Bayern

Städtisches Klinikum in Geldnot: Lage ist so schlimm wie nie!

Das Defizit der städtischen Krankenhäuser liegt heuer bei 90 Millionen - so hoch wie nie. Soll die Stadt trotzdem alle Standorte behalten? Das sagt der Stadtrat


Eines der städtischen Krankenhäuser: das Klinikum in Schwabing.

Eines der städtischen Krankenhäuser: das Klinikum in Schwabing.

Von Christina Hertel

München - Das Defizit bei den städtischen Krankenhäusern wird in diesem Jahr so groß wie nie zuvor: Der Konzern München Klinik, zu dem die Standorte Neuperlach, Bogenhausen, Harlaching, Schwabing und Thalkirchner Straße gehören, rechnet für 2023 mit einem Minus von fast 90 Millionen Euro.

Das ist mehr als dreimal so viel wie in den Jahren 2014 und 2015, als die München Klinik als ein großer Sanierungsfall galt. Damals wurde ein Konzept ausgearbeitet, was vorsah, 2000 Stellen zu streichen. Zuerst hat über diese Zahlen die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Informationen der AZ bestätigen die Prognose. Demnach gab es bloß in den Jahren 2016 und 2017 einen Überschuss von zusammengerechnet 38 Millionen Euro. Doch danach schrieben die Krankenhäuser wieder Jahr für Jahr rote Zahlen. Für 2022 rechnet die München Klinik mit einem Defizit von 32 Millionen, 2023 sollen es etwa 89 Millionen Euro sein.

Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek (SPD) verweist darauf, dass die städtischen Krankenhäuser mit dieser Prognose nicht alleine sind. "96 Prozent der deutschen Kliniken können ihre Ausgaben nicht mehr aus den laufenden Einnahmen finanzieren", sagt sie. Deshalb ist es Zureks Ansicht nach umso wichtiger, dass die Krankenhausreform des Bundes kommt. Diese soll Änderungen bei der Finanzierung der Krankenhäuser bringen.

Die Bauprojekte an den Standorten in Schwabing, Bogenhausen, Neuperlach und Harlaching sieht die Gesundheitsreferentin nicht für das Defizit verantwortlich. Stadt und Freistaat investieren eine Milliarde in Neubauten und Sanierungen. Trotz Lieferengpässen laufen die Projekte gut, sagt Zurek.

Die Referentin gibt - ebenso wie die SPD-Stadträtin Katrin Abele, die im Aufsichtsrat des Krankenhaus-Konzerns sitzt - eine "Bestandsgarantie" ab. "Die München Klinik wird auf jeden Fall bei der Stadt bleiben", sagen beide. Doch gilt das auch für alle fünf Standorte?

Dazu möchte sich Abele nicht äußern. Zum einen, weil sie abwarten will, was bei der Krankenhausreform herauskommt. Zum anderen weil bei der München Klinik ein Wechsel der Geschäftsführung ansteht. Klinik-Chef Axel Fischer hört im Sommer auf. Er hatte schon seit längerem an einem neuen Medizinkonzept gearbeitet. Doch das landet wohl im Papierkorb. Denn damit soll sich der neue Chef befassen.

Eine Diskussion über mögliche Standort-Schließungen will auch Zurek nicht führen: "Davon ist gerade keine Rede." Bei Linken-Chef Stefan Jagel klingt das deutlicher: "Die Stadt sollte an allen Standorten festhalten." Aus seiner Sicht sollte die Stadt bei den Überlegungen, wie sie mit dem Defizit umgeht, vor allem die Gesundheitsversorgung der Münchner im Blick haben.

Verärgert ist CSU-Fraktionsvize Hans Theiss, der selbst als Arzt allerdings an einer Uni-Klinik arbeitet. Er findet, der Stadtrat sollte endlich über das neue Medizinkonzept entscheiden. "Der Zeitverzug schadet der Klinik. Der Verweis auf die Krankenhausreform ist vorgeschoben und soll nur Zeit schinden", glaubt er.

Außerdem hält er es für falsch, dass über die Zahlen nur hinter verschlossenen Türen gesprochen wird. Aus seiner Sicht haben die Bürger ein Anrecht darauf, über die finanzielle Situation der München Klinik "ehrlich und transparent informiert" zu werden. "Das Versteckspiel des Oberbürgermeisters ist unwürdig und nicht tragbar", sagt Theiss.