Überblick
Alpenglühen in Belek
4. Januar 2023, 17:43 Uhr aktualisiert am 4. Januar 2023, 17:43 Uhr
Bei Marcel Bär wäre noch ein Platzerl frei. Der Torjäger des TSV 1860 ist der einzige Spieler der Mannschaft, der aktuell noch ohne Zimmerpartner ist. Das muss aber nicht so bleiben.
Nur, wer dieser Mister X denn schließlich ist, daraus machen die Löwen ein (großes) Geheimnis. Die Spur zu Lukas Rupp scheint erkaltet, dafür gibt es eine neue. Und die ist offenkundig nicht so niedrig temperiert, die wirkt hingegen richtig heiß.
Sehen die Löwen in der Ferne etwa ein Alpenglühen? Denn es geht um Raphael Holzhauser, Österreicher mit Bundesligaerfahrung beim VfB Stuttgart und bekannt dafür, auch bei Standards offensive Qualitäten zu besitzen. Also ein Mittelfeldspieler, der durchaus dem entspricht, was Sechzig sucht. "Es gibt keinen neuen Stand und das ist in erster Linie auch Aufgabe der Geschäftsführung", wiegelte Michael Köllner in Belek zunächst ab.
Dann aber gab der Coach schon zu erkennen, dass es zu den auffälligen Telefonaten von Sportchef Günther Gorenzel am Rande des Trainings auch einen Zusammenhang geben könnte. "Alle im Verein arbeiten fleißig an einem Transfer", sagte Köllner: "Was ich wahrnehme, ist, dass alle daran interessiert sind, dass wir die Qualität in der Mannschaft noch mal steigern."
Und Holzhauser würde diesen Anspruch wohl erfüllen. Der 29-Jährige steht derzeit beim belgischen Erstligisten OH Leuven noch bis 2024 unter Vertrag, weswegen wohl ein Leihgeschäft am wahrscheinlichsten ist. 36 Mal kam Holzhauser für den VfB und den FC Augsburg in Deutschlands Eliteklasse zum Einsatz, später absolvierte er zwei Länderspiele für die Alpenrepublik.
Schießt er nun 1860 in die Zweite Liga? Zu den Fähigkeiten Holzhausers wollte sich Köllner nicht äußern. Auffällig ist beim Linksfuß aber, dass seine Spielzeit in Belgien zuletzt ziemlich dürftig war. Liegt darin die Chance der Löwen, will Holzhauser weg? "Es können viele Spieler in der 3. Liga helfen, ihr werdet mir da nichts entlocken", sagte Köllner bloß, stimmte aber zu, dass man einen Transfer als wahrscheinlich deuten könne - ohne konkreten Namen.
Nicht zuletzt wäre Köllner daran gelegen, den Neuen am Sonntag bei der Generalprobe für den Drittliga-Auftakt bei Waldhof Mannheim (14. Januar) einsetzen zu können. Generell ist er erfreut vom Bemühen um Verstärkung im Verein, "das zeigt, dass wir gemeinsam unsere ambitionierten Ziele erreichen wollen". Doch der Trainer hat nicht nur diese eher angenehmen Themen zu besprechen - und wer die Vielzahl an Spielern beim Training in Belek betrachtet, der ahnt, dass dieser Kader kaum mehr Zuwachs verträgt - ohne gleichzeitigen Abgang.
Ob dies bei Quirin Moll, Marius Willsch (auslaufende Verträge) oder Lorenz Knöferl so kommt, ist noch nicht entschieden. Fest steht aber, dass sie in Köllners Planungen keine Rolle mehr spielen. Das Trio trainiert individuell daheim an der Grünwalder Straße, ein Weg zurück ins Team ist nicht erkennbar. Köllner nannte die Entscheidung "unumstößlich".
In seiner Idealvorstellung sei jede Position doppelt besetzt. Das bedeutet: Auf der Sechs Daniel Wein und Tim Rieder - statt Moll. Als rechte Außenverteidiger Christoph Lannert und Yannick Deichmann - statt Willsch. "Vorne gibt es eh schon Hauen und Stechen, dann ist der Lorenz Knöferl ein Spieler zu viel."
Sechzigs Coach begründet sein Handeln auch mit der Gelegenheit, im Winter für frische Kaderimpulse sorgen zu können. Außerdem sei etwa der Weg eines Marius Wörl nicht absehbar gewesen. "Es ist hart, aber ich muss in dem Punkt strategisch denken und meine Sympathien hintanstellen", erklärte der Trainer.
Köllner äußerte Verständnis für die Situation der betroffenen Spieler und sicherte zu, dass sie in jedem Falle "fair behandelt" würden. Man hätte auch für sie individuelle Trainingspläne ausgearbeitet.
Ob Moll, Willsch und Knöferl nun schon aktiv auf der Suche nach Alternativen sind, ließ er offen. Damit müsse sich die Geschäftsführung befassen. Auch damit könnte eines der Gorenzel-Telefonate in Verbindung gestanden haben. Muss aber nicht.