Überblick

Löwe mit den richtigen Tugenden

Niklas Lang hat lange auf seine Chance warten müssen. Als sie nun gekommen ist, greift er zu


Niklas Lang hat seine Chance genutzt

Niklas Lang hat seine Chance genutzt

Von Ruben Stark

München - Niklas Lang ging mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Rasen, fasste sich an die Hinterseite seines linken Oberschenkels. Im Kopf brauten sich wohl eher dunkle Gedanken zusammen. Auch das noch. Wird das überhaupt noch was in dieser Saison? Hoffentlich ist es nicht so schlimm. Als das Abwehrtalent des TSV 1860 im Winter-Trainingslager im türkischen Belek den Test gegen UTA Arad (Rumänien) unfreiwillig schon vor der Halbzeit abbrach, war eine Entwicklung wie jetzt in den letzten Wochen geschehen, wahrlich nicht absehbar.

Doch so wie sich die erste Annahme einer womöglich langwierigen Muskel-Blessur nicht bestätigte, nahm die Saison für den Starnberger eine überraschend positive Wendung. Unter Michael Köllner hatte der 20-Jährige einen schweren Stand, kam kaum zum Zug, dessen Nachfolger Maurizio Jacobacci gab Lang aber die ersehnte Bewährungsgelegenheit - und er nutzte sie. Gegen Borussia Dortmund II schlug seine Stunde, und obwohl es für Sechzig an diesem Tag vier schlug, 1:4, blieb Lang in der Startelf. In der Woche darauf lieferte er beim FC Ingolstadt (3:1) ebenso eine blitzsaubere Vorstellung ab wie gegen Osnabrück (3:0) - und auch bei Wehen Wiesbaden (0:2) gehörte er zu den Besseren.

"Er spielt - das heißt, ich bin sehr zufrieden mit ihm", sagte Jacobacci zuletzt über den dritten aufstrebenden Löwen-Youngster neben Leandro Morgalla und Marius Wörl. Denjenigen, der aber noch im Schatten der beiden anderen steht. "Er hat seine Chance wahrgenommen", lobte der Coach, "hat sich von der besten Seite präsentiert."

In der Vorrunde gewährte Köllner Lang eineinhalb Spiele und einen Kurzeinsatz, das entsprach nach der Vertragsverlängerung vor der Saison nicht der Erwartung. Aber weil Jesper Verlaat und Morgalla bis zum Winter oft überzeugten, gab es auch wenig Grund zu einer Änderung in der Defensivzentrale.

Nach den Sturzflug-Wochen zu Jahresbeginn entstand ein anderer Handlungsdruck. Dennoch war es erst der Ausflug Morgallas zur U19-Nationalmannschaft, der Lang in die Mannschaft spülte. "Er hat die Tugenden ins Spiel gebracht, die für das Team notwendig waren", führte Jacobacci aus, "Aggressivität, Leidenschaft, Zweikampfstärke, Kopfballstärke. Er ist auch einer, der sich nicht auf den Füßen rumtreten lässt."

Von dieser Spielertyp hat Sechzig ohnehin viel zu wenig. Löwen, die auch raubtierhafte Eigenschaften mitbringen.

Was kommt? Lang ist bis 2024 an die Blauen gebunden, es könnte sich lohnen, ihn in der Viererkette weiter als Fixpunkt aufzubauen. "Wichtig ist, dass er hellhörig ist und lernfähig, um noch einen Schritt weiterzukommen", findet der Coach.

"Es war ein schwieriges Jahr für mich, aber ich habe versucht, dranzubleiben", sagte Lang selbst unlängst im 1860-Fantalk, "ich bin glücklich, dass ich wieder auf dem Platz bin, aber muss das auch mit Leistungen zurückzahlen."

Was ihm gelingt. Der Schreck von Belek ist längst vergessen und ein weiteres Eigengewächs mit Identifikations-Potenzial reift heran.