Nach Patienten-Flucht

Chefarzt der Forensik am BKH Mainkofen vorerst freigestellt

Nach der Flucht eines verurteilten Straftäters während eines begleiteten Ausgangs gibt es weitere Konsequenzen: Der Chefarzt der forensischen Psychiatrie, Dr. Johannes Schwerdtner, wird bis Jahresende freigestellt.


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Dr. Johannes Schwerdtner, Chefarzt der forensischen Psychiatrie am Bezirksklinikum Mainkofen, wird vorerst vom Dienst freigestellt. 

Von Redaktion idowa

Im Bezirksklinikum Mainkofen wird derzeit intensiv die Flucht eines Patienten während eines begleiteten Ausgangs untersucht, die sich Anfang August ereignete. Wie der Bezirk Niederbayern am Montagnachmittag mitteilte, wurde jetzt der Chefarzt der Forensik, Dr. Johannes Schwerdtner, zunächst bis zum 31. Dezember 2024 vom Dienst freigestellt. Die interimistische Leitung der forensischen Abteilung übernimmt Prof. Dr. Johannes Hamann, Ärztlicher Direktor des Bezirksklinikums Mainkofen. 

Am 8. August gelang einem 24-jährigen verurteilten Straftäter während eines begleiteten Ausgangs aus dem BKH Mainkofen die Flucht. Einer Sprecherin des Bezirks Niederbayern zufolge besuchte er das Kino in der Otto-Brindl-Straße in Plattling. Begleitet worden sei er dabei von drei psychologischen Fachkräften sowie einer Praktikantin. Im Kinosaal äußerte der 24-Jährige wohl den Wunsch, die Toilette aufzusuchen. Hierbei sei es offenbar zu einem "Missverständnis in der Kommunikation der Begleitpersonen" gekommen. Der 24-Jährige war wohl kurz unbeaufsichtigt und flüchtete. Die Polizei leitete umgehend eine Fahndung ein und nahm den Mann am Abend fest. Wie erst am Freitag, 13. September, bekannt wurde, waren neben dem 24-Jährigen zwei weitere Straftäter mit im Kinosaal, der überwiegend von Kindern besucht war. Bei einem der beiden handele es sich um einen Patienten mit einer diagnostizierten Pädophilie, der in diesem Kontext Straftaten begangen habe und deshalb im Maßregelvollzug untergebracht sei. Der andere Patient leide an einer hirnorganischen Persönlichkeitsstörung.

Seit der Flucht arbeite das Bezirksklinikum den Vorfall auf und räumte Fehler bei der Planung und Durchführung der Maßnahme ein. Die verantwortliche Therapeutin wurde bereits intern versetzt. 

Dass bei dem begleiteten Ausgang Fehler passiert sind, bestätigt auch Bayerns Sozial- und Arbeitsministerin Ulrike Scharf (CSU) gegenüber unserer Mediengruppe. "Der Mann war während der Lockerungsmaßnahme am Nachmittag im Kino, als dort auch Kinder und Familien waren. Das wurde vom Bezirkskrankenhaus in Mainkofen für künftige Maßnahmen sofort abgestellt. Auch auf Volksfesten und in Zoos wird es keine Freigänge mehr geben. Zudem wurde der Mann nur von Frauen begleitet. Das soll so ebenfalls nicht mehr vorkommen." 

Kurz nach der Flucht aus dem Plattlinger Kino waren vier verurteilte Straftäter aus dem BKH Straubing geflohen. Die vier Männer sollen dabei einen Pfleger bedroht und so die Flucht aus dem BKH erzwungen haben. Obwohl zwischen beiden Vorfällen kein Zusammenhang besteht, sorgte die zeitliche Nähe bei vielen Menschen in Ostbayern für Verunsicherung und befeuerte eine Debatte über die Sicherheitsstandards in bayerischen Bezirkskliniken.