Überblick

Verzweifelte Hoffnung, taktisches Mahnen

Trainer Pep Guardiola gibt nach dem 3:0-Erfolg von ManCity den Zweckpessimisten. Und die Bayern? Sie machen sich selber Mut. "Ich habe im Fußball schon Unglaubliches erlebt", sagt Vorstandsboss Oliver Kahn.


Das bayerische Frust-Triple: Sportvorstand Hasan Salihamidzic, der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn und Präsident Herbert Hainer (untere Reihe von links) verfolgen mit versteinerten Mienen die 0:3-Klatsche der Bayern bei Manchester City.

Das bayerische Frust-Triple: Sportvorstand Hasan Salihamidzic, der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn und Präsident Herbert Hainer (untere Reihe von links) verfolgen mit versteinerten Mienen die 0:3-Klatsche der Bayern bei Manchester City.

Von Patrick Strasser

Manchester - Auf der Bühne des feudalen Ballroom im altehrwürdigen Kimpton Clocktower Hotel in Manchester legte ein DJ gedämpfte Musik auf. Er war vom FC Bayern in der Hoffnung engagiert worden, ein paar feurigere Beats den VIP-Gästen, Sponsoren sowie der Mannschaft und dem Trainer- und Betreuerstab präsentieren zu können. Doch die 0:3-Abreibung im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League bei Manchester City drückte auf die Stimmung beim mitternächtlichen Bankett.

Was blieb Oliver Kahn, dem Vorstandsboss, also anderes übrig als auf Hoffnung umzuschalten, sich kämpferisch zu zeigen bei seiner Rede - was ja auch in der DNA des ehemaligen Torhüters und Kapitäns der Bayern liegt. Doch trotz seiner "Weiter, immer weiter"-Attitüde klangen die Worte eher realistisch. "Es sieht nicht so gut aus, nur: Ich habe im Fußball schon Unglaubliches erlebt. Es ist immer alles möglich." Daher appellierte Kahn an die Mannschaft und Trainer Thomas Tuchel bei seinem Premierenbankett in den Reihen seines neuen Arbeitgebers: "Wir haben die Pflicht, in diesem Rückspiel noch mal alles, was möglich ist, reinzuwerfen. Um unseren Fans auf der ganzen Welt zu zeigen, dass wir eben nicht aufgeben."

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Das bayerische Frust-Triple: Sportvorstand Hasan Salihamidzic, der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn und Präsident Herbert Hainer (untere Reihe von links) verfolgen mit versteinerten Mienen die 0:3-Klatsche der Bayern bei Manchester City. Foto: Tom Weller/dpa

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Warnt vor Bayern: ManCity-Coach Guardiola. Javier Garcia/imago

Zweckoptimismus. Kommende Woche Mittwoch soll das Wunder von Fröttmaning angepackt werden - doch wer mag so wirklich daran glauben?

Bei Austern, Garnelen, schottischem Lachs, Beef Wellington oder Quinoa Power-Salat ließen die meisten Spieler in der Nacht zum Mittwoch die Köpfe hängen. Sie blickten auf ihre Teller, einzig Thomas Müller ging ein wenig von Tisch zu Tisch, machte bereitwillig ein paar Selfies.

Der Kapitän war bis zur 80. Minute nicht zum Einsatz gekommen, machte jedoch gute Miene zu einem für ihn traurigen Spiel und tauschte sich an der Seitenlinie auf Nachfrage von Tuchel mit dem Chefcoach aus. Ganz Profi.

"Natürlich will jeder dabei sein", sagte Müller, "es ist eine Entscheidung, mit der man nicht super-happy ist, aber sehr gut umgehen kann." Er habe es eben zu akzeptieren, dass sich Tuchel in Abwesenheit des verletzten Eric Maxim Choupo-Moting für den schnelleren Serge Gnabry als Mittelstürmer entschied - doch der Plan ging nicht auf. Müller, den Tuchel eher als Spieler sieht, "der um eine Nummer neu herum agiert", kann sich rein persönlich als Gewinner fühlen.

"Es geht darum, dass wir uns jetzt am Samstag die drei Punkte gegen Hoffenheim holen und wir uns dann für Mittwoch präparieren und schauen, was der Fußballgott noch so bereithält für uns." Zunächst ein Ligaspiel gegen den Abstiegskandidaten zwischen den beiden City-Duellen als Sandwich-Match, das den Bayern schwer im Magen liegen könnte, da die Hoffenheimer mit dem neuen Trainer Pellegrino Materrazzo plötzlich einen Lauf haben.

Geht nach der 0:3-Packung im Rückspiel tatsächlich noch was? "Wir werden daraus lernen, aufstehen und im Rückspiel alles versuchen. Aber ist natürlich eine miserable Ausgangssituation, eine riesigen Hypothek", meinte Leon Goretzka während Joshua Kimmich trotzig betonte: "Wir können alle rechnen."

"Wir haben drei fantastische Tore geschossen, es ist ein hervorragendes Ergebnis", frohlockte derweil der einstige Bayern- und jetzige ManCity-Trainer Pep Guardiola. Doch natürlich mahnte er auch: "Hier in unserem Stadion sind wir richtig gut, haben unser Momentum, entwickeln unser Spiel. In München ist das für Bayern vor ihren Fans ebenso. Ich war dort, weiß es. Wenn sie in ihr Spiel kommen, können sie auch schnell ein, zwei, drei Tore machen."

Klarer Fall von Zweckpessimismus. Patrick Strasser

Trainer Pep Guardiola gibt nach dem 3:0-Erfolg von ManCity den Zweckpessimisten. Und die Bayern? Sie machen sich selber Mut. "Ich habe im Fußball schon Unglaubliches erlebt", sagt Vorstandsboss Oliver Kahn