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Zu unnahbar? So kämpft Oliver Kahn beim FC Bayern um seinen Job

Bayerns Vorstandschef sagt über seine Zukunft: "Selbstverständlich bin ich nächste Saison noch hier." Präsident Hainer verweigert ein Bekenntnis zu Kahn. "Wir besprechen das in aller Ruhe intern"


"Wir werden sehr kritisch miteinander umgehen, sehr analytisch sein und uns viele, viele Fragen stellen", sagt Bayerns Vorstandschef Oliver Kahn, dessen Zukunft ungewiss ist, über die Aufsichtsratssitzung am 22. Mai.

"Wir werden sehr kritisch miteinander umgehen, sehr analytisch sein und uns viele, viele Fragen stellen", sagt Bayerns Vorstandschef Oliver Kahn, dessen Zukunft ungewiss ist, über die Aufsichtsratssitzung am 22. Mai.

Von Maximilian Koch

München - Es gibt aktuell kaum ein Heimspiel des FC Bayern, in dem die Fans in der Südkurve auf Kritik an der Klubführung verzichten.

Ein Beleg, wie sehr es an der Basis brodelt. Auch am Sonntag, bei der 2:0-Pflicht gegen Hertha BSC, wurde der Unmut wieder deutlich. So stand auf mehreren Plakaten geschrieben, wie sich die Ultras "ihren" FC Bayern vorstellen. "Gesellschaftliche Verantwortung", "Teil der Bundesliga", "Mitgliederverein", "Nachhaltige Entwicklung", "Ein Verein für alle", "Mia san Mia", "Mit Hirn und Herz", "Rot und weiß", lauteten die Schlagworte. Und ganz groß, quasi als Überschrift: "Unser FC Bayern Ahead".

"Unser FC Bayern Ahead": Die Bayern-Fans in der Südkurve mit klaren Botschaften an die Klubspitze um Kahn.

"Unser FC Bayern Ahead": Die Bayern-Fans in der Südkurve mit klaren Botschaften an die Klubspitze um Kahn.

Eine Anspielung auf Vorstandschef Oliver Kahn, der im Oktober 2021 allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gemeinsam mit der Bayern-Führung das "Ahead"-Programm vorgestellt hatte - ein strategisches Leitbild, um den Klub auf die Zukunft vorzubereiten. Nach AZ-Informationen kam dieses Programm intern allerdings teilweise ebenso schlecht an wie in der Südkurve. Der Vorwurf: zu viel Theorie und Unternehmensberater-Floskeln. Kahn, so heißt es, müsse mehr auf die Menschen im Klub zugehen, sich öffnen, nahbarer sein.

Ob ihm das in Zukunft gelingen wird? Einen vorzeitigen Bayern-Abschied schloss Kahn am Sonntag jedenfalls aus - trotz aller Kritik. "Selbstverständlich bin ich nächste Saison noch hier", sagte der Vorstandschef auf eine entsprechende Nachfrage lachend. "Ja, wir haben eine Aufsichtsratssitzung, turnusmäßig, Ende Mai", fügte er an. "Da werden wir zusammenkommen, wir werden sehr kritisch miteinander umgehen, sehr analytisch sein und uns viele, viele Fragen stellen. Es gibt sicherlich hier und da Gesprächsbedarf: Wo können wir uns verbessern? Aber das ist alles Zukunftsmusik."

Bei den Bayern werde "immer viel gesprochen und diskutiert", so Kahn weiter. "Mein Fokus gilt nicht irgendwelchen Diskussionen, sondern nur der deutschen Meisterschaft. Darum geht's."

Kahns Kampf um seinen Job. Präsident Herbert Hainer hatte zuvor ein Bekenntnis zum Vorstandsvorsitzenden verweigert. "Glauben Sie mir, wir konzentrieren uns jetzt alle auf das Sportliche", sagte Hainer: "Ansonsten analysieren wir und debattieren über die Gesamtlage. Wir besprechen das in aller Ruhe intern und sehr umsichtig, so wie man das vom FC Bayern gewöhnt ist."

Die Entscheidung über Kahns Zukunft soll in der Sitzung am 22. Mai fallen, zwischen dem 33. und 34. Bundesliga-Spieltag. "Die Termine legen wir immer ein Jahr im Voraus fest", sagte Hainer, "vielleicht haben wir ja bis dahin schon die Meisterschaft entschieden." Das Wichtigste sei, "was unten auf dem Platz passiert - und dass wir die elfte deutsche Meisterschaft in Serie gewinnen".

Sportvorstand Hasan Salihamidzic, dessen Arbeit ebenfalls genau analysiert wird, erklärte, er könne "mit diesen Situationen ganz gut umgehen". Er versuche, seinen "Job" zu tun: "Ich treffe immer die Entscheidungen, die zum Wohle des FC Bayern sind, arbeite 24/7 und versuche, in jeder Minute für jeden da zu sein. Alles andere kann ich nicht beeinflussen."