Überblick

Ruhe im Tunnel! Voller Löwen-Fokus auf den nächsten Dreier

Nach dem befreienden Sieg gegen Zwickau gilt der volle Fokus bei den Löwen nun dem entscheidenden Flutlicht-Knaller gegen Dresden. Trainer Köllner schiebt die Brisanz beiseite. Kobylanski wackelt.


Die Wade: Kobylanskis Einsatz ist offen

Die Wade: Kobylanskis Einsatz ist offen

Von Ruben Stark

Das größte Risiko ging diesmal von der ganz tückisch vereisten Metalltreppe hinauf zum Pressestüberl des TSV 1860 aus. Doch Michael Köllner meisterte diese Gefahr trotz seines immer noch maladen Rückens ohne folgenschweren Ausrutscher. So wie seine Mannschaft das letzte Spiel auf seifigem Untergrund im Grünwalder gegen den FSV Zwickau (3:1).

Aber dem Trainer der Löwen ist gleichzeitig klar, dass der nächste sportliche Schritt genauso sowohl mit Bedacht als auch Entschlossenheit gewählt und gegen Dynamo Dresden erfolgreich vollzogen werden muss. Sonst lauert das Glatteis womöglich nicht nur auf den Stufen. "Man wäre falsch beraten, wenn man sich von den äußeren Umständen leiten lässt", sagte Köllner am Freitag.

Der Rücken von Michael Köllner zwickt noch immer, dafür aber sind seine Spieler fast alle topfit.

Der Rücken von Michael Köllner zwickt noch immer, dafür aber sind seine Spieler fast alle topfit.

Das Eis war damit natürlich nicht gemeint, sondern eher die explosive Gemengelage rund um Sechzig in den Tagen vor dem befreienden Sieg im ersten Heimspiel des Jahres, als der Job des Coaches zur Debatte stand. Dieses Thema fühlt sich für den 53-Jährigen mit dem Erfolgserlebnis im gepeinigten Kreuz nicht mehr so akut an, und er lenkt die Aufmerksamkeit ohnehin lieber auf seine Arbeit. "Ich bin hier Angestellter und am Ende geht es darum, dass ich den Verein so aufstelle, dass er Woche für Woche seine Spiele gewinnt", erklärt Herdenhüter Köllner: "Ich bin damit beschäftigt, meine Schäfchen gut über den Platz zu bringen."

Und jetzt sei eben gefordert, "dass wir uns akribisch vorbereiten" auf das Duell mit Dresden am Montag (19 Uhr/Magentasport).

Es ist nicht nur eine lange Sechzger Trainingswoche, sondern auch eine relativ unspektakuläre. Keine vermeintlichen Krisengipfel, Ultimaten oder sonstige Zuspitzungen stehen im Vordergrund, sondern schlicht die Auseinandersetzung mit der kommenden Aufgabe. "Druck oder weniger Druck? Ich empfinde das nicht so", bemerkt Köllner noch, "denn ich bin unter der Woche mit meiner Mannschaft relativ einsam hier. Es ist ja nicht so, dass immer 5000 Leute zum Training kommen."

Zudem war auch die Pressekonferenz diesmal weniger zahlreich besucht, immer ein Zeichen für einkehrende Normalität. "Es gab diese Woche keine zusätzlichen Themen", untermauert der Coach diesen Eindruck. Der Austausch mit Sportchef Günther Gorenzel und dem zweiten Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer sei der übliche gewesen, "vertrauensvoll, sehr professionell und an der Sache orientiert. Ansonsten bist du absolut im Tunnel."

Wenn Köllner aus diesem Tunnel herauskommt und die Mannschaft präsentiert, die Dresden bezwingen soll, dann hat er vorher reichlich gegrübelt. Wenngleich ihm diesmal eine Position womöglich aus der Hand genommen wird, falls Martin Kobylanski (Wadenzerrung) tatsächlich nicht fit werden sollte. Dafür spricht aktuell einiges. "Wir schauen von Tag zu Tag", sagt Köllner - und: "Wir geben die Hoffnung nicht auf." Überzeugung klingt anders.

Der 28-jährige Kobylanski, der gegen Zwickau ein Achter-Duo mit Raphael Holzhauser bildete, war am Freitag erstmals in dieser Woche auf dem Platz, sei umfangreich behandelt worden. Marius Wörl (18) könnte die erste Alternative sein.

Grundsätzlich will der Coach neben dem nächsten Erfolg weitere Fortschritte bei seiner Mannschaft sehen. Die Zwickau-Leistung war für Köllner schon mal ein gutes Fundament. "Es war viel Druck auf dem Kessel, und sie haben nach außen gezeigt, welchen tollen Charakter die Mannschaft hat. Das war eine der besten ersten Halbzeiten, seit ich hier Trainer bin."

Nun fordert er aber eine Art Steigerungslauf von Spiel zu Spiel. Die Beobachtungen der letzten Tage geben ihm Zuversicht. "Jeder Einzelne tut alles dafür, zu gewinnen", sagt er. Es sei "ein heißer Kampf um die Plätze" entbrannt. Und Hitze ist bekanntlich auch ein geeignetes Mittel zum Auftauen.

Denn darauf, dass es nach Montagabend wieder eisig wird und die nächste Rutschpartie um seinen Job beginnt, hat Köllner gewiss keine Lust.