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Lektion gelernt! Die Gründe, warum FC Bayern wieder wie Bayern spielt

Der 3:0-Erfolg der Bayern über Mitkonkurrent Union war nicht nur in sportlicher Hinsicht wichtig. Er zeigt auch, dass der Meister aus einer prekären Situation gestärkt hervorgehen kann. Eine Analyse der AZ.


"Er verhält sich im Sinne der Sache sehr gut", sagt Bayern-Trainer Julian Nagelsmann über Thomas Müller (M.) - hier mit Kingsley Coman und Alphonso Davies -, der den Verein über Eigeninteressen stellt.

"Er verhält sich im Sinne der Sache sehr gut", sagt Bayern-Trainer Julian Nagelsmann über Thomas Müller (M.) - hier mit Kingsley Coman und Alphonso Davies -, der den Verein über Eigeninteressen stellt.

Von Patrick Strasser

München - Eine Menge Weltklasse tummelte sich am frostigen Montagvormittag auf dem Trainingsplatz des FC Bayern an der Säbener Straße. Beim Spielersatz-Training, für diejenigen Profis, die beim 3:0 gegen Union Berlin nicht in der Startelf standen, waren Sadio Mané, João Cancelo, Leroy Sané und Serge Gnabry dabei.

"Wenn man sieht, was noch von der Bank kommt, da können sich andere die Finger danach abschlecken", sagte Präsident Herbert Hainer nach dem Ausrufezeichen-Erfolg gegen den Emporkömmling, der sich bitteschön aus dem Kreis der direkten Meisterschaftskonkurrenten schleunigst verabschieden solle. "Wir haben eine tolle Reaktion gezeigt auf unsere Situation", findet Kapitän Thomas Müller und erklärte im BR: "Wir haben gezeigt, dass wir da sind, wenn wir zur Stelle sein müssen. Das geht nicht automatisch, dafür muss man schon investieren. Und so wollen wir weitermachen."

Entschlossen, willensstark, dominant. Den Unionern um Trainer Urs Fischer ("Die Bayern waren zwei, drei Klassen besser") hat man neben der ersten Pflichtspiel-Pleite 2023 eine fußballerische Standpauke verpasst - aber auch die Münchner selbst haben aus dem verschneiten Februar-Abend ihre Lektionen gelernt. "Wenn wir es schaffen, das Union-Spiel als Beispiel heranzuziehen, können wir viel erreichen", sagte Müller. Um was es neben der Ausstrahlung und der Körpersprache auf dem Platz noch geht:

Müller muss immer spielen: In Paris stand Müller nicht in der Startelf, wurde bei der 2:3-Pleite in Mönchengladbach wegen des Platzverweises für Dayot Upamecano nach 16 Minuten (als Kapitän!) ausgewechselt.

Dennoch murrte der 33-Jährige nicht, er antwortete mit einer starken Leistung gegen Union, lieferte zwei Torvorlagen. "Thomas hat mit Weitsicht den Klub im Blick. Er verhält sich im Sinne der Sache sehr gut", lobte Trainer Julian Nagelsmann. Vorstandsboss Oliver Kahn nannte Müller einen "wichtigen Faktor mit seiner Riesenerfahrung". Nagelsmann wird sich mehrmals überlegen, ob er Müller in einem wichtigen Spiel noch mal draußen lässt.

Spannung darf auch mal sein: In den vergangenen Spielzeiten waren die Bayern meist frühzeitig enteilt, konnten sich in der Liga für internationale Aufgaben schonen. "Das wird keine Saison wie viele der letzten", betont Kahn, "das müssen wir wissen." Womöglich führt die durchgehende Spannung in drei Wettbewerben zu dauerhafter Anspannung. Kahn sieht's positiv, "wenn du in allen Wettbewerben fighten musst".

Der BVB ist der einzige Konkurrent: Es spreche "sehr viel dafür", dass Dortmund der größte Rivale sei, meinte Kahn. Der BVB sei "sehr gut drauf. Wir sind gewarnt." Vor dem Titel-Showdown in München am 1. April sagte Leon Goretzka: "Dortmund ist unser Hauptkonkurrent, das ist so, das bleibt wahrscheinlich auch so - und das finde ich auch gut so."

Reibung erzeugt Energie: Das Abdriften in Zeiten à la FC Hollywood hat Bayern zuletzt etwas aus dem Gleichgewicht gebracht. Doch wer wie Ex-Torhüter Kahn diese Zeiten nur zu gut kennt, der weiß aus eigener Erfahrung, dass Störfeuer - von außen sowie intern - dank des enormen Konkurrenzkampfes als "ein bisschen Reibung gar nicht so schlecht" sind. Zu viel Harmonie sei "nicht das Beste".

Miteinander statt übereinander reden: Der Teamabend im Forsthaus Wörnbrunn in Grünwald am Freitag hat der Mannschaft geholfen, sich ehrlich zu machen und am Ende in die Augen zu schauen wie Goretzka erklärte. Das sei "wichtig", sagte Kahn, "um gewisse Dinge auszuräumen und sich die Meinung zu sagen".

Unterm Strich war der Erfolg gegen Union "ein Signal an uns selbst", betonte Müller. Die Forderung des Kapitäns: "Wir müssen in der Spur bleiben und in den nächsten Wochen liefern." Am Samstag in Stuttgart und am 8. März im Achtelfinal-Rückspiel gegen PSG.

"Jetzt können wir uns keine Ausrutscher mehr erlauben", betonte Kahn und blickte voraus: "Jetzt kommt eine Entscheidung nach der anderen. Der FC Bayern war in solchen Momenten immer besonders gut. Das wollen wir auch bleiben."