Protestaktion
Fake-Radweg an großer Kreuzung sorgt für Verwirrung in Regensburg
16. Juli 2024, 11:47 Uhr
So mancher Autofahrer dürfte am Montagmorgen an der Kreuzung zwischen Adolf-Schmetzer-Straße und Weißenburgstraße, die unter anderem Richtung Norden zum DEZ (Donaueinkaufszentrum) führt, zweimal hingeschaut haben: Moment mal, war dieser halbe Radweg gestern auch schon da?
War er nicht, denn er wurde in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von Unbekannten auf die Straße gemalt. In einer Pressemitteilung bekannte sich eine Gruppe dazu, die sich selbst "Forderungskampagne für Regensburg" nennt. Dem Ganzen wurde unterhalb des Schilds "Kein Übergang für Fußgänger und Radfahrer" sogar noch ein Schild beigestellt, auf dem "Hier könnte aber einer sein" zu lesen war. Laut eigenen Angaben ging es den Aktivisten mit ihrer Aktion um Protest gegen "die Planung der Stadt Regensburg, einmal mehr Millionen für den motorisierten Individualverkehr zu verschwenden."
Kritik an Radler-Gefahr und neuem Parkhaus
Die Kreuzung, die Ziel der Aktion war, sei seit vielen Jahren gefährlich für Radfahrer, weil diese auf der Straße zwischen Lastwagen und Bussen fahren sowie eine Abbiegespur kreuzen müssten, findet die Forderungskampagne. Im Zuge der Aktion wollte man auch die Pläne für ein neues Parkhaus im Zuge der "Mobilitätsdrehscheibe" kritisieren. "Wir haben ja schon ein leer stehendes Parkhaus. Wie viele Parkhäuser braucht es denn noch, bis wir merken, dass wir Stahlbeton nicht essen können?", wird ein Mitglied der Gruppe zitiert.
Ferner wurde erneut auf die bekannten Forderungen von "Fridays For Future" verwiesen, denen Regensburg in den Augen der Aktivisten nicht gerecht wird. "Ich lade alle ein, mal die Forderungen von vor fast drei Jahren durchzuschauen und die Stadt danach zu bewerten", so das Mitglied weiter.
"Gefährlich und nicht akzeptabel"
Die Stadt selbst bewertet den Protest freilich völlig anders. "Aktionen dieser Art sind gefährlich und nicht akzeptabel", erklärt Pressesprecherin Juliane von Roenne-Styra auf Anfrage. Der aufgemalte Überweg sei "weder signalisiert noch innerhalb der bestehenden Verkehrssteuerung der anderen Verkehrsteilnehmer abgesichert" gewesen und habe deshalb "zur Verunsicherung und Gefährdung der Verkehrsteilnehmer" beigetragen. Die falsche Querung hat die Stadt laut Roenne-Styra "unverzüglich wegfräsen lassen." Dabei sei ein Schaden auf der Straße zurückgeblieben, über den die Polizei informiert worden sei.
Die geäußerte Kritik will die Stadt so nicht auf sich sitzen lassen. Man habe in den letzten Jahren an der betroffenen Kreuzung mehrere Maßnahmen "zur Verbesserung der Verkehrssicherheit für Radfahrer und Fußgänger umgesetzt", sagt die Sprecherin. Was die Forderungskampagne gefährliches Fahren zwischen Bussen und Queren einer Abbiegespur nennt, heißt hier "vorhandene Umweltspur" und soll Radlern das direkte Einfädeln Richtung Ostentor ermöglichen.
Über den "nördlichen Kreuzungsast", also den Ort der Protestaktion, kann laut Roenne-Styra kein zusätzlicher Überweg für Fahrradfahrer und Fußgänger eingerichtet werden – "um den Sicherheitsanforderungen des Radverkehrs und des motorisierten Individualverkehrs sowie den Belangen des ÖPNV gerecht zu werden." Dies sei bereits mehrfach geprüft worden, auch von externen Ingenieurbüros. Entgegen anders lautender Medienberichte hat es hier der Sprecherin zufolge auch nie einen Überweg für Fußgänger oder Radfahrer gegeben. Selbst auf einem Luftbild von 1991 sei nichts dergleichen zu sehen.
Die Polizeiinspektion Regensburg Süd hat inzwischen Ermittlungen zu der Protestaktion aufgenommen. Zeugen, die Hinweise zu den Tätern geben können, werden gebeten, sich unter 0941/5062001 zu melden.