Nach Kritik der Fans

TSV 1860: Jetzt geht Günther Gorenzel in die Offensive


Sport-Geschäftsführer beim TSV 1860: Günther Gorenzel

Sport-Geschäftsführer beim TSV 1860: Günther Gorenzel

Von Bernhard Lackner

Günther Gorenzel verteidigt seine Aussagen, kritisiert das Fan-Plakat - und verrät, dass der TSV 1860 einen Sponsor fürs Trainingslager hat.

München - Pro Präsident Reisinger? Oder "Ismaik-Jünger"? Der TSV 1860 unterteilt sich bekanntlich in die beiden Lager der Unterstützer des Konsolidierungskurses unter Oberlöwe Robert Reisinger und des Investitionskurses von Investor Hasan Ismaik. Günther Gorenzel steht, seit seiner Beförderung zum Geschäftsführer Sport umso mehr, mittendrin auf dem "Schlachtfeld". Jetzt setzt er sich gegen den jüngsten Angriff aus der Fankurve zur Wehr.

Nachdem im Gästeblock der Sechzger bei Eintracht Braunschweig zuletzt ein Plakat mit der Aufschrift "Gorenzel mach deine Arbeit!" zu sehen war, sah sich der vom Sportchef zum KGaA-Boss (neben Finanz-Geschäftsführer Michael Scharold) aufgestiegene Gorenzel dazu genötigt, in den Verteidigungsmodus zu gehen. "Zu meiner Person möchte ich klar sagen, dass die Fakten ganz klar etwas anderes belegen", sagte der Österreicher. Er widerlegte den Vorwurf, seinen Aufgaben nicht nachzukommen, sparte nicht mit Kritik an allen Personen, "die nicht den Sport in den Vordergrund stellen" - und erklärte, wie er durch seine Arbeitsweise einen neuen Sponsor für Sechzig fand.

Kritik an Günther Gorenzel: die Ultras des TSV 1860 in Braunschweig.

Kritik an Günther Gorenzel: die Ultras des TSV 1860 in Braunschweig.

Nach Fan-Kritik: Gorenzel verweist auf 1860-Erfolge

Gorenzels Arbeit: "Erstens: Ich habe in sämtlichen Trainingseinheiten, Besprechungen und Analysen den Cheftrainer vertreten", stellt Gorenzel klar, er habe dadurch "weitaus mehr Arbeitsleistung eingebracht" als in seinem Vertrag "ursprünglich verankert".

Der gebürtige Grazer weiter: "Zweitens, wenn man nüchtern auf die Fakten schaut: Wir sind momentan der beste Aufsteiger, haben aus den letzten acht Spielen von möglichen 24 Punkten 16 Punkte geholt. Das ist ein Schnitt von zwei Punkten." Der Sportchef des Tabellen-Sechsten wolle sich "nicht hinstellen und sagen: 'Das ist allein meine Leistung.' Aber ich leite diese Abteilung und stehe in der Verantwortung."

In der öffentlichen Wahrnehmung gilt Trainer und 1860-Ikone Daniel Bierofka als Vater des Erfolgs, doch der 40-Jährige betonte mehrmals, dass er den Aufstieg und die Zusammenstellung des Drittliga-Kaders ohne Vertrauensperson Gorenzel nicht hätte stemmen können. Damit zum Kernjob des Sportdirektors, der vorrechnete, dass man "in Relation der erzielten Punkte zu eingesetzten Transfermitteln hinter dem Karlsruher SC auf Rang zwei" stehe. Will heißen: Der Ertrag aus Sechzigs Transferpolitik, viele ablösefreie Spieler zu verpflichten, hat sich ausgezahlt.

Gorenzel-Appell: "Stellt den Support in den Mittelpunkt!"

Kritik an allen Störeinflüssen: Beleidigungen gegen Ismaik, Pyrotechnik, Ausschreitungen - Gorenzel stoßen die jüngsten Aktionen der Anhängerschaft auf. "Diese Dinge sind auf das Schärfste zu kritisieren." Sein Appell "an alle Fan-Lager und Mitglieder, auf welcher Seite sie stehen, was auch immer sie motiviert: Stellt den Support des Sports in den Mittelpunkt!" Hätte auch an die zerstrittenen Bosse gehen können. Gorenzel vielsagend: "Von mir werden immer klare Aussagen kommen." Das sei die Pflicht "von starken Führungspersönlichkeiten". Ob die schweigsamen Reisinger und Scharold das auch so sehen? A propos Scharold: Mit diesem wolle Gorenzel prüfen, inwieweit man beleidigende Botschaften in der Kurve zulassen müsse.

Trainingslager in Österreich: Den Vorwurf des öffentlichen Lamentierens entkräftete Gorenzel mittels guter Nachrichten. "Mir wird ja indirekt vorgeworfen, über die momentane Situation zu jammern. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Ich versuche nur, die Lage transparent darzustellen." Dies habe 1860 einen "neuen Gönner" gebracht: "Wir konnten einen Geschäftsmann aus Österreich gewinnen, der uns massiv unter die Arme greift." Es handle sich um einen Hotelier, der die nächsten drei Jahre für das Sommer-Trainingslager aufkomme. Dank Gorenzel eine Finanzspritze geschätzt im hohen fünfstelligen Bereich, mit der wohl beide Löwen-Lager ausnahmsweise mal keine Probleme haben.

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