier'n." Wer hätte das gedacht: Zur Deutschland-Cup-Pause steht Landshut da, wo eigentlich die Wild Wings hinfliegen wollten - nämlich ganz oben!