Straubing/Regensburg
Rocker-Prozess in Regensburg: Zeuge kann sich kaum an "Blutnacht von Straubing" erinnern
3. September 2015, 7:38 Uhr aktualisiert am 3. September 2015, 7:38 Uhr
Nach einer knapp zweiwöchigen Unterbrechung wurde am Mittwoch der Prozess gegen den NPD-Funktionär Sascha Roßmüller und vier weitere frühere Mitglieder des MC Bandidos, Chapter Regensburg, wegen Landfriedensbruch und gefährlicher Körperverletzung in unveränderter Besetzung fortgesetzt. Zuvor hatte am dritten Verhandlungstag Verteidiger Helmut Mörtl den Gerichtsvorsitzenden Georg Kimmerl wegen Besorgnis der Befangenheit abgelehnt.
Er begründete seinen Antrag damit, dass sich der Vorsitzende zu unkritisch gegenüber lügenden Zeugen zeige. Überdies habe er abgelehnt, wichtige Ermittlungsakten über einen Kronzeugen beizuziehen. Sie könnten jedoch erhellen, welche Zugeständnisse die Anklagebehörde gemacht habe, damit dieser seine "Lebensbeichte" ablegt. Ohne die Gründe hierfür in der öffentlichen Sitzung bekannt zu geben, wurde dieser Antrag nunmehr von der 5. Strafkammer abgelehnt.
Die an den Übergriffen beteiligten Mitglieder des MC Bandidos und des Straubinger MC Gremium halten sich an den Ehrenkodex "Niemand spricht mit der Justiz". Zu einer Aussage zwingen kann man sie nicht, da ihnen ein Aussageverweigerungsrecht zur Seite steht.
Ein sogenannter "unbeteiligter Augenzeuge" musste deshalb am Mittwoch in den Zeugenstand. Dieser war zur Tatzeit Gast im "Chaos" und rauchte vor dem Eingang eine Zigarette, als die Massenschlägerei begann. Trotz bohrender Fragen von der Richterbank konnte er nicht sagen, wie viele Personen beteiligt waren und konnte sich auch nicht daran erinnern, ob diese eine besondere Kleidung, wie Kutten, trugen. Er konnte sich nur daran erinnern, dass einer einem anderen einen Standaschenbecher übergezogen hat. Auch habe er zwei Verletzte gesehen, einer blutete an der Hand, der andere im Gesicht. Später habe er erfahren, dass dies der Wirt vom "Blackout" war. Auch habe er nicht gesehen, wer das Messer geführt hat. Schließlich sei er aus Angst ins "Chaos" zurückgegangen.
Am Donnerstag will die Staatsanwaltschaft versuchen, den "Messerstecher" anhand der auf der Waffe gesicherten DNA zu überführen. Hierzu soll ein Gutachter des Landeskriminalamtes gehört werden. Das Messer selbst steht nicht mehr zur Verfügung. Es wurde vernichtet, nachdem die Ermittlungen gegen die Mitglieder des MC Gremium eingestellt worden waren.