Gesellschafter-Clinch
Reisinger: Darum schweigt der TSV-1860-Präsident
23. März 2019, 8:02 Uhr aktualisiert am 23. März 2019, 8:02 Uhr
Reisinger bleibt im Streit der Gesellschafter auf Tauchstation - der Oberlöwe geht kritischen Fragen lieber aus dem Weg. "Ich möchte mich da nicht hineinziehen lassen", sagt Trainer Bierofka.
München - Auf eines kann sich der TSV 1860 verlassen: seine Anhänger. Wann immer Stadionsprecher Stefan Schneider in sein Mikro ruft: "Servus, Löwenfans. Jemand zuhause?", bebt das Grünwalder Stadion. Ob Sechzigs Vereinsoberhaupt auf der Haupttribüne ebenfalls antwortet? Der Machtkampf auf Giesings Höhen spitzt sich derzeit weiter zu.
Hier: Robert Reisinger und die Kluboberen, die weder Darlehen noch Genuss-Scheine von Investor Hasan Ismaik annehmen wollen. Mangels Zustimmung des Investors, die Junglöwen der U19 und U21 vorübergehend unter dem Dach des e.V. zu führen, haben sie dem Geschäftsführer-Duo Michael Scharold und Günther Gorenzel einen schärferen Konsolidierungskurs verordnet, als sie es erklärtermaßen selbst für richtig halten.
Dort: Ismaik und Sprecher Athanasios Stimoniaris, der sich als Bewerber für das Präsidentenamt geoutet und den Kurs von Reisinger oft deutlich kritisiert hat - wie auch dessen Verschwiegenheit.
Löwen-Boss Reisinger schweigt weiter
"Fragen Sie Herrn Reisinger, wie viel es aktuell abwirft. Ich bin gespannt auf seine Antwort", erklärte Stimoniaris kürzlich im AZ-Interview über die Frage nach der Rentabilität des Grünwalder Stadions. Der Betriebsrats-Chef von 1860-Sponsor MAN weiter: "Er wird Ihnen nicht antworten. Das macht er immer so, wenn ihm etwas unangenehm ist."
Die AZ fragte nach. Aber: Antworten bleiben aus von Reisinger, dem schweigsamen Oberlöwen. Schon Anfang Februar hatte der 55-Jährige nicht nur einen bereits zugesagten BR-Auftritt platzen lassen, auch der AZ erteilte er eine Absage. "Ich stehe zur Zeit für Interviews nicht zur Verfügung."
Jetzt erklärt der Unternehmensberater gar nichts mehr. Stattdessen richtete sich das Präsidium kürzlich auf der Vereinswebsite an die Mitglieder und Fans - die Stellungnahme bezog sich auf die letzte Aufsichtsratssitzung Mitte Februar, also vor fünf Wochen.
TSV 1860: Wie hoch ist der Etat für die neue Saison?
Kritische Nachfragen? Offenbar nicht erwünscht. Dabei gäbe es diese zuhauf: Während Reisinger und Co. von bis zu 3,5 Millionen Euro Etat für die kommende Saison schreiben, pendelten sich zuvor kolportierte Zahlen bei maximal drei Millionen ein.
Und wann wäre - theoretisch - mit den "seriösen Interessenten" für einen Einstieg als dritter Gesellschafter zu rechnen? Wenigstens die Antwort von Ismaiks Unternehmen HAM ließ nicht lange auf sich warten.
TSV 1860: Oberlöwe Reisinger ist gefragt
Donnerstagabend widersprach der Aufsichtsratsvorsitzende Yahya Ismaik, dass der Jordanier weitere Investoren ablehne. "HAM begrüßt weiterhin jeden weiteren Geldgeber", schrieb Ismaiks Bruder und stellte klar, dass "das Aktienpaket nicht zur Disposition" stehe. Zudem möge das Präsidium weitere "Sticheleien und Provokationen" gegen Gorenzel und Coach Daniel Bierofka doch bitte unterlassen.
Was Bierofka zum Gesellschafterclinch sagt? "Ich bin kein politisches Spielobjekt. Ich möchte mich da nicht hineinziehen lassen." Wenn man genau hinhörte, konnte man anhand eines Lobes für Gorenzel ("Günther ist einer der wenigen, der überhaupt Auskunft gibt") eines heraushören: den Wunsch nach Transparenz.
Aus Vereinssicht wäre Reisinger gefragt. Ob eine Antwort des wortkargen Präsidenten folgt?
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