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Frust auf Italienisch bei Bayern-Trainer Trinchieri

Bayerns Basketballer kassieren eine demütigende 68:96-Pleite in Ludwigsburg. Trainer Trinchieri wird danach deutlich: "Für mich ist es das schlechteste Spiel, das ich je in Deutschland gecoacht habe"


Bayerns Basketballer kassierten in Ludwigsburg die höchste Saisonpleite - und mächtig Ärger von Coach Andrea Trinchieri.

Bayerns Basketballer kassierten in Ludwigsburg die höchste Saisonpleite - und mächtig Ärger von Coach Andrea Trinchieri.

Von K. Kaufmann

Die Wut, der Ärger, der Frust - alles musste raus! Andera Trinchieri, dieser stets brodelnde italienische Trainer-Vulkan, konnte sich beim besten Willen einfach nicht mehr zurückhalten.

"Play it for the fuckin' team", wütete der Bayern-Chefcoach während einer Auszeit im BBL-Spiel bei den Riesen Ludwigsburg in Richtung seines Point Guards Cassius Winston. Freundlich übersetzt bedeutet diese Ansage an den US-Amerikaner, dass er sich für seine Mannschaft nun endlich einmal zusammenreißen und auf seine lästigen Solonummern verzichten möge.

Allerdings hätte Trinchieri diesen Anpfiff auch an sein gesamtes Team adressieren können. Denn bereits ziemlich früh war wohl allen Beteiligten auf Bayern-Seite klar, dass die Münchner bei der 68:96-Pleite einen entsetzlich gebrauchten Tag mit in die Ludwigsburger MHP-Arena gebracht hatten. Ausgerechnet Winston war am Ende sogar mit 21 Punkten noch treffsicherster Bayern-Profi - aber das half an diesem Abend auch nichts mehr.

Statt den Rückstand auf das Führungsduo Alba Berlin und Telekom Baskets Bonn konstant zu halten, kassierten die Bayern einen Rückschlag in Sachen Meisterschaft - einen Rückschlag, den die Verantwortlichen wohl noch ein wenig länger aufarbeiten müssen.

Zumindest klang es so, als Trinchieri im Nachgang bei Magentasport zu einer schonungslosen Analyse ansetzte, die selbst für den stets hochemotionalen Mailänder denkwürdig harsch ausfiel: "Für mich ist es das schlechteste Spiel, das ich je in meinen sechseinhalb Jahren in Deutschland gecoacht habe. Wir waren peinlich, das ist der Tiefpunkt." Rumms!

Der völlig leidenschaftslose Auftritt seiner Mannschaft, der am Ende zur höchsten Saisonniederlage der Bayern in der BBL führte, wurmte Trinchieri derart, dass er nicht einmal die Mehrfach-Belastung durch Liga, Pokal und Euroleague gelten lassen wollte. "Das ist ein Reality-Check. Wir reden darüber, müde zu sein und okay, es ist unsere dritte Woche hintereinander mit Back-to-back-to-back-to-back-Spielen - aber sorry, das ist mir scheißegal. Wir sind hier, um Basketball zu spielen, ein Trikot in Ehren zu halten und um hart zu spielen. Doch das haben wir nicht getan", polterte der Coach - und hatte natürlich recht damit!

Für die Mannschaft von Trinchieri war es das vierte Spiel in acht Tagen. Bei dieser engen Taktung, die die Bayern immer wieder kritisieren, ist eine Niederlage selbst gegen ein Team wie Ludwigsburg miteingepreist. Aber erstens nicht auf diese demütigende Weise und zweitens kommen andere Teams, zum Beispiel der große Rivale Alba, mit dieser Doppel- und Dreifach-Belastung offensichtlich besser klar.

Woran das liegt, weiß auch Trinchieri nicht so recht. "Ich kann heute nichts erklären, habe auch keine Ausreden", gestand er ehrlich. Höchstens das Offensichtliche vermochte er zu erklären - das allerdings ziemlich deutlich: "Das ist ein schrecklicher Tag für uns, denn nicht ein Spieler hat einen Weg gefunden, zu spielen. Und dabei geht es allein um Energie und Intensität. Wir haben in (den ersten) 18 Minuten, in denen wir 55 Punkte in der ersten Halbzeit kassierten, sechs Teamfouls, alle zusammen. Das ist das Bild eines Teams, das nicht anwesend war. Und das kann ich nicht leiden."

Auch wenn Trinchieri diese Demütigung offenbar sehr persönlich nahm, muss der große Motivator, als der er bekannt ist, sein Team nun wieder aufrichten, ihm wieder Mut und vor allem Leidenschaft einflößen für die kommenden Aufgaben. Denn noch sind alle Ziele - das Erreichen der Playoffs in der Eurolegaue, die Meisterschaft in der BBL und der Liga-Pokal - zumindest theoretisch noch möglich.

Helfen sollte, dass nun ein paar Tage Zeit bleiben, um diese Niederlage zu verdauen. Erst am kommenden Freitag geht es weiter für die Bayern mit dem Euroleague-Spiel bei Anadolu Efes Istanbul (18.30 Uhr/Magentasport).

Sommer-Neuzugang Niels Giffey findet eh: "So eine Niederlage tut weh, aber wir sollten uns davon jetzt nicht zu sehr frustrieren lassen."

Ob das sein Trainer auch so sieht?