Überblick

Trainer-Suche beim TSV 1860: Günther Gorenzel und der blaue Peter

Die Trainer-Frage ist weiterhin omnipräsent beimTSV 1860: Der Sportchef und Interimscoach betont, dass er seine Hausaufgaben gemacht hat - undsieht nun die beiden Gesellschafterparteien am Zug.


"Es hat intensive Gespräche gegeben mit Kollegen, die ich als geeignet erachte": Sportchef Günther Gorenzel ist vorbereitet.

"Es hat intensive Gespräche gegeben mit Kollegen, die ich als geeignet erachte": Sportchef Günther Gorenzel ist vorbereitet.

Von Ruben Stark

Günther Gorenzel hatte sich etwas zurechtgelegt. Der Sportchef und Interimstrainer des TSV 1860 wollte in aller Deutlichkeit kundtun, dass er seine Hausaufgaben gemacht hat, dass in Sachen Trainersuche nicht etwa Stillstand herrscht. Untätigkeit?

Nicht mit dem Österreicher!

Der 51-Jährige hat also, so erklärt er, mit dem kaufmännischen Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer die Voraussetzungen dafür geschaffen, die Nachfolgelösung für den freigestellten Michael Köllner zu installieren. Die notwendigen Dinge seien sportlich und wirtschaftlich vorbereitet, beteuert Gorenzel. Dennoch steht der neue Coach mit ziemlicher Sicherheit auch am Samstag beim SV Meppen (14 Uhr/Magentasport) noch nicht an der Seitenlinie - elf Tage nach der Trennung von Michael Köllner.

Warum? Weil offensichtlich erst die Gesellschafter der Löwen die Ampel auf Grün stellen müssen. "Ich kann erst auf Enter drücken und den berühmten Anruf starten, wenn ich die wirtschaftliche Freigabe habe", sagt Gorenzel, was die Interpretation zulässt, dass von irgendwoher noch Geld fließen muss, weil nicht genügend da ist. Weshalb sollten die Gesellschafter sonst an diesem Punkt mit an Bord genommen werden müssen?

In den Tagen vor der Köllner-Entlassung hatte Sechzig explizit herausgestellt, dass "alleine die Geschäftsführung des TSV 1860 München, insbesondere die fachliche Einschätzung des Geschäftsführers Sport, über die Strukturen der Profi-Mannschaft und die Zusammensetzung des Trainer- und Funktionsteams entscheidet." Das stimmt offenbar aber nur dann, wenn alle Variablen aus der dritten Etage der Geschäftsstelle beeinflusst werden können.

Ansonsten, und so sieht das in dem Fall aus, ist das "alleine" ganz schön relativ. Es gelte "in Abstimmung und Kommunikation mit den Gesellschaftern das Thema zu lösen", setzt Gorenzel hinzu: "Wir sind in einer Budgetplanung und einer außerordentlichen Situation, die kann man nur gemeinschaftlich lösen. Auf Basis der wirtschaftlichen Möglichkeiten entscheidet die Geschäftsführung."

Die Ausführungen des Österreichers können somit auch eine Erklärung dafür sein, dass die Gespräche, die es nach AZ-Informationen mit Marco Kurz gegeben hat, ins Stocken geraten sind. Ist es also eine reine Budgetfrage, die der Lösung im Weg steht oder sind die Gesellschafter von den Vorschlägen des Sportchefs nicht überzeugt und halten sich deswegen mit einer Entscheidung zum finanziellen Rahmen zurück? Das bleibt im Moment Spekulation.

Von Investor Hasan Ismaik gab es seit dem Köllner-Aus keinen öffentlichen Kommentar zur Lage. Er hatte den Ex-Löwen-Coach nach einem Treffen in München nach der Ernüchterung von Mannheim (1:3) noch gestärkt. 1860-Präsident Robert Reisinger sagte im "Merkur" nur: "Den Michael Köllner der Saison 2020/2021 - den würden wir alle sofort wieder nehmen.”

Vielleicht gibt es hier unterschiedliche Haltungen.

Gorenzel, der ohnehin keine Namen von Kandidaten öffentlich nennt, bekräftigte nur noch, dass es klare Anforderungen gebe und dass er sich der Brisanz der Situation absolut bewusst sei. Ob das alle im Verein einschließt, lässt er offen. Seinen Teil der Aufgabe, daran ließ er wieder und wieder keinen Zweifel, hat Gorenzel jedenfalls erfüllt: "Es gibt eine Longlist und eine Shortlist. Es hat intensive Gespräche gegeben mit Kollegen, die ich als geeignet erachte. Es ist exakt definiert und an die Gesellschafter kommuniziert."

Die haben nun im übertragenen Sinn den blauen Peter bekommen. . .

Nach dem zigsten Nachbohren hat Gorenzel dann genug: "Ich will gerne die Thematik auf den Spieltag lenken." Na gut, auf dem Rasen gibt es auch eine ganze Menge zu tun. . .

Übrigens: Auf die Nachfrage, ob er auch nächste Woche gegen Verl dann noch an der Seitenlinie stehen werde, wollte Gorenzel ganz bewusst nicht antworten!