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Michael Köllners Endspiel: Für den 1860-Coach geht es am Samstag um alles oder nichts!

Sechzigs Trainer hat sein Selbstbewusstsein trotz seiner mutmaßlich letzten Chance gegen Zwickau noch nicht verloren: "Ich bin mir sicher, dass ich die Mannschaft erreiche." Autogrammkarten im Müll!


Von Ruben Stark, Bernhard Lackner

München - Michael Köllner ließ sich nichts anmerken. Der Trainer des TSV 1860 begrüßte am Freitagvormittag mit einem freundlichen "Guten Morgen" und war durch und durch entspannt. Jedenfalls erweckte er den Eindruck - und wenn es wirklich nur der Eindruck war, dann war es ein gut gespielter Eindruck.

"Habt ihr alle gut geschlafen?", fragte Köllner lächelnd. Und er selbst? "Gut, mir sind die Mechanismen bekannt."

Ultimatum? Endspiel gegen den FSV Zwickau? Für den Löwen-Dompteur sind das eben die Spielregeln des Geschäfts. Köllner spricht lieber davon, dass er die Saison noch in die Richtung lenken kann, die man sich an der Grünwalder Straße vorstellt. Gefühlte zehn Mal erwähnte er, dass es nur vier Punkte seien bis zu den Aufstiegsrängen. "Wir haben schon Serien unter mir gestartet", erinnerte der Coach trotz nur eines Zählers aus den letzten fünf Ligaspielen, "warum soll jetzt nicht die nächste beginnen?"

Bei Sechzig sind davon anscheinend nicht alle überzeugt. Oder es ist einfach nur ein ganz blöder Zufall, dass Autogrammkarten des Trainers nach AZ-Informationen gerade jetzt in einen Altpapiercontainer am 1860-Gelände entsorgt wurden. So oder so eine Beobachtung mit einer sehr eigenartigen Symbolik.

Köllner ficht das nicht an. Seine Mannschaft, die redet er plötzlich demonstrativ stark. Vorbei die fragwürdigen Bemerkungen über die Qualität des einen oder anderen, die den Trainer auch beim Anhang gehörig in Misskredit brachten. "Wir haben eine super Stimmung", behauptet der 53-Jährige trotz der jüngsten Turbulenzen und erläuterte: "Die Trainingswoche war einfach gut, in der Truppe steckt ein toller Charakter."

Ob ihn die Fans wie in Mannheim erneut anzählen und wieder ihren Unmut kundtun, das kümmert Köllner nicht. Seine Situation stehe nicht im Mittelpunkt am Samstag (14 Uhr/Magentasport), findet er. "Es geht nicht um mich, es geht darum, dass Sechzig das Spiel gewinnt. Meine Mannschaft ist gefordert, mein Auftrag ist, sie gut vorzubereiten." Und doch weiß Köllner selbstverständlich, wie sehr die Blicke auf ihn gerichtet sein werden. "Die Fans", sagt der Coach, "werden die Mannschaft bedingungslos unterstützen."

Inhaltlich wollte Köllner nicht auf die vergangenen Tage eingehen. Das Gespräch im "Mandarin Oriental" mit Gesellschafter Hasan Ismaik am vergangenen Sonntag? "Ein vertrauliches Gespräch. Sehr gut, sehr konstruktiv und von starker Freundlichkeit geprägt." Die Replik von Sportchef Günther Gorenzel am Dienstag? "Die Marschrichtung ist für Zwickau verkündet und irgendwelche Szenarien kann man eh nicht beeinflussen. Das ist die Haltung des Vereins."

Ohne Sieg gegen den Abstiegskandidaten, der seinen Jahresauftakt gegen Oldenburg (0:1) in den Sand setzte, ist Köllner wohl nicht mehr zu halten. Das ist die Erwartungshaltung im Umfeld. Auch das darauffolgende Heimspiel gegen Dynamo Dresden (30. Januar) steht unter ähnlichen Vorzeichen. "Das Wichtigste ist, im Hier und Jetzt zu leben", unterstreicht Köllner, der die Sinne seines Teams geschärft und die Pleite bei Waldhof klar analysiert habe. Seine Überzeugung: "Ich bin sicher, dass ich a) die Mannschaft erreiche und wir b) ein gutes Spiel zeigen werden."

Sollte Köllner einmal zu einer anderen Erkenntnis kommen, nämlich der, dass sein Team den vorgegebenen Weg nicht mehr mitgehen möchte, "dann wäre ich der Erste, der sagt: Es ist zu Ende."