Entflohene Patienten

Verantwortliche des BKH Mainkofen fühlen sich "beobachtet wie nie"

Zwei entwichene Patienten in kurzer Zeit: Die Verantwortlichen des BKH Mainkofen erklären, wie die Vorfälle aufgearbeitet werden - und warum sie sich teilweise zu Unrecht in der Kritik sehen.


Professor Johannes Hamann, Ärztlicher Leiter des BKH Mainkofen, und die stellvertretende Chefärztin der Forensik, Dr. Monika Vilsmeier, standen unserer Zeitung in einem ausführlichen Gespräch Rede und Antwort.

Professor Johannes Hamann, Ärztlicher Leiter des BKH Mainkofen, und die stellvertretende Chefärztin der Forensik, Dr. Monika Vilsmeier, standen unserer Zeitung in einem ausführlichen Gespräch Rede und Antwort.

Zwei entwichene Patienten innerhalb von mehreren Wochen und vermeintliche Versäumnisse in der Kommunikation: „Die Rufschädigung ist enorm“, räumt Professor Johannes Hamann, Ärztlicher Leiter des BKH Mainkofen, im Gespräch mit unserer Zeitung ein. Abgesehen davon, dass im Fall des von Boulevardmedien als „Kopf-ab-Killer“ betitelten Patienten ein paar folgenreiche Fehler passiert seien, hätten aber auch – zum Teil falsche – Informationen von nicht befugter Seite dazu geführt, dass das Bezirksklinikum in der Öffentlichkeit ins schlechte Licht gerückt wurde.

So hätten einige Medien berichtet, dass nach der Flucht des 24-jährigen Somaliers aus dem Plattlinger Kino in Mainkofen alle Lockerungsmaßnahmen gestrichen worden seien. Was gar nicht gehe. Lockerungsmaßnahmen seien per Gesetz vorgeschrieben, könnten nicht pauschal und auch im Einzelfall nur mit guter Begründung zurückgenommen werden. „Richtig ist, dass der nach dem Toilettengang entwichene Patient nach der Rückkehr ins Klinikum vorläufig in den hochgesicherten Bereich zurückverwiesen wurde“, berichtet die stellvertretende Chefärztin der Forensischen Klinik, Dr. Monika Vilsmeier. Er habe sich als „nicht absprachefähig“ erwiesen. Mit seinem Gefährdungspotenzial habe das aber nichts zu tun.

Apropos: „Der Patient hat seine Straftat infolge einer psychischen Erkrankung begangen. Diese Erkrankung wurde bei uns gut und mit einem langanhaltend wirksamen Depotmedikament behandelt“, erklärt Monika Vilsmeier. Insofern habe bei dem Lockerungsmissbrauch während des begleiteten Ausgangs aus psychiatrischer Sicht keine Gefährdung für die Allgemeinheit bestanden. „Dass dies der Polizei irrtümlich anders gemeldet wurde, war unser Fehler“, gibt Johannes Hamann zu. Nur deshalb habe es in der Folge einen öffentlichen Fahndungsaufruf gegeben, der für erhebliche Beunruhigung in der Bevölkerung sorgte.

Denn was wohl die wenigsten wissen: Lockerungsmissbräuche gebe es in der bayerischen Forensik jeden zweiten Tag, berichtet der Ärztliche Leiter. In den allerseltensten Fällen seien entwichene Patienten aber als gefährlich eingeschätzt, weshalb eine Fahndung der Polizei in der Regel ohne Information der Öffentlichkeit erfolge.

Aus gutem Grund. Denn welche Folgen es haben kann, wenn die Pferde umsonst scheu gemacht werden, zeigt der zweite, Mitte September entwichene Patient. „Er wurde in manchen Medien als ‚Kinokumpel‘ des ‚Kopf-ab-Killers‘ gehandelt“, berichtet Johannes Hamann. Von sich selbst wiederholt in der Zeitung zu lesen, habe den als nicht gefährlich eingestuften Mann so gestresst, dass er bei einem Gruppenausgang schließlich davongelaufen sei. „Ich habe mir erhebliche Sorgen um ihn gemacht“, erklärt Monika Vilsmeier. „Zum Glück hat er sich schnell telefonisch gemeldet und seine Rückkehr angekündigt.“

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