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Und raus bist du!
13. April 2023, 16:43 Uhr
München - Eine "blaue Watschn für die Bayern" sei das 0:3 im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinales bei Manchester City gewesen, hatte die Schweizer Zeitung "Blick" getitelt. Nun ja - die eigentliche Ohrfeige hat es nach Abpfiff erst in der Kabine gegeben haben, als sich die Bayern-Profis Leroy Sané (27) und Sadio Mané (31) eine erst lautstarke, dann handfeste Auseinandersetzung geliefert haben, bei der Mané seinem Mitspieler mit einem Hieb eine dicke Lippe verpasst hat.
Am Donnerstagvormittag sah man die Streithähne nach dem Prügel-Eklat im Training zum Teil Seite an Seite joggen - allerdings zunächst mit ernsten Mienen. Zuvor hatten die Bayern-Bosse Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic Sané und Mané zum Gespräch in ihre Büros an der Säbener Straße gebeten. Mané soll laut "Bild" Einsicht gezeigt haben. Doch Einsicht allein schützt vor Suspendierung nicht. Die Bayern reagierten am Donnerstagnachmittag, trafen die einzig richtige - und mögliche - Entscheidung. Sie suspendierten Mané vorläufig. "Sadio Mané, 31, wird am kommenden Samstag nicht im Kader des FC Bayern für das Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim stehen. Grund ist ein Fehlverhalten Manés nach dem Champions League-Spiel des FC Bayern bei Manchester City. Zusätzlich wird Mané eine Geldstrafe erhalten", verkündete der FC Bayern um 15.34 Uhr auf seiner Homepage.
Der (vorläufige) Tiefpunkt seiner bisher an Höhepunkten armen Zeit in München für den Senegalesen. Es läuft wirklich so ganz und gar nicht für Afrikas Fußballer des Jahres. In den vier Partien unter Tuchel kam Mané lediglich ein Mal von Beginn an zum Einsatz, beim 1:0 letzten Samstag in Freiburg. Und ansonsten?
Drei Einwechslungen mit wenig Effekt, sein letztes und sechstes Saisontor erzielte er im Oktober. Insgesamt kommt Mané in 32 Einsätzen seit seinem Wechsel im Sommer letzten Jahres lediglich auf elf Treffer - zu wenig für einen Stürmer seiner Güte. Zugutehalten muss man ihm, dass er von November bis Ende Februar neun Pflichtspiele (auch die WM in Katar mit Senegal) wegen einer Entzündung am Wadenbeinköpfchen verpasst hatte.
Viel Frustpotenzial für den Stürmer, der seit Wochen nicht in Form ist und diese mit den Kurzeinsätzen auch nicht findet. War es dieser Teufelskreis, der nun zu der Kurzschlussreaktion gegenüber Sané geführt hat, nachdem man sich noch auf dem Platz in der 83. Minute gefetzt hatte wegen eines Missverständnisses zu einem Abspiel Sanés bzw. dem Laufweg von Mané?
Doch wann begann das Tief des Sadio Mané, einst Champions-League-Sieger mit dem FC Liverpool (2019) und Afrika-Cup-Sieger 2022 mit seinem Heimatland, dessen Kapitän und Rekordtorschütze er ist, in München? Im Sommer elektrisierte der Wechsel von Mané zum FC Bayern die Öffentlichkeit. Vor allem Sportvorstand Hasan Salihamidzic wurde für den Coup gefeiert, diesen Weltklassestürmer aus der Premier League für eine Ablöse von 32 Millionen (plus maximal neun Mio. mögliche Bonuszahlungen) mit Vertrag bis 2025 nach München zu locken.
Mané kam als "Everybody's Darling", verzückte die Fans mit seinem schüchternen Lächeln - und schenkte den Gegnern in seinen ersten sechs Pflichtspielen gleich fünf Tore ein. Doch zum erhofften Torjäger und Ersatz von Mittelstürmer-Legende Robert Lewandowski, der im Sommer nach acht Jahren zum FC Barcelona gewechselt war, wurde Mané nicht - dafür jedoch angeblich zum Topverdiener der Mannschaft noch vor Kapitän Manuel Neuer.
Nach der Verletzung kam Mané nicht wieder in Form. Er soll sich laut "Sport Bild" bei Ex-Trainer Julian Nagelsmann über zu wenig Einsatzzeiten beklagt haben. Die Jokerrolle schmeckt dem Weltstar nicht, der bei der Fifa-Wahl "The Best" im Februar als einziger Spieler aus der Bundesliga mit Rang sechs in den Top 10 landete.
Dabei hatte Nagelsmann noch von Mané geschwärmt: "Sadio ist sehr demütig, ein extremer Teamspieler, der die eigenen Befindlichkeiten extrem hintenanstellt. Er nimmt sich bewusst zurück, um andere glänzen zu lassen. Du merkst in keinem Moment des Umgangs, dass er ein Superstar ist."
Doch der hat offenbar noch eine andere Seite. Eine, die ihn jetzt teuer zu stehen kommt.