Aufholjagd des Rekordmeisters

Wie sich der FC Bayern wieder an den BVB herankämpfte


Punktgleich mit dem BVB: Die Bayern können feiern.

Punktgleich mit dem BVB: Die Bayern können feiern.

Von Lukas Schauer / Onlineredaktion

Nach dem 5:1 in Gladbach stehen die Bayern punktgleich mit Borussia Dortmund an der Spitze. "Jetzt haben wir Lunte gerochen. Das Momentum ist auf unserer Seite." Die Chronologie der Aufholjagd.

München - Da waren es nur noch zwei. Nicht Punkte, Tore! Lediglich zwei Törchen trennen Noch-Tabellenführer Borussia Dortmund, am ersten und seit dem sechsten Spieltag mit dem Platz an der Sonne, sowie Titelverteidiger FC Bayern. Jeweils 54 Punkte, hier 58:27 Tore, dort 56:27 - zehn Spieltage vor Schluss. Mehr Meister-Spannung geht nicht.

Der FC Bayern hat den Steilpass verwandelt

Mit 5:1 überfährt Bayern den Tabellen-Dritten Borussia Mönchengladbach, revanchiert sich für das 0:3 im Hinspiel in München und verwandelt den "Steilpass" der Dortmunder, wie Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge das überraschende 1:2 vom Freitagabend beim FC Augsburg nannte.

"Der Spieltag war super für uns", sagte Thomas Müller, "natürlich hat uns das Dortmund-Spiel einen Schub gegeben." ZDF-Experte Oliver Kahn, künftig Mitglied im Bayern-Vorstand und ab 2021 Rummenigges Nachfolger, meinte: "Das war pure Motivation. Da ging ein Feuer durch die Mannschaft, es folgte ihr bestes Saisonspiel."

Spannung im Titelkampf

Mitte Dezember schien der Titelkampf langweilig zu werden - erneut. Diesmal wegen der überzeugenden Dortmunder und nicht wegen Abo-Meister Bayern (sechs Meistertitel seit 2013). Beinahe aussichtslose neun Punkte betrug der Abstand am 12. Spieltag, "jetzt sind wir wieder pari", sagte Rummenigge.

Doch was ist passiert in den letzten zwölf Partien? Was sind die Gründe für die Bayern-Aufholjagd, deren Überholmanöver schon am nächsten Spieltag folgen könnte? Eine Chronologie:

12. Spieltag: Nachdem Bayern eine Woche zuvor das Topspiel in Dortmund trotz zweimaliger Führung mit 2:3 verloren hat, folgt der Tiefpunkt der zweiten Herbstkrise (nur ein Sieg in vier Partien). Ein 3:3 gegen Düsseldorf nach 3:1-Führung! Gegen den Aufsteiger! Macht neun Punkte Rückstand und Platz fünf. Damals, so verriet Präsident Uli Hoeneß kürzlich, habe man "zwei Tage nicht weitergewusst". Kapitän Manuel Neuer und der Mannschaftsrat (Thomas Müller, Franck Ribéry, Robert Lewandowski) müssen zum Rapport bei den Bossen, es gibt Aussprachen mit und ohne (!) Trainer Niko Kovac.

16. Spieltag: Es folgen drei Pflichtsiege der Bayern (in Bremen, gegen Nürnberg und in Hannover), es bietet sich plötzlich eine Chance, da Dortmund sensationell bei Aufsteiger Düsseldorf mit 1:2 patzt. Einen Tag später erkämpft Bayern ein 1:0 gegen Leipzig, Altstar Ribéry trifft - nur noch sechs Punkte. "Mehr dürfen es nicht werden, sonst ist es vorbei", sagt Joshua Kimmich. Weil Dortmund 2:1 gegen Gladbach gewinnt und Bayern eindrucksvoll 4:0 in Frankfurt, gehen die Münchner als Zweiter in die Weihnachtsferien. Kovac installiert eine Doppelsechs, ist nach zwei überwundenen Krisen gestärkt. "Wir hatten nach Düsseldorf gesagt: So kann es nicht weitergehen! Das ist nicht der FC Bayern", so Rummenigge.

20. Spieltag: Nach der Winterpause siegen beide Titelanwärter doppelt, dann rutscht Bayern in Leverkusen aus - 1:3. Weil der BVB bei den starken Frankfurtern ein 1:1 holt und zuvor in Leipzig (1:0) gewonnen hat, sind es sieben Punkte Abstand. Es brodelt wieder bei Bayern. Stars wie James Rodríguez beklagen sich über zu wenig Einsatzzeiten, in der Abwehr patzen Niklas Süle und - vor allem - Mats Hummels.

21. Spieltag: Der BVB kann nicht mehr gewinnen. Nach dem Pokal-Aus in der Verlängerung trotz zweimaliger Führung gegen Werder Bremen setzt es gegen Hoffenheim ein 3:3 - nach 3:0-Führung. Die Schwarz-Gelben haben sich bei Bayern angesteckt. Die bezwingen Schalke 3:1 - nur noch fünf.

22. Spieltag: Bayern rackert sich in Augsburg zu einem mühsamen 3:2, der BVB schlingert in Nürnberg zu einem 0:0. Die Nerven? Nur noch drei. Kovac stabilisiert danach seine Mannschaft, die Hereinnahme von Javi Martínez als Abräumer vor der Abwehr ist der Schlüssel zu mehr Sicherheit.

Jetzt geht der Kampf von vorne los

Und nun das Pari-Wochenende. "Wir haben auf null gestellt. Jetzt ist alles wieder offen", sagt Kovac, Müller dagegen klingt forscher: "Wir hätten im Winter nicht gedacht, dass wir so noch rankommen. Jetzt haben wir Lunte gerochen. Das Momentum ist auf unserer Seite."

Klar, haben die Bayern doch an vier Spieltagen satte sieben Punkte aufgeholt.

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