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Zahlenspielereien

Die Bayern-Frauen wollen an die Spitze. Ex-Profi Verena Schweers analysiert mit der AZ, was gut läuft - und wo Verbesserungsbedarf ist


Fast meisterhaft: Reicht es für die Mannschaft der Bayern-Frauen am Saisonende für einen Titel?

Fast meisterhaft: Reicht es für die Mannschaft der Bayern-Frauen am Saisonende für einen Titel?

Von Victoria Kunzmann

Ein Titel darf es gern sein. Die Bayern-Frauen starten gegen Potsdam am Sonntag (14 Uhr/Magentasport) in Potsdam in die zweite Saisonhälfte. Was ist drin?

Mit der früheren Spielerin des VfL Wolfsburg und des FC Bayern, Verena Schweers, hat die AZ den Formcheck gemacht.

Wo sie spitze sind: An der Tabelle sind sie es nicht, Platz zwei mit fünf Punkten Abstand auf Wolfsburg. Dafür haben die Bayern die beste Defensive der Bundesliga - mit nur drei Gegentoren. Großen Anteil hat die Innenverteidigung, für Verena Schweers die große Stärke: Das Duo Glodis Viggosdottir/Tainara habe sie "positiv überrascht. Mich beeindrucken die Schnelligkeit und Zweikampfstärke", sagt Schweers: "Das braucht es im modernen Fußball."

Bayerns "Trainer der Zukunft"? Alexander Straus.

Bayerns "Trainer der Zukunft"? Alexander Straus.

Großen Anteil hat auch Torhüterin Mala Grohs, die in acht Spielen die Null hielt, 82 Prozent der gegnerischen Schüsse abwehrte. Liga-Bestwert. Das Dilemma: Die frühere Stammtorhüterin Laura Benkarth ist wieder fit und drängt auf ihren Platz zurück. Trainer Alexander Straus müsse sich "zwischen Erfahrung und Talent" entscheiden, sagt Schweers. "Für wen sich Straus entscheidet, hat am Ende viel mit Vertrauen zu tun." Spricht eher für Grohs, die der 45-Jährige besser kennt.

Dass das Team die Philosophie des Trainers verinnerlicht hat, zeigt ein weiterer Bestwert: Sie hatten die meisten Ballaktionen in der Hinrunde, wie das Datenportal "Pro Football Reference" analysiert hat. Als Ballaktion definieren sie jedes Berühren, Dribbeln, Abgeben des Balls. Bayern hatte 7264, Wolfsburg im Vergleich 6932. Straus steht für Ballbesitzfußball und viele, kurze und schnelle, Pässe.

Spielerinnen der Hinrunde: Für Schweers ist das neben den Innenverteidigerinnen der Sommerzugang Georgia Stanway. "Sie hat etwas gebraucht, um anzukommen, hat es dann aber richtig gut gemacht", sagt die Ex-Spielerin. Die Europameisterin hat die meisten progressiven Pässe gespielt, sprich: die meisten Pässe, die in Richtung des gegnerischen Tores gehen.

Wo noch mehr geht: ein Unentschieden, eine Niederlage - gegen die größten Konkurrenten. Es fehlen Siege gegen die Topteams. "Dass sie ihre Chancen nicht nutzen konnten, war eher ein Problem in den großen Spielen", sagt Schweers. Bei den Schüssen aufs Tor liegt die Mannschaft in der Liga nur auf Platz 3 (mit 178).

Straus erkannte selbstkritisch: "In den meisten Spielen der ersten Saisonhälfte hatten wir kurze Phasen im Spiel, in denen wir es nicht geschafft haben, unser Level ganz hochzuhalten. Ich denke, das wird der Schlüssel sein in der zweiten Saisonhälfte."

Auch mental müssen die Bayern stärker werden. Denn der Branchenprimus aus Wolfsburg ist ein Angstgegner. Schweers: "Wolfsburg hat eine krasse Siegermentalität, durch die sie sich auch von Bayern abheben."

Das Fazit: Das Level über 90 Minuten hochhalten, Chancen kreieren, Torgefahr ausstrahlen, um die eigene Stärke wissen: Ansätze, die helfen können, um sich auch gegen Topteams durchzusetzen. Schweers: "Für die Meisterschaft wird es nicht reichen, aber sie haben das Zeug, Wolfsburg endlich wieder zu schlagen." Auch in der Champions League sei alles möglich. Alexander Straus sieht sie als den "Trainer der Zukunft" bei Bayern. "Er bringt eine Lockerheit rein, ohne den Fokus zu verlieren. Alle arbeiten an einem Ziel." Das wäre: Titel für Bayern.