Geschäftsführer des TSV 1860

Sechzigs Boss-Rochade: Kommt Schäfer für Scharold?


Michael Scharold hört im Sommer auf - kommt ein Vor-Vorgänger zurück?

Michael Scharold hört im Sommer auf - kommt ein Vor-Vorgänger zurück?

Von Michael Schleicher / Online

Finanz-Chef Michael Scharold hört im Sommer bei den Löwen auf. Saß sein Nachfolger bereits im Stadion? In der AZ spricht sich Hasan Ismaik für ein Comeback von Robert Schäfer aus.

München - Michael Scharold pflegte bei den Löwen heimlich, still und leise zu agieren. Genauso geräuschlos hätte auch sein Abgang ablaufen sollen: Der Geschäftsführer der KGaA des TSV 1860 wollte sein geplantes Ende noch nicht an die große Glocke hängen. Doch es kam anders.

"Michael Scharold verlässt TSV 1860 München - im Sommer 2020 ist für den Geschäftsführer Schluss", titelte der e.V.-nahe "Münchner Wochenanzeiger" am Sonntag, bevor der Online-Artikel kurz darauf wieder verschwand. Wie die AZ erfuhr, hätte der Rücktritt des 39-Jährigen, den er bereits in einer Aufsichtsratssitzung im Dezember 2019 erklärt hatte, erst nach der Lizenzierung für die kommende Spielzeit (Ende März) öffentlich gemacht werden sollen. Nach dem Vorpreschen musste nun aber die Presseabteilung der Sechzger reagieren.

Michael Scharold hört beim TSV 1860 auf

"Die Entscheidung, zum Ende der laufenden Saison aufzuhören, ist mir nicht leichtgefallen", wird Scharold (seit Januar 2018 im Amt) zitiert: "Wir alle haben in den vergangenen beiden Jahren viel erreicht. Sowohl sportlich als auch wirtschaftlich konnten wir eine deutliche Verbesserung und eine positive Entwicklung des Vereins in die Wege leiten." Die Wahrheit ist aber auch: Ohne Fremdmittel schrieb 1860 zuletzt rote Zahlen im unteren siebenstelligen Bereich.

Das Präsidium um Robert Reisinger äußerte sich ebenfalls und dankte Scharold auf der Vereinshomepage "für sein überdurchschnittliches Engagement und sein umsichtiges Handeln in einem schwierigen Arbeitsumfeld." Der Diplom-Kaufmann habe "die Reorganisation des Unternehmens vorangebracht" und sei mit "seiner Fachkompetenz ein positiver Ansprechpartner" gewesen.

Scharold braucht "neue Impulse"

Wenn aber alles so gut gepasst hat: Wieso dann der Abgang? Im Gespräch mit der AZ verwies Scharold auf die Pressemitteilung. Darin bezeichnete er seine Zeit bei 1860 als "für mich und meine Familie extrem intensiv und kraftraubend", daher sei der Familienvater "zu der Überzeugung gekommen, dass sowohl der Verein als auch ich neue Impulse benötigen."

Der Job zwischen den Stühlen und Gesellschaftern war nicht vergnügungssteuerpflichtig: Nach AZ-Infos herrscht zwischen Präsidium und Investor Hasan Ismaik weiter eisige Stille. Scharold war wie schon Vorgänger Markus Fauser von der Vereinsseite per 50+1-Regel über Ismaik hinweg ins Amt manövriert worden.

Kritik von Hasan Ismaik an Scharold

Trotz des präsidialen Lobes zum Abschied gab es Kritik von beiden Seiten: Reisinger und Co. soll Scharolds spärliche Informationspolitik ein Dorn im Auge gewesen sein. Ismaik hatte den Münchner seit jeher öffentlich infrage gestellt, als "schwach" und "keinen Anführer" bezeichnet.

Auf AZ-Anfrage dankte nun Ismaik dem scheidenden KGaA-Boss und wünschte "alles Gute für seine zukünftige Karriere". Der Jordanier kritisierte allerdings das Informationsleck zu Scharolds Aus: "Wir wollten diese Informationen im Unternehmen behalten, um die gute Atmosphäre aufrechtzuerhalten und Michael Scharold die Möglichkeit zu geben, alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um eine Lizenz zu erhalten."

Ismaik macht sich für Robert Schäfer stark

Hochinteressant: Ismaik macht sich stark für einen Ex-Geschäftsführer (2010-2013), zuletzt beim 1:1 gegen Waldhof Mannheim Tribünengast: Robert Schäfer. "Ich hoffe, Robert Schäfer kommt wieder, denn er hat in den letzten Jahren in Dresden und Düsseldorf viel gelernt und Erfahrungen gesammelt", so Ismaik: "Meiner Meinung nach ist der Weg für Schäfer frei, weil er die Löwen in seinem Herzen trägt."

Ob das die Vereinsbosse um Reisinger, die "gemeinsam" einen "geeigneten Fachmann oder eine Fachfrau auswählen" wollen, genauso sehen?

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