Überblick

EHC nach Statement-Sieg kämpferisch: "Wir ziehen den Schwanz nicht ein"

Der Druck war hoch für den EHC - doch vor allem ein Youngster liefert ab: Filip Varejcka.


Ein Freudenhüpfer: Filip Varejcka (l.) und Justin Schütz bejubeln einen der sieben Treffer des EHC gegen Bremerhaven.

Ein Freudenhüpfer: Filip Varejcka (l.) und Justin Schütz bejubeln einen der sieben Treffer des EHC gegen Bremerhaven.

Von Ruben Stark

Es ist eine der vielen Eigenheiten der Playoffs, dass sie in schöner Regelmäßigkeit Matchwinner hervorbringen, die zuvor keiner auf dem Zettel hatte. Es sind die sogenannten unbesungen Helden, die sonst eher unter dem Radar fliegen, um dann plötzlich in ganz wichtigen Momenten auf der Bildfläche zu erscheinen.

Bei Filip Varejcka ist es nun so, dass seine große Veranlagung absolut unstrittig ist. Aber dieser Schritt ins Rampenlicht inmitten der Ansammlung an Klassespielern beim EHC Red Bull München, der wollte ihm noch nicht wirklich gelingen.

Am Sonntag aber, in einem Spiel, in dem es "um alles" ging, wie der 22-Jährige hinterher sagte, da hatte Varejcka seine Sternstunde. Beim 7:1 gegen die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven steuerte der Stürmer an der Seite der Routiniers Ben Street und Trevor Parkes gleich zwei Tore und zwei Vorlagen bei.

Zum Überschwang neigte Varejcka deswegen aber nicht. "Man kann sich auf diesem Sieg nicht ausruhen", sagte er, "wir sind immer noch 1:2 hinten und müssen mit dem gleichen Einsatz auch in zwei Tagen ins Spiel gehen. Das ist Fakt."

Und es gehört eben zur Wahrheit, dass dieser Erfolg, mag er auch wesentlich höher ausgefallen sein als die beiden vorherigen der Bremerhavener, letztlich nicht schwerer wiegt. Es kommt darauf an, dass der EHC, der die ersten beiden Viertelfinal-Spiele in der Best-of-seven-Serie verloren hat, am Mittwoch im Norden (19 Uhr/MagentaSport) nachlegt, Sieg zwei der nötigen vier einfährt. "Schneller und vor allem härter" sei es in den Playoffs, sagte Varejcka, "man muss immer konzentriert bleiben."

In der Olympia-Eishalle vereinte das Team von Cheftrainer Don Jackson diese Komponenten diesmal exzellent. Nach 25 Minuten stand es 4:0, an drei dieser vier Treffer beteiligt war Varejcka. Wie er berichtete, sei vor allem der Coach mit seinem Team an dieser astreinen Vorstellung wesentlich schuld gewesen. "Wir hatten eine unglaubliche Ansprache, die Trainer haben sich was einfallen lassen."

Der richtige Ton und die richtigen Highlight-Bilder waren es, die den Münchner Eishacklern ihre Qualität wieder vor Augen führten. Und nicht zuletzt eine enorme Physis, der EHC ging nun im dritten Spiel endlich auch seinem Gegner unter die Haut. Insgesamt 50 Strafminuten zeugten davon, es flogen auch die Fäuste.

Varejcka machte deutlich, dass diese Viertelfinal-Serie, die viele wegen der Münchner Hauptrunden-Dominanz als langweilig einschätzten, nun richtig hitzige Temperatur bekommen hat. Die körperlichen Auseinandersetzungen werden eher noch zunehmen, den Roten Bullen ist das recht. "Wir werden nicht den Schwanz einziehen", sagte Varejcka.

Mit Street und Parkes, diese Kombination testete Jackson schon zum Ende der Hauptrunde, blüht Varejcka in seiner dritten vollen Profisaison richtig auf. Ausgebildet beim EC Bad Tölz und an der Akademie in Liefering verdiente er sich im Red-Bull-System in der ersten österreichischen Liga seine Sporen, wurde 2021/22 dann zum festen Team-Bestandteil am Oberwiesenfeld.

Varejcka zählt zu denen, die noch keinen DEL-Titel haben - und daher besonders heiß darauf sind. Mit fünf Scorerpunkten in den ersten drei Playoff-Spielen hat er persönlich diese Ambitionen untermauert. Keiner in der Liga ist aktuell besser. Während Varejcka zum Shootingstar wurde, spürte Frederik Tiffels die raue Seite des Business, der Nationalspieler stand nicht im Kader. Aber: Noch so eine Eigenart der Playoffs ist, dass sich die Dinge ganz schnell wenden können.