Power-Trio im Zentrum

Wie Niko Kovac die neue Bayern-Taktik plant


Greift nach langer Verletzungspause wieder an: Corentin Tolisso (l.). Vom Abgeschriebenen zum Hoffnungsträger: Renato Sanches. Dynamik und Torgefahr als Trümpfe: Leon Goretzka (r.).

Greift nach langer Verletzungspause wieder an: Corentin Tolisso (l.). Vom Abgeschriebenen zum Hoffnungsträger: Renato Sanches. Dynamik und Torgefahr als Trümpfe: Leon Goretzka (r.).

Von Christina Stelzl

FC Bayerns Trainer Niko Kovac will in der kommenden Saison im 4-3-3-System spielen lassen. Renato Sanches bekommt eine neue Chance. Taktik-Experte Eckner warnt vor der Umstellung.

München - Am Ende der vergangenen Saison hatte Renato Sanches nur noch ein Ziel: Weg aus München, weg vom FC Bayern. "Urlaub und dann nie, nie wieder!", schrie der Portugiese bei einem Testspiel durch die Kabine. Rund einen Monat später ist von einem Vereinswechsel bei Sanches keine Rede mehr. Wie das passieren konnte?

Renato Sanches bleibt beim FCB

Nun, im Fußball ändern sich die Dinge manchmal sehr schnell - und vor allem verändern sich Strukturen im Kader, sodass Abgeschriebene wie Sanches plötzlich zu wichtigen Stützen werden können. Und genau das zeichnet sich gerade ab.
"Renato Sanches bleibt", stellte Trainer Niko Kovac während der US-Tour unmissverständlich klar: "Es ist wirklich so, dass wir mit Renato gesprochen haben und ihm gesagt haben, dass wir ihn gerne behalten möchten."

Letztlich sei der Mittelfeldspieler trotz eines lukrativen Angebots eines anderen Klubs überzeugt gewesen, so Kovac: "Er hat das dann schon eingesehen und sieht seine Zukunft hier."

FCB: Kovac wechselt wieder zum Krisen-System

Sanches überzeugte in den Spielen auf der US-Reise in seiner Paraderolle als Achter - genau dort sieht ihn Kovac auch in der kommenden Saison. Der Coach will sein System offenbar wechseln, statt eines 4-2-3-1, der Triple-Taktik von 2013, setzt Kovac auf ein 4-3-3 mit zwei Achtern im Mittelfeld. "Das haben wir zum Schluss der vergangenen Saison auch wieder praktiziert. Das ist schon das System, das ich gerne spielen möchte", erklärte der Bayern-Trainer bei Sport1: "Aber man muss es immer wieder so adaptieren, wie der Gegner ist."

Die angekündigte Änderung ist durchaus brisant. In der vergangenen Spielzeit schlitterten die Münchner im 4-3-3-System in die Herbstkrise, die Kovac fast den Job gekostet hätte. Erst die Umstellung aufs 4-2-3-1 brachte wieder Stabilität und Siege.
Kovac bevorzugt aber die Taktik mit zwei dynamischen Achtern, die vor dem gesetzten Sechser Thiago nach vorne und hinten ackern. Auch deshalb zog Bayern die Kaufoption bei James Rodríguez, dem klassischen Spielmacher, nicht.

Setzt auf Dynamik im Mittelfeld des FC Bayern: Trainer Niko Kovac.

Setzt auf Dynamik im Mittelfeld des FC Bayern: Trainer Niko Kovac.

Gewinner der Umstellung: Sanches, Tolisso und Goretzka

Gewinner eines 4-3-3-Systems dürfte deshalb ein Power-Trio sein: Neben Sanches haben auch Corentin Tolisso und Leon Goretzka ihre Qualitäten auf dieser Position, in den USA waren sie jeweils als Torschützen erfolgreich.

"Kovac hat einige Spieler für die Achterposition, auch bei vielen anderen Teams ist diese Formation mit einem Sechser und zwei Achtern gerade zu beobachten", sagt Constantin Eckner, Taktik-Experte von spielverlagerung.de, im Gespräch mit der AZ. Laut Eckner könne im 4-3-3-System das "Gegenpressing besser umgesetzt" werden, weil mehr Spieler vorne positioniert seien.

Nachteile und Verlierer des 4-3-3-Systems

Doch die Formation hat auch Nachteile, erklärt Eckner: "Gegen Topgegner kann es zum Problem werden, wenn Thiago als alleiniger Sechser agiert. In den allermeisten Bundesliga-Spielen, wenn Bayern 65 Prozent Ballbesitz hat, ist es unproblematisch. Aber in Partien auf Topniveau kann diese Konstellation Kopfzerbrechen bereiten."

In der vergangenen Saison, etwa in den Champions-League-Spielen gegen den FC Liverpool, vertraute Kovac auf zwei Sechser - Thiago und Javi Martínez. Diesen Plan empfiehlt auch Eckner, wenn es in der Königsklasse um den Titel geht, denn: "Thiago allein kann den Raum als Sechser nicht abdecken."

Verlierer der System-Umstellung könnte Thomas Müller werden. "Er ist eher ein Spieler für die Zehnerposition", sagt Eckner. Doch die gibt es im 4-3-3 ja nicht. Dass der bayerische Weltmeister trotzdem auf viele Einsätze in der neuen Saison kommen wird, gilt als gesichert. "Müller ist flexibel einsetzbar, er kann auch ganz vorne spielen und auf der Außenbahn", sagt Eckner. Ein Müller findet eben immer einen Weg.

Lesen Sie hier: Herbert Hainer - Er soll der Nachfolger von Uli Hoeneß werden

Lesen Sie hier: FC Bayern - Meisterkandidat? Kovac nennt Überraschungsmannschaft