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Frust beim TSV 1860: Die Löwen und der Dreiklang des Grauens

Bittere 0:3-Heimpleite gegen Verl, immer noch kein Trainer - und bald auch kein Sport-Geschäftsführer mehr? Beim ehemaligen Aufstiegsfavoriten TSV 1860 nimmt die Krise immer bedrohlichere Formen an.


Löwen-Frust in Reinkultur: Christopher Lannert und Raphael Holzhauser (r.) nach der 0:3-Klatsche gegen Verl.

Löwen-Frust in Reinkultur: Christopher Lannert und Raphael Holzhauser (r.) nach der 0:3-Klatsche gegen Verl.

Von Krischan Kaufmann, Victoria Kunzmann

München - Keine Tore, keine Punkte - und immer noch kein Trainer! Das eh schon trostlose Bild, das die Löwen in den letzten Wochen abgegeben haben, ist am Sonntag beim Heimspiel gegen den SC Verl zu einem blauen Dreiklang des Grauens mutiert: 0:3 (0:0), Ratlosigkeit pur auf allen Ebenen und eigentlich kaum Hoffnung auf (schnelle) Besserung.

Denn auch am 20. Tag nach der Entlassung von Michael Köllner ist ein neuer Chefcoach, der diesem verunsicherten Team die so dringend benötigten Impulse geben könnte, nicht in Sicht.

Stattdessen wackelt nun auch Sportgeschäftsführer Günther Gorenzel, der seit dem Köllner-Rauswurf auch die Mannschaft leitet, bedenklich. Ob der Österreicher (51) seine Wunschlösung Achim Beierlorzer (55) oder doch eher Maurizio Jacobacci (60), den Top-Kandidaten von Investor Hasan Ismaik (45), installieren darf? "Diese Frage muss man den Gremien stellen", sagte Gorenzel. Allerdings gehen ihm bei nur einem Sieg aus den letzten zehn Partien zunehmend die Argumente aus.

Fußball gespielt wurde an diesem tristen Februar-Sonntag in Giesing mehr schlecht als recht: Fünf Wechsel im Vergleich zum 1:2 in Meppen - teilweise wegen Sperren - nahm Immer-noch-Interimstrainer Gorenzel vor.

Die spannendste Personalie war Tom Kretzschmar, der für den erkrankten Stammkeeper Marco Hiller zum Einsatz kam.

Gebracht haben die Personalrochaden aber alle nichts. Die Löwen wirkten weiter neben sich - und das, obwohl Gorenzel seiner Elf vor der Partie noch extra Mut gemacht hatte. "Auf die Mannschaft prasselt viel ein. Deshalb habe ich ihr vorher gesagt: Lasst den Rucksack in der Kabine!", hatte er vor Anpfiff bei MagentaSport erklärt.

Klappte nicht wirklich. Zwar hätte Raphael Holzhauser nach einem Foul von Tom Baack im Strafraum (12.) einen Elfmeter bekommen müssen, aber sonst fiel die Löwen-Offensive eher durch Schimpfen wegen mangelhafter Zuspiele und frustriertes Abwinken auf. Statt wie von Gorenzel gefordert "mehr Intensität physisch und psychisch auf den Platz" zu bringen, traten die Sechzger arg gehemmt auf. Null Torschüsse, nur zwei Ecken und keine Gelbe Karte auf Löwen-Seite in Durchgang eins sprechen da eine klare Sprache - und passen auffällig gut zur Diskussion um die Neuordnung der Saisonziele, die Präsident Robert Reisinger via "Bild" in dieser Woche angestoßen hatte. Dort hatte er kurzerhand den Aufstieg abgeblasen und erklärt, man solle sich nun lieber auf die Quali für den DFB-Pokal konzentrieren.

Mit einer Leistung wie in den zweiten 45 Minuten wird auch das schwer. Die Fans, die den faden Auftritt beim Gang in die Kabine mit Pfiffen quittiert hatten, wurden noch viel mehr enttäuscht. Einem kurzen Löwen-Aufschwung, dem mit einem Steinhart-Hammer knapp am Tor vorbei die Krönung versagt blieb, folgte die Verler Antwort: Nach einem Riesenbock von Abwehrchef Jesper Verlaat durfte Maximilian Wolfram locker einschieben - 0:1! Schlimm!

Aber schlimmer geht immer: 1860 drängte auf den Ausgleich - und wurde gnadenlos bestraft. In der 78. Minute nutzte der eingewechselte Jesse Tugbenyo eine Konfusion im Sechzig-Strafraum - 0:2! Joscha Wosz (0:3, 90.) machte die blaue Blamage dann perfekt - und die Fans auf den Rängen skandierten: "Wir sind Löwen und ihr nicht!"