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Bayern-Frauen vor Kracher gegen Wolfsburg: Star-Duell um die Spitze
24. März 2023, 18:32 Uhr aktualisiert am 24. März 2023, 18:32 Uhr
München/Wolfsburg - Zusammen gefreut haben sich Lea Schüller und Alexandra Popp eher selten.
Denn es ist definitiv die vielzitierte Ausnahme von der berühmten Regel, dass beide deutschen Vorzeige-Angreiferinnen gemeinsam auf dem Rasen stehen.
Das ist in der Nationalmannschaft so und natürlich gilt das noch viel mehr für die Frauen-Bundesliga. Hier sind die beiden Konkurrentinnen im Erzrivalen-Duell zwischen dem FC Bayern und dem VfL Wolfsburg. Der immer frische Nord-Süd-Gipfel - seit der Saison 2012/13 kam der deutsche Frauenmeister immer entweder aus Wolfsburg oder aus München. In der Meister-Wertung steht es 7:3 für den Norden, für die Wölfinnen.
Jetzt steht am Samstag (17.55 Uhr/Magenta, BR) der Showdown um die Meisterschaft an. Wolfsburg hat zwei Punkte Vorsprung auf die Bayern, bei einem Sieg auf dem FC-Bayern-Campus würde der VfL der Meisterschaft einen Riesenschritt weiterkommen. Das Spiel ist aber eben auch das Duell der beiden deutschen Ausnahme-Angreiferinnen.
Die AZ vergleicht die beiden Vorzeige-Stürmerinnen der Bundesliga-Topteams:
Tore: Beide Knipserinnen befinden sich in Topform. In 15 Bundesligaspielen gelangen Bayerns Tormaschine Schüller neun Treffer und ein Assist.
In der Champions League traf sie zweimal - darunter einmal im wichtigen Viertelfinal-Hinspiel gegen Arsenal am Dienstag (AZ berichtete) - zwei weitere Male in der Qualifikation gegen Real Sociedad und einmal im DFB-Pokal. Auf Schüller ist Verlass, sie trifft in bester Neuner-Manier, wenn es drauf ankommt.
Popps Torbilanz ist in der aktuellen Saison noch besser: Elf Tore und drei Vorlagen gelangen ihr in der Liga, dazu zwei Treffer und vier Vorlagen im Pokal. Sie ist mehr noch als Schüller auch Vorbereiterin, spielt bei den Wölfinnen meist auf der Außenbahn.
Mittelstürmerin ist Ewa Pajor. Die Polin traf in allen Wettbewerben schon 20 Mal.
Entwicklung: Schüller, die 2020 von der SGS Essen nach München wechselte, brauchte ein paar Monate, um den Fußball des neuen Trainers Alexander Straus zu verstehen. Noch im November sagte sie der AZ: "Ich komme aktuell zu selten überhaupt in die Situation, ein Tor zu machen." Inzwischen hat sie ihre neue Rolle gefunden. Straus schwärmte nach dem Spiel gegen Arsenal, die 25-Jährige sei eine "komplettere Stürmerin" geworden. "Sie war schon immer eine Torjägerin, aber jetzt ist sie mehr involviert, sie hat ihrem Spiel mehr Farben hinzugefügt." Gegen die Engländerinnen verhinderte sie gar den Ausgleich, als sie einen Ball von der Linie wegprügelte.
Wolfsburgs Starspielerin Popp ist eine echte Allrounderin, spielte vor der EM in Wolfsburg oft auf der Sechs. Seitdem sie ihre Offensivqualitäten in England auspackte, stellt VfL-Trainer Tommy Stroot sie auch im Verein meist offensiver auf. Die 31-Jährige kann vieles. Mit Wolfsburg sammelt sie seit Jahren Titel, die größte Entwicklung hat sie persönlich genommen, wie ihre Empathie und Führungsqualitäten zeigen.
"Vielleicht bin ich im Moment so ein wenig das Gesicht des Frauenfußballs. Ich bin gerne bereit, uns so ins Blickfeld zu rücken", sagte sie im Januar bei "dfb.de". "Gleichzeitig würde ich es sehr schätzen, wenn andere Spielerinnen ebenfalls die Möglichkeit bekommen, sich zu zeigen."
Perspektive: Schüller ist mehr als sechs Jahre jünger als ihre Wolfsburger Kontrahentin, könnte das neue Gesicht des deutschen Frauenfußballs werden. Trainer Straus adelte sie zuletzt, sie habe das "Potenzial, eine der weltweit Besten auf ihrer Position zu werden".
Nächste Station nach dem FC Bayern könnte ein Klub im Ausland werden. . .
Popp hingegen liebäugelte bereits nach der EM damit, die Nationalmannschaftskarriere zu beenden, doch die WM steht auf ihrer "Agenda". Denn: Popp fühlt sich gut wie nie. "Ich hab sogar das Gefühl gehabt, dass ich durch das Turnier und auch meine körperliche Fitness wieder im Moment im zweiten Frühling bin und extrem den Spaß am Fußball wiedergefunden habe", sagte sie im September bei Sky.
Nationalmannschaft: Solidarisch waren sie einander immer, etwa als Popp sich im EM-Gruppenspiel gegen Spanien das Trikot von Lea Schüller überstreifte und darin fleißig Autogramme schrieb. Schüller fiel zum Beginn der Europameisterschaft wegen einer Corona-Infektion aus, war von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg eigentlich als Stammspielerin vorgesehen. Schüllers Ausfall ermöglichte es der 31-jährigen Wolfsburgerin also überhaupt erst, zur EM-Stammspielerin zu werden. Bis zum Finale hatte Schüller nur das Spiel gegen Dänemark bestritten und ein Tor erzielt. Dann fiel Popp aus - und Schüller sprang ein.
Das Länderspiel gegen Schweden im Februar war Popps 125. im Nationaldress. Schüller absolvierte seit 2017 45 Partien für das DFB-Team. Nachdem die EM für sie nicht ganz so glücklich verlief, will Deutschlands amtierende Fußballerin des Jahres in Australien und Neuseeland angreifen.
Die Frage: Schüller oder Popp? Keine leichte Wahl für die Bundestrainerin. Das Topspiel könnte bei der Entscheidungsfindung helfen.