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Neuer Verein, neues Köllner-Glück?

Ingolstadt holt Sechzigs Ex-Trainer. Es gibt verblüffende Parallelen zwischen den Rivalen


Ähnliche Ausgangslage, neuer Klub: Ex-1860-Trainer Michael Köllner (l.) und Ex-Löwe Ivica Grlic wollen den FC Ingolstadt aus dem Drittliga-Keller in die Zweite Liga führen

Ähnliche Ausgangslage, neuer Klub: Ex-1860-Trainer Michael Köllner (l.) und Ex-Löwe Ivica Grlic wollen den FC Ingolstadt aus dem Drittliga-Keller in die Zweite Liga führen

Von Matthias Eicher

München - Die Verquickungen zwischen Sechzgern und Schanzern, sie sind schon kurios. Ende Januar entließen die beiden bayerischen Klubs zeitgleich ihre Trainer, Michael Köllner und Rüdiger Rehm. Jetzt duellierten sie sich, bekanntlich mit dem besseren Ende für die Mannschaft des neuen Löwen-Dompteur Maurizio Jacobacci (3:1), was wiederum Guerino Capretti den Job kostete.

Da konnte es als Nachfolger natürlich nur einen geben, wie die AZ noch am Tag vor der Bekanntgabe erfuhr: Michael Köllner, der Ex-Löwen-Dompteur.

"Vor einem Jahr hätte ich nicht gedacht, dass ich jetzt hier sitze, sondern am Montagabend, bei Ingolstadt gegen Sechzig", meinte der alte Sechzig- und neue Schanzer-Chefcoach ziemlich köllner-like mit einem Lächeln im Gesicht. Sein Aus bei 1860 scheint er verkraftet zu haben.

Und dennoch: Der 53-Jährige kam nicht umhin, den Blick in die Vergangenheit zu lenken und ließ dabei auch durchblicken, dass es im Winter Differenzen mit Sechzigs Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel gegeben hat. "Ich verfolge natürlich die Mannschaft von Sechzig München weiterhin", meinte Köllner: "Das ist meine Mannschaft. Die Mannschaft habe ich im Sommer größtenteils zusammengestellt."

Pikant: Im Winter-Transferfenster scheint Gorenzel aber Köllner weit weniger Handlungsspielraum eingeräumt zu haben: "Im Winter gab es die ein oder andere Personalie, die nicht in meinem Interesse war."

In erster Linie die Personalie Raphael Holzhauser, die laut Köllner von Gorenzel kam. Kurios, dass es aus Gorenzels Kreisen hieß, Köllner habe den Spieler unbedingt haben wollen. Wenn zwei sich (verbal) streiten, liegt die Wahrheit meist irgendwo in der Mitte. . .

Köllner jedenfalls wollte sich nicht nehmen lassen, sein Wirken bei 1860 trotz des dreifach verpassten Aufstiegs als Erfolg zu preisen. "Es ist für mich vorbei", sagte er: "Es war eine wunderschöne Zeit, fast dreieinhalb Jahre Trainer bei 1860 zu sein."

Der Blick in die Vergangenheit macht deutlich, dass die Halbwertszeit eines Trainers im Reich der Löwen überschaubar ist: "Da gibt es nicht so viele. Ich kann fast versprechen: Auch in der Zukunft wird das fast nicht zu toppen sein. Deswegen weiß ich, dass die Zeit bei Sechzig richtig gut war."

Blickt man auf seine ersten Jahre, lässt sich feststellen: Köllner agierte als Erfolgstrainer und Menschenfänger in Personalunion, er hat gleich zwei Rekordserien zu verantworten (14 Spiele ohne Pleite 2019/20 und die fünf Auftaktsiege 2022/23).

Die enorme Erwartungshaltung und die Machtkämpfe im Hintergrund veränderten allerdings auch Köllner, der 1860 weder auf, noch neben dem Platz mehr so gut einfangen konnte. "Es ist wie bei allem im Leben: Im Fußball geht's weiter", meinte der Oberpfälzer nun: "Ich habe jetzt ein spannendes Projekt vor mir und das ist hier."

Interessant: Nach AZ-Informationen galt der neue Schanzer-Sportchef und Ex-Löwe Ivica Grlic auch bei den Blauen als ein Kandidat, der den umstrittenen Gorenzel beerben könnte. Nun aber saß er wie Köllner auf dem FCI-Podium und lobte jenen Mann, der Ingolstadt nun vor dem Abstieg retten und nächstes Jahr in die Zweite Liga führen soll: "Über Michael muss man gar nicht so viel sagen: Er hat extrem viel Erfahrung, hat alles schon durchgemacht."

Stimmt, schließlich war er 1860-Trainer.