Sein Nachfolger steht schon fest

Wie Uli Hoeneß seinen Einfluss beim FC Bayern sichert


Der alte und (wohl) künftige Präsident des FC Bayern: Uli Hoeneß (oben r.) neben Herbert Hainer.

Der alte und (wohl) künftige Präsident des FC Bayern: Uli Hoeneß (oben r.) neben Herbert Hainer.

Von André Wagner

Herbert Hainer soll im November neuer Präsident und Aufsichtsratsboss beim FC Bayern werden. Die AZ erklärt, wie der frühere Adidas-Vorsitzende tickt - und wie Uli Hoeneß seinen Einfluss sichern will.

München - Wenn Herbert Hainer (65) über die Gemeinsamkeiten mit Uli Hoeneß (67) spricht, kommt er an den zwei großen Themen nicht vorbei: Fußball - und Fleisch. "Uli und ich scheinen ähnlich erzogen worden zu sein", sagte Hainer einmal im Bayern-Magazin "51": "Wir haben früh im elterlichen Betrieb mitgearbeitet und gelernt, wie man so ein Geschäft wirtschaftlich führt."

Hoeneß und Hainer - vom Metzgersohn zum Bayern-Präsident!?

Diese Ausbildung hat sich gelohnt. Hainer und Hoeneß schafften es vom Metzgersohn zum Top-Manager. Sie haben einen ähnlichen Weg hinter sich gebracht, der bis an die Spitze des FC Bayern führt: Denn genau dort will Hoeneß seinen Freund Hainer im November platzieren, wenn er seine Ämter als Vereinspräsident und Aufsichtsratsvorsitzender ruhen lässt.

Der Ex-Landesliga-Stürmer des FC Dingolfing (Hainer) soll dann für den früheren Weltklasse-Stürmer des FC Bayern (Hoeneß) übernehmen. Mit Hainer wird ein etwas anderer Metzgersohn zum mächtigsten Mann im Klub.

Geschäftsmann mit Schnauzbart: Hainer war von 2001 bis 2016 als Vorstandschef von Adidas tätig.

Geschäftsmann mit Schnauzbart: Hainer war von 2001 bis 2016 als Vorstandschef von Adidas tätig.

Hainer verfügt über exzellentes Netzwerk

Der leidenschaftliche Jogger, der von 2001 bis 2016 als Vorstandschef von Adidas tätig war und über ein exzellentes Netzwerk im internationalen Sport verfügt, ist ein rationalerer, unauffälligerer Typ als Hoeneß. Beruflich allerdings ähnlich erfolgreich und effektiv.

Mit Adidas verzeichnete Hainer Rekordgewinne, noch heute sitzt er in mehreren Aufsichtsräten, unter anderem bei der Lufthansa. Sein Credo: "Das Wichtigste ist, dass eine Marke glaubwürdig ist."

Diesen Plan wird Hainer auch beim FC Bayern verfolgen - und dabei auf Hoeneß' Unterstützung setzen. Wie Edmund Stoiber am Mittwoch bestätigte, wird der Bayern-Macher dem Aufsichtsrat erhalten bleiben. Hainer kann sich eines Vertrauten also sicher sein. Als Hainers älteste Tochter im Jahr 2006 verstarb, war Freund Hoeneß für ihn da. Später revanchierte sich der Adidas-Boss und besuchte Hoeneß im Gefängnis. "Gerade in so einer Situation zeigt sich wahre Freundschaft", sagte Hainer einmal.

Mit Hainer und Kahn installiert Hoeneß zwei Vertraute

Man kann also davon ausgehen, dass Hoeneß weiter Einfluss auf seinen Klub haben wird - und das liegt nicht nur an Hainer. Mit Oliver Kahn (50) hat Hoeneß einen weiteren Vertrauten für die Zukunft in der Klubspitze auserkoren.

Der frühere Kapitän und Fanliebling zieht Anfang 2020 in den Vorstand ein, Ende 2021 soll er dann Karl-Heinz Rummenigge als Vorsitzenden des Gremiums beerben. Hoeneß sieht in Kahn das Idealbild einer kommenden Führungsfigur: "Oliver hat sich enorm entwickelt, eine innere Ruhe gefunden und ist seinen Weg gegangen." Kahn habe außerdem das "Mia-san-mia" im Blut.

Spannend wird zu sehen sein, was mit Sportdirektor Hasan Salihamidzic (42) passiert. Sein größter Unterstützer im Klub ist weiter Hoeneß - wenngleich sein Verhältnis zu Rummenigge besser geworden ist. Steigt Brazzo zum Sportvorstand auf, oder haben Hainer und Kahn andere Pläne mit ihm?

Hoeneß wird auch nach seinem Abschied präsent sein

Klar ist, dass Hoeneß den Umbruch auf allen Hierarchie-Ebenen bislang ganz nach seinem Geschmack gestaltet - und Rummenigge dabei übertrumpft. Hainer, Kahn und Salihamidzic waren allesamt Hoeneß' Wunschpersonalien, und auch in der Trainerfrage setzte sich der Präsident mit seinem Kandidaten Niko Kovac gegen Rummenigge (Thomas Tuchel) durch.

Zwischen Hoeneß und Rummenigge ist das Verhältnis seit Monaten unterkühlt, es wird wenig miteinander gesprochen. Speziell Rummenigges öffentliche Spitzen gegen Kovac in der vergangenen Rückrunde haben Hoeneß missfallen. Ab November ist das Duo getrennt - doch Hoeneß wird dank der Personalien Hainer, Kahn und Brazzo weiter präsent sein.

Im Video: Die Highlights der Hoeneß-Rede in der Staatskanzlei