Überblick

Kobylanski beim TSV 1860 bisher enttäuschend: Wandel nach dem Gewitter

Von Kobylanski ist viel erwartet worden, wenig davon hat er erfüllt.Das soll anders werden


Martin Kobylanski

Martin Kobylanski

Von Ruben Stark

Als Aufstiegsexperte war Martin Kobylanski im Sommer zum TSV 1860 gekommen. Was dann folgte, war für beide Seiten alles andere als befriedigend. Er wurde vom hochgelobten Neuzugang zu einer der Enttäuschungen des ersten Teils der Saison.

Vorbei und vergessen: Nun will der torgefährliche Mittelfeldspieler endlich sein wahres Gesicht zeigen und den Erwartungen in Verein und Umfeld gerecht werden.

Kobylanski will in der Rückrunde den Löwen-Turbo zünden. "Mir liegt es voll am Herzen, jetzt durchzustarten und ich will, dass das Kapitel 1860 wirklich losgeht und ich meinen Stempel draufdrücken kann", macht der Offensivspieler deutlich.

Im großzügig angelegten Garten des "Regnum Carya Hotels" umrahmt von Palmen und dem in großen, weißen Zahlen am Rande eines Pools prangenden Jahr 2023 erweckt der 28-Jährige den Eindruck, als sei für ihn mit dem Jahreswechsel auch ein Sinneswandel einhergegangen.

Dabei begann der tatsächlich schon viel früher, nämlich im Nachgang zu seiner Nicht-Nominierung für den Kader des Spiels gegen Rot-Weiss Essen (1:1). "Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in den letzten zehn Jahren mal ohne Verletzung nicht im Kader war. Es wurmt einen, klar, habe ich mich unglaublich geärgert, da musste ich zwei, dreimal schlucken."

Aber Kobylanski verzog sich nicht dauerhaft in die Schmollecke. Er suchte nicht bei anderen die Schuld, sondern begann sich zu hinterfragen. Eine Konsequenz war eine Ernährungsumstellung, die er allerdings nicht näher erläutern wollte. Dazu intensivierte er sein Fitnessprogramm, legte zusätzliche individuelle Einheiten ein. Alles, um wieder an die Verfassung heranzukommen, die ihn in der vom Pandemie-Ausbruch beeinflussten Saison vor zweieinhalb Jahren zu einem Schlüsselfaktor beim Zweitliga-Aufstieg von Eintracht Braunschweig werden ließ.

18 Tore markierte Kobylanski damals, beim Löwen sind es aktuell magere zwei in bisher 15 Drittligaspielen und ebensoviele Vorlagen. "Ich habe mir viel vorgenommen und ich denke, ich bin auf einem super Weg", sagt er nun.

Auch Trainer Michael Köllner sieht, dass es offenbar klick gemacht hat beim Deutsch-Polen - und er ist daran keineswegs unschuldig. Die harte Maßnahme gegen Essen war schließlich seine Entscheidung. Und sie brachte neben der Wirkung auch Redebedarf. Kobylanski bezeichnet ein langes Gespräch mit Köllner auf der Fahrt zum Wörthersee-Cup im November als wegweisend. Beide legten ihre Gedanken offen, wie Kobylanski berichtet. Wenn man so will, ein reinigendes Gewitter.

Aller Ärger war damit quasi weggespült. "Ich habe alles angesprochen, was mir nicht gefallen hat in der Hinrunde. Dann hat er gesagt, wo er zustimmt und wo nicht."

Köllner hat freilich auch ein starkes Interesse daran, den Kreativspieler in die Spur zu bekommen. Denn Kobylanski kann Elemente beisteuern, die ausschlaggebend sein können. Wie seine Fähigkeiten bei Standards - eine offensichtliche Problemzone bei Sechzig. Der Löwen-Coach fordert deshalb Kobylanski einerseits, lobt aber andererseits ganz bewusst den Eifer, mit dem dieser gerade zu Werke geht. Ein bisschen das Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche.

Ein Beispiel für Kobylanskis Engagement: Er war direkt nach der Ankunft in der Türkei noch auf eigene Initiative bis 23 Uhr im Kraftraum. "Man sieht, der Junge ist willig. Er wird sich auch kontinuierlich steigern", betont Köllner voller Gewissheit. Denn: "Wir brauchen einen guten Kobylanski - und wir werden auch einen guten Kobylanski sehen."

An den Stellschrauben Ausdauer, Schnelligkeit und unbedingte Einsatzbereitschaft dreht er also nun kräftig. Und was es darüber hinaus braucht zum Aufstieg, das kann Sechzigs Nummer zehn auch klar skizzieren. "Jeder muss für den anderen brennen, selbst wenn ich der 17. Mann bin. Wenn wir das in den Kopf reinbekommen, dann sieht es gut aus", stellt er heraus. Teaminteresse vor Eigeninteresse, so soll die Erfolgsformel lauten.

Dafür stehen die Löwen täglich auf dem Platz, dafür interveniert Köllner im Training, wenn ihm etwas nicht passt. Dafür schuftet auch der Sohn der früheren Bundesligaprofis Andrzej Kobylanski. "Wir dürfen uns nichts nachsagen lassen", fordert er, "wenn wir unseren Job machen, sind wir auf einem Top-Weg, wieder oben mitzumischen."