Überblick

Routine, Ruhe - Rubit: Bayerns Basketballer wieder im Aufwind

Vor gut einer Woche war Coach Andrea Trinchieri stinksauer, nun ist der Italiener besser gelaunt. Das liegt auch am "modernen Big Man", der großen Anteil an den beiden jüngsten Erfolgen der Bayern hatte.


Von Ruben Stark

München - Die letzte Minute lief, der Vorsprung der Bayern-Basketballer bei Brose Bamberg war noch nicht beruhigend groß - da spielte Augustine Rubit groß auf. Der routinierte Amerikaner schnappte sich einen Offensivrebound, setzte sich im Zweikampf durch und steuerte den Ball bei einem schwierigen Versuch trotz Foulspiels in den Korb.

"Augustine Rubit legt den rein!", rief der Kommentar bei Magentasport begeistert. Die Mannschaft von Trainer Andrea Trinchieri führte nun mit 92:83, 30 Sekunden vor dem Ende die Entscheidung. "Er ist ein großes Puzzleteil des Teams", lobte der Italiener seinen "modernen Big Man", der auch durch variables Spiel überzeugt.

Wie eben in der "Freak City", der Arena des einstigen Bayern-Rivalen, der jedoch zu einem durchschnittlichen Klub geschrumpft ist. Am Sonntag verdiente die Halle endlich mal wieder ihren Namen aus besseren Zeiten, als Trinchieri dort als Coach noch Titel anhäufte. Rubits 23 Punkte beim Endresultat von 94:87 waren deshalb nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein wesentlicher Beitrag zu einem BBL-Pflichtsieg. "Überall, wo man solche Fans hat, wird das Heimteam unglaublich gepusht. Wir wussten, dass wir ruhig bleiben und bis zum Ende kämpfen müssen", meinte Rubit. 2018 haben die Bayern zuletzt gegen Bamberg verloren.

Vor allem Rubit, selbst zwischen 2017 und 2019 bei Brose aktiv, war die Ruhe in Person und erfüllte wie in der Schlussphase geradezu stoisch seine Aufgaben. Ob als Punktesammler in der Zone, ob als Faktor in der Defensive, ob als Kombinationsspieler oder nervenstarker Schütze: Rubit ist sich einerseits für nichts zu schade und andererseits in jeder Rolle wertvoll.

Für den impulsiven Trinchieri legt der 33-Jährige hin und wieder gar zu viel Zurückhaltung an den Tag. "Manchmal muss ich ihn pushen, weil er zu schüchtern ist", findet der Coach.

Wobei: Es ist längst nicht das erste Mal gewesen, dass der 2,03 Meter große Power Forward in dieser Saison dem Spiel seinen Stempel aufdrückt. Mit Fug und Recht lässt sich sagen, dass Rubit zu den Schlüsselspielern in Trinchieris Team zählt. Kürzlich führte er die Münchner etwa zu einem Sieg in der Euroleague gegen Panathinaikos Athen und auch am Freitag beim überraschenden Triumph beim amtierenden Königsklassen-Champion Anadolu Efes Istanbul war Rubit in der entscheidenden Spielphase zur Stelle.

"Unsere Routiniers sind sehr wichtig", erklärte Trinchieri danach und schloss den 36-jährigen Othello Hunter sowie den noch immer verletzten Kapitän Vladimir Lucic (33) mit ein.

Wie wichtig Rubit ist, das wurde deutlich in einer Phase im Herbst, als der Texaner, der aus einer Großfamilie stammt und selbst Vater dreier Kinder ist, eine Weile ausfiel. Das Spiel des FC Bayern litt spürbar darunter und Trinchieri wie Team sehnten seine Rückkehr herbei.

Schön ist, dass sich im Falle von Rubit die Beobachtungen auch mit Zahlen unterlegen lassen. In der BBL ist der Flügelspieler zweitbester Bayern-Scorer hinter Spielmacher Cassius Winston, in der Euroleague der Beste. In beiden Wettbewerben weist Rubit zudem gute Wurfquoten auf, was zeigt, dass er keinen großen Leistungsschwankungen unterliegt.

Das allerdings war bislang in dieser Saison ein Problem des Teams, was bei Trinchieri jüngst dazu führte, dass der Frust darüber öffentlich herausbrach. "Wir waren peinlich, das ist der Tiefpunkt und es ist sehr schwer, das runterzuschlucken", hatte der 54-Jährige nach der empfindlichen Pleite in Ludwigsburg gewettert und vom "schlechtesten Spiel" seiner sechseinhalb Jahre in Deutschland gesprochen.

Die Reaktion der Mannschaft auf diesen Wut-Weckruf mit den Siegen am Bosporus und in Oberfranken besänftigte Trinchieri. Zumal die Bayern wieder ein ordentliches Reisepensum hinlegten und erst am Abend vor dem Spiel in Bamberg eintrafen. "Wir hatten eine gute Einstellung und ein sehr solides Spiel. Wir haben getan, was für den Sieg verlangt war", sagte er. Nun folgen zwei Heimspiele (je eins in Euroleague und BBL) - und auch Rubit wird alles tun, dass des Trainers gute Laune anhält.