Reaktionen auf Reisinger-Stichelei
TSV 1860: Die Botschaften des Löwen-Stammtischs im Landtag
23. Januar 2020, 6:18 Uhr aktualisiert am 23. Januar 2020, 6:18 Uhr
1860-Präsident Reisinger verwundert mit seinen Aussagen beim Löwen-Stammtisch im Maximilianeum. "Das muss ich jetzt nicht nochmal kommentieren", sagt Gorenzel. Und Bierofka: "Nicht mein Niveau".
München - Man nehme das Maximilianeum, einen Oberlöwen und mehrere weiß-blaue Politiker - und schon hat man den ersten Löwenstammtisch im Bayerischen Landtag. Robert Reisinger, Präsident des TSV 1860, sprach am Dienstagabend auf Einladung von FDP-Fraktionschef und Sechzig-Fan Martin Hagen lange wie deutlich über Münchens große Liebe.
"Das war ein super Treffen", erklärte Initiator Hagen der AZ über die Zusammenkunft in der Bayern-Stube des Landtagsgebäudes und freute sich über "großes Interesse der Abgeordneten" wie Ex-1860-Präsident Hep Monatzeder (Grüne), Inge Aures und Markus Rinderspacher (beide SPD) oder Martin Bachhuber und Hans Herold (beide CSU). Hagen weiter: "Es war schön, über die Parteigrenzen hinweg der gemeinsamen Leidenschaft zu frönen."
Zu seiner Freude wie Verwunderung seien Reisingers anderthalbstündige Ausführungen "ein Termin mit großem Neuigkeitswert für alle Sechzger" gewesen, denn: "Reisinger hat sich auch kritischen Fragen gestellt und ganz schön aus dem Nähkästchen geplaudert." Die AZ zeigt, was Reisinger zu sagen hatte - und wer an seinen Worten aus verschiedenen Gründen etwas auszusetzen hatte.
Bierofka will sich nicht zu Reisingers Behauptungen äußern
Pläne mit Köllner als NLZ-Leiter: "Im Mai hat uns Dieter Märkle offenbart, dass er zurückgeht nach Ulm. Im Zuge dessen haben wir Kandidaten gesichtet und auch Michael Köllner angesprochen", erklärte Reisinger, bevor man sich im Sommer für Manfred Paula entschieden habe. Kurios: Köllner, dessen zweijährige Vertragslaufzeit Reisinger offenbarte, und Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel tätigten anderslautende Aussagen als Reisinger. Die AZ fragte nach.
"Das muss ich jetzt nicht wirklich nochmal im Detail kommentieren? Mein Erstkontakt war am Mittwochabend nach Daniels Bierofkas Rücktritt, und an das Gespräch kann ich mich auch sehr gut erinnern", stellte Gorenzel klar. Auf Nachfrage ließ er durchblicken, dass es mit Reisinger bereits ein klärendes Gespräch gegeben habe: "Ich habe Verständnis dafür, dass Sie nachfragen und habe auch bereits mit dem Präsidenten gesprochen, es ist alles gut. Aber der Inhalt dieses Gesprächs ist - und da bitte ich Sie um Verständnis - vertraulich."
Der Abschied von Daniel Bierofka: Reisinger äußerte sich einmal mehr über das Aus von Klubikone Bierofka, das er bedauere: "Wir können ihn ja nicht mit dem Lasso einfangen und an der Grünwalder Straße anketten." Über das unterkühlte Verhältnis zwischen ihm und Bierofka erklärte das Vereinsoberhaupt: "Gewisse Blogger haben das ausgeschlachtet und mich an den Pranger gestellt, ich hätte ihn rausgemobbt. Was ich nicht so sehe."
Als Präsident stehe ihm "einfach zu, dass ich meine Meinung sage, dass ich öffentlich Sachen anspreche und Kritik übe." Sechzigs Ex-Coach wollte keinen Kommentar zu Reisingers Aussagen abgeben, ließ aber durchblicken, was er davon hält: "Nicht mein Niveau", erklärte Bierofka der AZ.
"Am Sonntag müssen wir Löwen unsere Hausaufgaben erledigen"
Reisingers Bundesliga-Ansage: "Mir wär's recht, wenn wir mit dem Herrn Köllner und seinem Team in den nächsten fünf Jahren ans Tor zur Ersten Liga klopfen", erklärte Reisinger ungewohnt ambitioniert. Selbst für Sportchef Gorenzel ("Wir wollen uns nach oben orientieren") aktuell zu forsch: "Ich finde es grundsätzlich erst einmal gut, dass es bei uns wieder um sportliche Ziele geht. Und dass die Einstellung so positiv ist. Dass wir langfristig 1860 gern alle wieder in den Regionen sehen würden, ist klar."
Aber: So kurz vor dem Duell mit Eintracht Braunschweig zähle nur die Drittliga-Realität: "Allerdings plädiere ich dafür, dass wir uns erst einmal auf den Start der Rückrunde konzentrieren und am Sonntag unsere Hausaufgaben erledigen. Da wollen wir die drei Punkte im Grünwalder behalten, dafür haben der Trainer und die Mannschaft sehr gut gearbeitet." Gorenzel verdeutlichte nochmal: "Ich befürworte hohe sportliche Ziele, beschäftige mich aber naturgemäß mit der sportlichen Gegenwart. Das ist mein Job, und die sportliche Gegenwart heißt Braunschweig, nicht Borussia Dortmund."
Wie es um Ziele (und Träume) der Sechzger in der aktuellen Saison aussieht, darüber darf beim nächsten Landtags-Stammtisch diskutiert werden: Der soll laut Hagen noch vor der Sommerpause stattfinden.
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