In der Türkei

BKH Straubing: Die letzten beiden Flüchtigen sind festgenommen

Zwei in Österreich, die beiden letzten nun in der Türkei: Drei Wochen nach dem Ausbruch aus dem BKH Straubing sind die vier Flüchtigen gefasst. Zurück in Deutschland ist bisher allerdings nur einer von ihnen.


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Die vier Insassen flüchteten am 17. August aus dem BKH Straubing/Lerchenhaid. (Symbolbild)

Von Redaktion idowa mit Material der dpa

Drei Wochen nach der Aufsehen erregenden Flucht von vier Insassen aus dem Bezirkskrankenhaus (BKH) Straubing sind auch die letzten beiden Flüchtigen gefasst. Sie wurden in der Türkei festgenommen, teilte die Polizei am Samstag mit.

Demnach sei bereits am 30. August ein Mann in einem Migrationszentrum in der Stadt Edirne im bulgarisch-griechisch-türkischen Dreiländereck aufgefallen, da er sich illegal in der Grenzregion befunden haben soll. Bei einer genaueren Überprüfung habe sich herausgestellt, dass es sich um einen der Flüchtigen aus dem BKH Straubing handeln könnte. Begleitet sei der Mann von einer weiteren Person worden, bei der der gleiche Verdacht bestand.

Nachdem die beiden Männer zunächst in Gewahrsam genommen worden seien, konnten sie nach Angaben der Polizei nun als die beiden letzten noch flüchtigen Männer aus dem BKH Straubing identifiziert werden. Einer der beiden, ein 31-Jähriger, sei am Samstagvormittag nach Deutschland abgeschoben und in eine bayerische JVA gebracht worden. Sein Begleiter, ein 27-Jähriger, befindet sich der Polizei zufolge noch in der Türkei, eine Abschiebung nach Deutschland werde derzeit geprüft.

Erste zwei Flüchtige wurden in Österreich festgenommen

Bereits zuvor hatten die Beamten zweimal in Österreich in der Nähe von Graz Erfolg vermeldet: Am 22. August nahmen Einsatzkräfte der österreichischen Polizei einen 28-Jährigen fest, am 4. September meldete die Polizei die Festnahme eines ebenfalls 28-jährigen Flüchtigen. Beide befinden sich dem Polizeibericht zufolge nach wie vor in österreichischen Justizvollzugsanstalten. Die Staatsanwaltschaft Regensburg habe an die österreichische Justiz bereits Anträge auf Überstellung gestellt.

Gegen die vier Insassen ermittelt die Staatsanwaltschaft Regensburg zusammen mit der Kriminalpolizeiinspektion Straubing wegen des Verdachts der Geiselnahme und der gefährlichen Körperverletzung. Sie sollen am 17. August einen Wärter sowohl mit stumpfen als auch spitzen Gegenständen angegriffen, ihn festgehalten und bedroht haben, um so die Öffnung der Pforte zu erzwingen. Nachdem ein Sicherheitsmitarbeiter die Schleuse geöffnet hatte, hätten die Männer nach Angaben der Polizei den verletzten Mitarbeiter zurückgelassen und seien zu Fuß geflohen. Sie befanden sich aufgrund von Eigentums- und Betäubungsmitteldelikten im Maßregelvollzug des Bezirksklinikums, teilte die Polizei mit.

Thomas Galli geht davon aus, dass die Sache für die vier Männer schwerwiegende Konsequenzen haben wird. Er war Leiter in mehreren Justizvollzugsanstalten, juristischer Berater des Bezirkskrankenhauses Straubing und ist nun als Rechtsanwalt tätig. "Die Flucht an sich gilt nicht als Straftat, allerdings geht es in diesem Fall um eine Geiselnahme und weitere Delikte", sagt Galli im Gespräch. "Ich denke nicht, dass die Geflüchteten aus psychiatrischen Gründen als schuldunfähig angesehen werden. Deshalb müssen sie damit rechnen, dass noch eine mehrjährige Haftstrafe draufkommt und sie dann nicht mehr im BKH untergebracht werden, sondern in einer JVA."

Die Flucht der Männer zog eine Debatte um Sicherheit im Maßregelvollzug und mögliche Konsequenzen nach sich. Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) forderte eine detaillierte Aufarbeitung des Vorfalls. Die Sicherheitskonzepte in den Einrichtungen müssten verschärft und verbessert werden, sagte die Ministerin. Zudem müsse geprüft werden, ob in bestimmten Fällen Therapieabbrüche und eine Überstellung in die Justizvollzugsanstalten schneller rechtssicher stattfinden könnten.

Info

Beim Bezirkskrankenhaus Straubing handelt es sich um eine Fachklinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie. Sie ist eine Maßregelvollzugseinrichtung und therapiert psychisch kranke und suchtkranke Straftäter. Es gibt 16 Behandlungseinheiten mit 230 Therapieplätzen für Personen aus den Kreisen Straubing-Bogen, Dingolfing-Landau, Landshut, Kelheim und Rottal-Inn sowie aus den Städten Straubing und Landshut.

1 Kommentare:


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Christian L.

am 07.09.2024 um 18:11

Frage: Wie kommt man ohne Ausweis und ohne einen Euro in der Tasche bis in die Türkei?



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