Überblick

Blaues Bollwerk: Wie der TSV 1860 Waldhof Mannheim knacken kann

Der Jahresauftakt bei Waldhof Mannheim soll für den TSV 1860 eine ähnlich herausragende Startserie einläuten wie im Sommer der Sieg in Dresden. Dazu muss sich beim Köllner-Team aber einiges ändern.


Von Ruben Stark

An der passenden Unterstützung sollte es nicht mangeln. 2500 Fans werden den TSV 1860 am Samstag bei Waldhof Mannheim nach vorne treiben. Das Umfeld lechzt nach Erfolgen und einer großen Sause im Mai. Ab sofort muss die Mannschaft liefern und von Rang sechs die Aufstiegs-Aufholjagd einleiten.

"Die Leute sprechen dich darauf an, auch der Friseur kriegt die Klappe gar nicht mehr zu", sagte ein frisch frisierter Michael Köllner schmunzelnd. Dem Löwen-Trainer taugt die Aufgewühlheit rund um die Grünwalder Straße, an ihm und seinen Spielern liegt es nun aber auch, den Ankündigungen die sportlichen Taten folgen zu lassen.

Die Begeisterung der Anhänger will das Team schon beim heutigen Drittliga-Auftakt (14 Uhr, BR und Magentasport) als Antrieb nutzen. "Dass so viele Fans kommen, macht wahnsinnig Spaß. Das ist auch wichtig für uns", betonte Yannick Deichmann mit Blick auf das wichtige Auftaktspiel in Mannheim.

Allerdings: Sechzig nimmt vier sieglose Spiele aus dem Herbst als Packerl mit in die Kurpfalz. Da sei es teilweise "ungünstig" gelaufen, meinte Köllner in der Rückschau. Kann man wohl sagen. Und jetzt soll sich das ändern - mit einem Dynamo-Déjà-vu. "Wir haben in Dresden mit einem furiosen Auswärtsspiel begonnen", erinnert sich Köllner an den Saisonstart. Es wirkt gar, als versuche sich der gesamte Klub durch Rückbesinnung auf das 4:3-Spektakel aufzuladen.

Sechzig müsse "wie in Dresden in die Spur kommen", forderte Sportchef Günther Gorenzel: "Ein guter Start ist vor allem für das Selbstvertrauen wichtig." Auch Deichmann verdeutlichte: "Mannheim ist ähnlich wie in Dresden damals. Man muss gut aus der Pause kommen."

Der Gegner sei als bestes Heimteam der Liga (acht Siege aus neun Spielen) zwar "ein Brocken, aber wir sind sehr gut eingestellt darauf." Unter anderem mit Spielszenen, die Köllner dieser Tage seinem Team noch präsentierte.

Die Quintessenz daraus sollte sein, mit einem blauen Bollwerk die Mannheimer Festung zu knacken - jedenfalls, wenn man die Daten zugrunde legt, die der AZ exklusiv von Opta geliefert wurden. Bei der einzigen Heimniederlage gegen Essen hatte Mannheim etwa den Höchstwert von 192 Ballverlusten. Demnach sind eine stabile Defensive und ein schnelles Umschaltspiel die Schlüsselfaktoren für einen Dreier bei Waldhof.

Zwei Elemente, die Köllner generell als wesentliche Erfolgsprinzipien für die Rückrunde sieht. Für diese taktische Variante eignen sich zwei Spieler, die Mannheimer Vergangenheit haben - Abwehrchef Jesper Verlaat und Flügelspieler Joseph Boyamba, der den ebenso wie Erik Tallig erkrankten Kapitän Stefan Lex ersetzen könnte. Verlaat ist eh ein Fixstern in der Sechzig-Galaxie, Boyamba hochveranlagt.

"Ich muss schauen, was passt perfekt zueinander", sagte Köllner, der im Carl-Benz-Stadion einen "Abnutzungskampf" erwartet, zur Aufstellung, in der auch Neu-Löwe Raphael Holzhauser seinen Platz finden könnte, wenn die Spielgenehmigung wie erwartet rechtzeitig kommt. Schließlich soll der Österreicher sofort der Unterschiedsspieler sein, als den man ihn geholt hat.

Neben einer Top-Abwehr braucht Sechzig freilich auch wieder die Torgefahr vom Saisonbeginn. Vier Treffer waren es in Dresden, darunter zwei von Marcel Bär, nur eines in den letzten vier vor der Pause. "Da mache ich mir nullkommanull Sorgen", sagte Köllner zur Abschlussschwäche, die auch im Trainingslager anhielt. Gorenzel findet am Beispiel Bär, es brauche ein Erfolgserlebnis, dann käme "das letzte Selbstverständnis" zum Vorschein. Mannheim wäre eine gute Gelegenheit.