"Es wird getrickst und getäuscht"

TSV 1860: Hasan Ismaik attackiert Robert Reisinger scharf


Nicht die besten Freunde: Investor Hasan Ismaik (l.) und Löwen-Präsident Robert Reisinger.

Nicht die besten Freunde: Investor Hasan Ismaik (l.) und Löwen-Präsident Robert Reisinger.

Von Bernhard Lackner

Nur wenige Tage vor der Mitgliederversammlung des TSV 1860 gibt Investor Hasan Ismaik eines seiner seltenen Interviews. In diesem attackiert er Löwen-Präsident Robert Reisinger einmal mehr scharf.

München - Frontalangriff von Hasan Ismaik! Nur wenige Tage vor der Mitgliederversammlung am Sonntag schießt der Investor des TSV 1860 in einem Interview mit dem "kicker" massiv gegen Löwen-Präsident Robert Reisinger.

"Ich stelle mir immer wieder die Frage, wollen in diesem Verein wirklich alle den sportlichen Erfolg? Ich sage klipp und klar: Nein", meint der Jordanier: "Es kann nicht sein, dass das Schicksal von 1860 von 500 bis 700 seitens des e. V. gut organisierten Personen bestimmt wird. Die Löwen-Familie ist viel, viel größer." Eine Wiederwahl von Reisinger sei in seinen Augen "kein positives Signal für die Zukunft" des Vereins. "Wenn dagegen die Vernunft einkehrt, fliege ich am nächsten Tag gleich nach München und bin bereit, sofort über alle wichtigen Dinge zu sprechen, damit der Profifußball von 1860 wieder aufsteht", kündigt Ismaik an.

Ismaik poltert: "Es wird getrickst, getäuscht und getarnt"

Er selbst verfolge, obwohl nicht mehr so häufig in München, die Geschehnisse bei den Löwen genau. "Ich freue mich über jeden noch so kleinen Erfolg. Aber ich würde mich noch mehr darüber freuen, wenn bei 1860 endlich ehrlich miteinander umgegangen würde. Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass in diesem Verein so dermaßen falsch gespielt wird", sagt Ismaik - und geht noch weiter: "Es wird getrickst, getäuscht und getarnt - nur um mich loszubekommen. Ich frage Sie: Was ist in den letzten zwei Jahren unter Reisinger besser geworden? Nichts."

Der Löwen-Präsident ist laut Ismaik auch der Grund für die große Zerrissenheit innerhalb des Vereins. "Auch mit Trainer Bierofka hat Reisinger ein Riesenproblem. Ich glaube, er ist der einzige Präsident im deutschen Fußball, der seinem Trainer nachweislich aus dem Weg geht. Daniel war in der Sommerpause kurz davor, hinzuwerfen", erzählt der Investor: "Ich habe eine andere Vorstellung von einem Präsidenten: Wir brauchen einen Präsidenten, der den Fußball liebt, den Verein eint und für alle Fans da ist. Nicht nur für die, die ihn wählen." Auf Reisinger treffe dies nicht zu.

Hasan Ismaik: 1860 ist "eine Geldvernichtungsmaschine"

Auch zum Thema Finanzpolitik äußerte sich Ismaik mit deutlichen Worten. Zwar verfolge er nicht das Ziel, mit seinem Investment bei den Löwen Gewinn zu erwirtschaften, dennoch fordert er einen besseren Umgang mit den finanziellen Mitteln. "Das größte Problem ist, dass viele Traditionsvereine nicht wie Wirtschaftsunternehmen geführt werden, sondern wie Trachtenvereine - und wahrscheinlich wird dort sorgsamer und disziplinierter mit dem Geld umgegangen als bei 1860", sagt Ismaik - und legt mit deutlichen Worten nach: "Für mich ist dieser Verein eine Geldvernichtungsmaschine. Es ist alles undurchsichtig. Nicht erst seit Hasan Ismaik, sondern seit über 15 Jahren. Es ist kein Zufall, dass 1860 im Jahr 2011 pleite war."

Bereits bei seinem Einstieg vor acht Jahren habe der Verein die eigenen finanziellen Möglichkeiten falsch eingeschätzt. Auch Michael Scharold gab zuletzt zu, sich beim Etat für die Saison 2018/19 verkalkuliert zu haben. "Und was ist die Reaktion bei 1860?", fragt Ismaik und wittert eine Verschwörung: "Scharold wird von Präsidium und Hauptsponsor in den höchsten Tönen gelobt. Klar, sie haben einen Pakt gegen Ismaik geschlossen. Deswegen habe ich jetzt einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer beauftragt, der alle Zahlen umdrehen soll. Wir haben zehn Millionen Euro Einnahmen: Das Stadion ist immer ausverkauft und trotzdem reicht das Geld nicht?"

Lesen Sie auch: 1860 braucht ein millionschweres Autogramm von Ismaik