Stadionfrage, Scharold-Aus, Verträge
Viele Baustellen beim TSV 1860: Günther Gorenzel ist genervt
14. Februar 2020, 6:34 Uhr aktualisiert am 14. Februar 2020, 6:34 Uhr
Stadionfrage, das Aus des Finanzgeschäftsführers, Vertragsverlängerungen: Bei den Löwen tun sich erneut viele Baustellen auf. "Es gibt verschiedene Diskussionen in verschiedene Richtungen."
München - Ziemlich genau elf Monate liegt es zurück, da hatten Daniel Bierofkas Löwen einen Lauf. Derbysieg gegen die SpVgg Unterhaching, Mitte März machten sich sogar sanfte Aufstiegshoffnungen breit - doch dann führten Zukunftsängste und eine unvergleichliche Abwärtsspirale in einen knallharten Abstiegskampf.
Aktuell ist der TSV unter Biero-Nachfolger Michael Köllner seit zehn Spielen unbesiegt. Sportlich könnte es - abgesehen von einigen verschenkten Punkten - kaum besser laufen. Aber 1860 wäre nicht 1860, wenn sich nicht in vereinspolitischer Hinsicht neue Baustellen auftun würden. Stadionabsage von Unterhaching und Ingolstadt, das Aus von Finanz-Geschäftsführer Michael Scharold - und eine ungewisse Zukunft.
Gorenzel muss schnell neuen Geschäftsführer finden
Schon geht, zur Frustration von Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel, das Tauziehen der Gesellschafter von vorne los. "Es gibt verschiedene Diskussionen in verschiedene Richtungen", erklärte der 48-Jährige über Sechzigs Planungen, die sich nicht nur in die Länge ziehen. Vielmehr drohen sie eine sportlich erfolgreiche Zukunft zu erschweren.
"Der kaufmännische Geschäftsführer hat am Montag seinen Rücktritt bekanntgegeben. Aus meiner Sicht gilt es jetzt, einen Experten für Finanzfragen zu suchen und zu finden", sagte Gorenzel über Scharolds Rückzug, der laut Gorenzel schon vor Sommer vonstattengehen könnte.
Der Sportchef fügte fast flehend hinzu: "Das Ganze möglichst zeitnah, Entscheidungen im Finanzbereich sind Voraussetzung dafür, dass ich in meinem Kompetenzbereich die richtigen Entscheidungen treffen kann." Mit Stefan Lex hat erst ein Leistungssträger verlängert. Selbst der verkleinerte Etat für kommende Saison (ohne die Erlöse des Weiterverkaufs von Marin Pongracic) sei bisher nur "ein theoretisches Konstrukt".
Reisinger und Ismaik sollen sich zusammenraufen
Der Hintergrund ist klar: Die Vereinsbosse um Präsident Robert Reisinger und Hauptgesellschafter Hasan Ismaik sollen sich zum Wohle des Sports schnellstmöglich zusammenraufen. Es gilt - wenn auch nur auf Basis des kleinsten gemeinsamen Nenners: Her mit einer Lösung! Ganz nach dem Motto: Einmal mit Profis arbeiten...
Eine für Mittwoch geplante Aufsichtsratssitzung hätte nicht nur für rauchende Köpfe, sondern auch Lösungen an der Grünwalder Straße sorgen sollen. "Die Sitzung hat nicht stattgefunden", sagte Gorenzel ohne Angabe von Gründen und erklärte, dass die Themen in "Arbeitsgruppen" abgearbeitet werden sollen. Was er hinzufügte, könnte vielsagender kaum sein: "Ich bin für die Außendarstellung im Bereich Sport zuständig. Daher kommentiere ich nur diesen Bereich final nach außen. Alles andere müssen die Herren in ihren Geschäftsbereichen kommunizieren", sagte Gorenzel.
Reisinger irritierte zuletzt mit Falschaussagen
Apropos Kommunikation: Der scheidende KGaA-Boss Scharold wurde dieser Verantwortung seit Amtsantritt nicht gerecht. Reisinger irriterte zuletzt öffentlich mehrmals mit Falschaussagen (über Etatplanungen und den Kontakt zu Köllner) und unbegründetem Optimismus (Ausweichort Haching). Ismaik, traditionell unberechenbar, warf mit Robert Schäfer über die AZ einen möglichen Scharold-Nachfolger in den Ring - weil es vereinsintern keine Gesprächsbasis gibt?
Gorenzel über seinen andauernden Austausch mit diversen Gremien: "Ich kann nur sagen, dass ich den ganzen Tag spreche - ich spreche so viel, dass ich am Abend gar nicht mehr mit meiner Frau telefonieren will - das liegt aber nicht an meiner Frau." Ob er sich den Mund nur fusselig redet?
Lesen Sie hier: Die Qual der Wahl - Köllners verschärfter Konkurrenzkampf