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FC Bayern: Die Zweifel an Tuchel und Salihamidzic wachsen

Neben Bayerns Vorstandschef Oliver Kahn geraten nun auch Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Coach Thomas Tuchel stärker in die Kritik. "Der Trainer macht einen sehr konfusen Eindruck"


Nach Vorstandsboss Oliver Kahn rücken nun zunehmend auch Sportboss Hasan Salihamidzic (r.) und selbst Neu-Coach Thomas Tuchel in den Fokus der Kritiker.

Nach Vorstandsboss Oliver Kahn rücken nun zunehmend auch Sportboss Hasan Salihamidzic (r.) und selbst Neu-Coach Thomas Tuchel in den Fokus der Kritiker.

Von Maximilian Koch

München - Die Schonfrist ist vorbei - auch für den neuen Bayern-Trainer Thomas Tuchel. Nach nur zwei Siegen aus sieben Spielen wachsen die Zweifel am Nachfolger von Julian Nagelsmann, der Leistungseinbruch beim 1:3 in Mainz am Wochenende war schlicht erschreckend.

Der frühere Bayern-Star und heutige Sky-Experte Didi Hamann gibt Tuchel daher eine Mitschuld an der sportlichen Krise. "Die Führung mag konfus sein, aber der Trainer macht in seinen bisherigen vier Wochen auch einen sehr konfusen Eindruck", sagte Hamann in der Sendung "Sky90" und ergänzte: "Wenn er die Meisterschaft auch noch verspielt, ist es klar, dass er angeschossen sein wird."

Drei Titel waren vor drei Wochen noch möglich, nun ist sogar die Meisterschaft in großer Gefahr. Borussia Dortmund liegt seit Samstagabend mit einem Punkt Vorsprung an der Spitze.

"Ich habe selten einen Trainerwechsel erlebt, wo es kurzfristig schlechter wird. Genau das ist bei den Bayern passiert", sagte Hamann weiter. Gegen Mainz habe die Mannschaft "wie von allen guten Geistern verlassen" gespielt, beim Pokal-Aus im Viertelfinale gegen den SC Freiburg habe der Auftritt des Teams einem "Hühnerhaufen" geglichen. Hamann kritisierte auch Tuchels Aussagen in der Öffentlichkeit sowie die Aufstellungen. "Du hast keinen Wettbewerb mehr außer der Bundesliga. Du hast zwei Spieler, die in Form sind: Coman und Sané. Und die spielen nicht." Stattdessen standen in Mainz die formschwachen Sadio Mané und Thomas Müller in der Startelf.

Hamann sieht die Stimmung im Team ebenfalls als Problem. "Da gibt es zerstrittene Grüppchen, aber keine Mannschaft", sagte der 49-Jährige, der "tiefe Gräben" im Kader des Rekordmeisters sieht. "Die Mannschaft zerfällt im Moment in ihre Einzelteile." Die deutliche Kritik von Vorstandschef Oliver Kahn nach dem 1:3 in Mainz hätte er sich "vor sechs bis acht Wochen gewünscht. Man hat sich zu lange schützend vor die Mannschaft gestellt."

Im Titelkampf der Bundesliga traut Hamann den Dortmundern die erste Meisterschaft seit 2012 zu. "Jetzt haben sie es selbst in der Hand und sollten die Tabellenführung nicht mehr hergeben", sagte er. "Ich kann mir gut vorstellen, dass sie die letzten fünf Spiele gewinnen."

Sollte dies so kommen, würde auch die Kritik an Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic weiter zunehmen. Über Kahns Zukunft wird am 22. Mai auf der nächsten Aufsichtsratssitzung beraten. Nach AZ-Informationen wird auch Salihamidzics Arbeit an diesem Tag Thema sein. Die Zweifel an der sportlichen Führung wachsen, die Kaderzusammenstellung wirft genauso Fragen auf wie der Umgang mit Ex-Coach Nagelsmann. Den jungen Trainer mit einem Fünfjahresvertrag auszustatten, war äußerst unglücklich. Die Umstände seiner Trennung, von der Nagelsmann im Skiurlaub erfuhr, ebenso. Salihamidzic war hier maßgeblich beteiligt, nicht nur Kahn. . .

Der "Kicker" schrieb in seiner Montagsausgabe über Salihamidzic: "Intern gibt es Zweifel, ob der Sportvorstand dem FCB gewachsen ist; beziehungsweise häufen sich die Meinungen, dass der deutsche Rekordmeister für ihn eine Nummer zu groß sei." Der Vertrag des Sportvorstands wurde erst im vergangenen Jahr bis 2026 verlängert, Kahn ist bis Ende 2024 vertraglich an Bayern gebunden.

Präsident und Aufsichtsratschef Herbert Hainer kündigte nach der Mainz-Pleite an: "Wir konzentrieren uns erst einmal auf die deutsche Meisterschaft. Das wird schwer genug sein, wie wir heute gesehen haben."

Und, so Hainer weiter: "Über alles andere reden wir dann später."