AZ-Interview

Herbert Hainer exklusiv: "Ich bin ein glücklicher Präsident"


Präsident des FC Bayern: Herbert Hainer

Präsident des FC Bayern: Herbert Hainer

Von Bernhard Lackner

Exklusiv in der AZ spricht Herbert Hainer über seine Rolle als Boss des FC Bayern, das Meisterturnier der Basketballer - und die Fußballer: "Wir wollen jetzt auch die neunte und zehnte Meisterschaft."

AZ-Interview mit Herbert Hainer: Der 65 Jahre alte ehemalige Adidas-Vorstandsvorsitzende ist seit November 2019 Präsident des FC Bayern.

AZ: Herr Hainer, wie war es für Sie, am Dienstag mit dem FC Bayern Ihre erste Meisterschaft als Präsident zu feiern?
HERBERT HAINER: Das war ein tolles Erlebnis. Ich bin ja schon lange beim FC Bayern, seit 18 Jahren im Aufsichtsrat. Mein allererster Titel war es also nicht. Aber es ist trotzdem emotional, als Präsident den ersten Titel einzufahren. Es war ein schöner Abend.

Sie haben ja gesagt, dass Hansi Flick es Ihnen nicht antun solle, in Ihrem ersten Jahr als Präsident nicht Meister zu werden.
Genau. Deshalb habe ich mich am Mittwochmorgen im Hotel auch persönlich bei ihm bedankt und ihm zu der Klasseleistung, die er mit der Mannschaft vollbracht hat, gratuliert.

Kommt bei Spielern, Fans und Verantwortlichen gut an: Bayern-Coach Hansi Flick (r.)

Kommt bei Spielern, Fans und Verantwortlichen gut an: Bayern-Coach Hansi Flick (r.)

Hainer: "Bayern tritt immer an, um zu gewinnen"

Bayern ist zum achten Mal in Folge Champion. Wollen Sie jetzt die Zehn vollmachen?
Natürlich. Der FC Bayern tritt immer an, um zu gewinnen. Deshalb würde ich mich freuen, wenn wir die neunte und die zehnte Meisterschaft in Folge jetzt auch gewinnen.

Wenn es mit den Basketballern noch klappen sollte, könnten Sie in diesem Jahr sogar gleich eine Doppelmeisterschaft schaffen...
Das wäre mir natürlich lieb, wenn wir auch im Basketball den Meistertitel holen würden - nachdem wir ja bis zum Abbruch der Saison mit einigem Abstand Erster in der Liga waren und das Potenzial haben, Meister zu werden. Die Mannschaft muss nur auf den Court bringen, zu was sie in der Lage ist.

Aufgrund der außergewöhnlichen Umstände hätten Sie die einmalige Möglichkeit, sogar tatsächlich zusammen zu feiern.
Natürlich. Auch wenn wir nicht gemeinsam auf den Balkon gehen können, wäre es trotzdem ein schönes Event, zusammen zu feiern.

Im Viertelfinalhinspiel der Meisterplayoffs gab es mit dem 83:87 der Basketballer gegen Ludwigsburg allerdings zuletzt einen Rückschlag.
Es ist natürlich enttäuschend, dass wir verloren haben, nachdem wir im dritten Viertel ja schon mit elf Punkten vorne waren (50:39, d. Red.). Es sind aber nur vier Punkte Unterschied, die können wir im Rückspiel (16.30 Uhr/Magenta Sport, d. Red.) jederzeit aufholen.

Mit Bayern ist im Titelkampf also weiter zu rechnen?
Absolut. Man darf uns auf keinen Fall abschreiben. Die Mannschaft ist in der Lage, mehr zu leisten, als sie im Moment zeigt.

Hainer: Diese Mannschaft kann jeden Titel gewinnen

Sie sind mit dem FC Bayern Gastgeber des Final10-Turniers der BBL. Wie fällt da Ihr Zwischenfazit aus?
Insgesamt läuft das Turnier organisatorisch hervorragend. Auch von der sportlichen Qualität her ist es sehr hochwertig und dank einiger Überraschungen unheimlich spannend. Am Ende des Tages fehlt natürlich die Atmosphäre der Fans. Gerade beim Basketball, wo alles so eng zusammen ist. Wenn hier 6000 Fans sind und die Mannschaften richtig anfeuern, das ist schon etwas Tolles. Das haben wir im Moment nicht. Aber damit müssen wir halt leben.

Inwieweit kann man mit dem Turnier ein Vorbild für andere Länder sein?
Wir sind in Deutschland die Ersten, die sowohl in der Fußball- als auch in der Basketball-Bundesliga durch die Konzepte, die wir gemeinsam erarbeitet haben, wieder spielen. Natürlich sind wir Vorbilder für andere Länder, und darauf können wir unheimlich stolz sein. Wir bekommen viele Anfragen zu unserem Konzept, selbst aus der NBA.

Kann der Start der neuen Saison ähnlich geplant werden oder sind dafür Zuschauer unabdingbar?
Es muss natürlich unser Interesse sein, die Zuschauer so schnell wie möglich zurückzubringen. Das wünschen wir uns alle - eventuell zunächst mit einer reduzierten Anzahl. Der Sport lebt von den Emotionen und den Fans, die das Salz in der Suppe sind.

Beim Champions-League-Turnier der Fußballer im August in Lissabon werden noch keine Zuschauer erlaubt sein. Uli Hoeneß sagte zuletzt im AZ-Interview, dass er trotzdem "im Moment keine Hindernisse" für den FC Bayern sieht. Sehen Sie das ähnlich?
Wir haben jetzt die Deutsche Meisterschaft gewonnen, stehen im DFB-Pokalfinale und sind in der Champions League mit einem Bein im Viertelfinale. Die Mannschaft ist individuell unheimlich gut besetzt und Hansi Flick hat sie zu einem Team geformt, das eine Menge Spielfreude und Qualität auf den Platz bringt. Die Mannschaft ist so gut in Schuss, dass sie in der Lage ist, jeden Titel zu gewinnen. Man braucht immer das Quäntchen Glück, ansonsten bringt sie alles dazu mit.

Herbert Hainer: Boateng "ist ein wertvoller Spieler"

Wie sehr beeinträchtigt die Corona-Krise nach wie vor auch den FC Bayern?
Ich denke, der FC Bayern München hat sich in der Corona-Phase unheimlich gut dargestellt. Wir haben uns sportlich hervorragend vorbereitet, um sofort nach dem Re-Start wieder in Form zu sein. Auf der anderen Seite hat sich der FC Bayern auch gesellschaftlich und sozial vorbildlich verhalten mit zahlreichen Aktionen. Wir haben den bayerischen Fußball unterstützt, mit den drei anderen Champions-League-Vereinen einen 20-Millionen-Fonds gegründet. Wir haben mit den Basketballern bei der Münchner Tafel geholfen. Joshua Kimmich und Leon Goretzka haben den "We kick Corona"-Fonds ins Leben gerufen, der jetzt über fünf Millionen eingebracht hat. Und, und, und. Das zeichnet den FC Bayern München auch aus.

Wie schwierig ist es in dieser Situation, einen Transfer wie den von Leroy Sané final abzuschließen? Oder ist da demnächst mit Vollzug zu rechnen?
Wir wollen jetzt erst mal mit unseren bestehenden Spielern verlängern. Und dann kümmern wir uns um mögliche Zu- und Abgänge. Priorität haben momentan die Gespräche mit den Spielern, die aktuell bei uns unter Vertrag stehen.

Gehört da Jérôme Boateng nun auch wieder dazu, nachdem ihm im vergangenen Jahr bereits ein Abschied nahegelegt worden war?
Jérôme Boateng hat eine hervorragende Rückrunde gespielt. Kompliment an ihn, er ist ein wertvoller Spieler.

Hainer: Schauen, wie wir uns weiter verstärken können

Sie konnten mit Thomas Müller, Manuel Neuer und Alphonso Davies bereits einige Verträge mit Leistungsträgern verlängern.
Wir haben eine hervorragende Mannschaft. Natürlich werden wir schauen, wie wir sie noch weiter verstärken können. Aber wir sind in der glücklichen Lage, schon jetzt eine sehr gute Mannschaft mit einer tollen Perspektive zu haben. Alphonso Davies, Joshua Kimmich, Benjamin Pavard, Serge Gnabry, Kingsley Coman, Niklas Süle - das sind alles Spieler, die die Zukunft des Klubs darstellen werden. Insofern bin ich ein glücklicher Präsident: Weil wir die Deutsche Meisterschaft gewonnen haben, noch in allen Wettbewerben vertreten sind, aber auch, weil wir den Umbruch unheimlich gut hinbekommen haben.

Der 18 Jahre alte Tanguy Kouassi, der von Paris Saint-Germain kommen soll, würde da gut ins Konzept passen, oder?
Wir arbeiten weiterhin an der Mannschaft der Zukunft. Das heißt auf der einen Seite erfahrene Klassespieler, auf der anderen junge Nachwuchsspieler aus dem eigenen Jugendbereich. Und dann schauen wir auch, wo es interessante junge Talente auf der Welt für uns geben könnte.

Wie eng ist Ihr Austausch mit Ihrem Vorgänger Uli Hoeneß aktuell noch?
Ich bin mit Uli Hoeneß permanent in Kontakt. Wir sind gut befreundet und tauschen uns zu vielen Dingen aus, zu sportlichen wie privaten. Zuletzt habe ich erst am Mittwochmorgen mit ihm gesprochen.

Sicher auch mal über den FC Bayern Basketball. Um dessen Zukunft muss man sich trotz Corona-Krise keine Sorgen machen, oder?
Auf keinen Fall. Wir investieren ja weiter in die Infrastruktur und haben 2022 mit dem SAP Garden die wahrscheinlich modernste Halle von Europa. Und wir investieren auch weiterhin in die Mannschaft. Da muss man sich wirklich keine Sorgen machen.