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Joseph Boyamba: Trainingslager des TSV 1860 in Belek als Werbeveranstaltung

Der Sommer-Neuzugang soll - und muss - sich im Trainingslager noch mal neu beweisen.


Joseph Boyamba.

Joseph Boyamba.

Von Matthias Eicher

Dieser Joseph Boyamba, er ist ein begnadeter Kicker.

Der gebürtige Troisdorfer lernte bei den Traditionsklubs im Pott das Fußballspielen, lief für den MSV Duisburg, Schalke 04 und Borussia Dortmund auf. Mit den Königsblauen wurde er deutscher A-Jugend-Meister, beim BVB avancierte er zum Kapitän und Leistungsträger - in der Reserve. Über die Umwege Waldhof Mannheim und schließlich die Löwen wollte er so richtig ankommen im Profifußball.

Doch: Bei Sechzig kämpft der 26-Jährige derzeit um seinen Platz. "Wenn man das Testspiel gegen den Karlsruher SC gesehen hat, dachte man: 'Das ist unser neuer Publikumsliebling - ein neuer Liebling der Löwen ist nach Giesing gekommen'", sagte Trainer Michael Köllner über den Neuzugang des TSV 1860, der im Sommer vom Waldhof gekommen ist.

Nach dem 4:0-Sieg der Sechzger gegen den Zweitligisten hatte der Trainer den Neu-Löwen, der damals vor Spielwitz nur so sprühte, als "Feingeist" bezeichnet.

Dumm nur, dass Boyamba danach bisher eher unauffällig über die Drittliga-Rasen gegeistert ist. . .

"Am Ende konnte er die Leistung nicht jede Woche abrufen", urteilte Köllner: "Bei uns ist es grundsätzlich schon schwer, in die Mannschaft reinzukommen. Da ist richtig viel Qualität auf dem Platz. Man sieht schon, dass wir über sehr gute Spieler verfügen. Das heißt für Boyamba eben, dass er Albion Vrenezi oder einen Stefan Lex verdrängen muss."

Während sich Vrenezi festgespielt hat und ein fitter Lex bei Köllner gesetzt ist, sei Boyambas Wirken "bisher noch zu schwankend" gewesen, sage der Coach. Ein unterkühltes Verhältnis zwischen Trainer und Spieler, den er im Jahresfinale gegen RW Essen (1:1) ebenso wie Spielmacher Martin Kobylanski aus unbekannten Gründen nicht für den Kader nominiert hatte, wies er von sich. "Das ist ein herzlicher Junge", stellte der 53-Jährige klar: "Der ist als einer der wenigen Spieler in meinem Büro aufgetaucht, um mir persönlich zum Geburtstag zu gratulieren. Daran, dass der zwei Stockwerke hochrennt zu mir, sieht man: Es gibt zwischen uns nullkommanull Probleme."

Wie kann der Chefcoach den so talentierten Angreifer in die Spur bringen? "Eine Saison-Unterbrechung ist immer gut, es ist gefühlt ein Neustart für viele", meint Köllner: "Er wird auf den Reset-Knopf drücken und wird schauen, dass er im Trainingslager Werbung für sich macht."

Boyamba und der blaue Buzzer. Klingt ganz nach einer neuen Chance bei Sechzigs Cheftrainer, der Boyamba wie alle weiteren Kickern Einsatzzeiten auf der Mission Aufstieg in Aussicht stellte: "Wenn wir unser Ziel erreichen wollen, werden wir sowieso mehr als elf Spieler brauchen."

Potenzial im einstigen Ruhrpott-Kicker sieht Köllner allemal: "Wenn er konstant in seinen Leistungen wird, ist er für uns eine Bombe." Fragt sich nur, ob Boyamba bei 1860 noch mal so explodiert wie gegen den KSC - und seine Leistung regelmäßiger auf den Rasen bringt.