Landkreis Regensburg

Angst vor Rache: Großaufgebot der Polizei schützt Verhandlung - Stellungnahme der Bandidos


Symbolbild: Marius Becker/dpa

Symbolbild: Marius Becker/dpa

Von alf

Ein Großaufgebot von Polizeibeamten musste am Dienstag für Schutz und Sicherheit eines Angeklagten sorgen, der in einem anderen Verfahren als Kronzeuge aussagen soll. Bereits zwei Stunden vor Prozessbeginn patrouillierten Polizeibeamte eines Einsatzzuges der Bereitschaftspolizei in voller Ausrüstung vor dem Sitzungsgebäude. Eigens für dieses Verfahren war ein Seitenflügel des Gebäudes geräumt worden. Wer diesen betreten wollte, musste sich, neben der üblichen Eingangskontrolle, ausweisen und einer gründlichen Taschenkontrolle unterziehen lassen.

Zudem wurden die Personalien festgehalten. Auch hier waren schwer bewaffnete Beamte der Bereitschaftspolizei und eines Sondereinsatzkommandos - zu erkennen an ihren schwarzen Uniformen - im Einsatz, ebenso im Sitzungssaal. Sowohl der Angeklagte selbst als auch die Justiz befürchteten einen Übergriff von Angehörigen aus der Regensburger Rockerszene. Weiter unten im Artikel lesen Sie eine Stellungnahme der Bandidos MC Regensburg.

Angst vor Rache der Bandidos

Der Angeklagte - dessen Personalien als "bekannt" erst gar nicht abgefragt wurden - hatte im Herbst 2011 mit mehreren Mitgliedern des MC Bandidos abgesprochen, in Dänemark mindestens vier Minibagger im Gesamtwert von über 50.000 Euro zu stehlen und diese nach Osteuropa zu verschieben. Die Baumaschinen sollten auf einem Firmengelände in Hausen zwischengelagert und mit fingierten Frachtpapieren versehen werden. Auf der Rückfahrt von Dänemark konnte einer der Täter geschnappt und drei der Maschinen sichergestellt werden. Hiervon bekamen seine Komplizen Wind. Sie stellten deshalb die übrigen Maschinen auf einem Gelände in der Nähe des Regensburger Bahnhofs ab und flüchteten, bevor die Polizei auch dort auftauchte.

Strafrabatt und staatlicher Schutz für den Zeugen


Des Weiteren handelten die Bandenmitglieder im vergangenen Jahr mit Marihuana im Kilogrammbereich, das einen Schwarzmarktwert von mehreren Tausend Euro hatte und aus der Tschechischen Republik eingeführt wurde. In der Nähe des Pendlerparkplatzes von Bad Abbach wechselte es seine Besitzer. Nach seiner Festnahme bestritt der Angeklagte zunächst jegliche Tatbeteiligung. Nachdem ihm die Staatsanwaltschaft die Anwendung der Kronzeugenregelung und entsprechenden staatlichen Schutz zugesichert hatte, machte er reinen Tisch und belastete dabei auch andere Bandenmitglieder. Gleichzeitig hatte er beantragt, die Bewährung seiner achtmonatigen Haftstrafe aus einem früheren Verfahren zu widerrufen, um hinter Gittern der Rache seiner Komplizen zu entgehen.

Fazit: Vier Jahre Freiheitsentzug. Nach einer längeren Observation konnten ein tschechischer Staatsangehöriger und ein Landkreisbewohner im April vergangenen Jahres festgenommen werden. Diese warten zurzeit vor der 7. Strafkammer des Landgerichts Regensburg auf ihr Urteil.

Zu diesem Artikel erreichte die Redaktion folgende Stellungnahme der Bandidos MC Regensburg:

"Sehr geehrte Damen und Herren,

Bezug nehmen auf den Artikel Ihrer Zeitung mit dem Titel "Angst vor der Rache der Bandidos" möchten wir mitteilen, daß es sich - zumindest soweit uns das Regensburger Chapter betreffend bekannt geworden - bei den in Rede stehenden Personen um ehemalige (!) Mitglieder des Bandidos MC handelt, die im selben Jahr der berichteten Diebstähle bereits den Club verlassen haben, und seitdem auch keinerlei Kontakte seitens des Clubs zu diesem Personenkreis mehr bestehen. Die Straftaten waren völlig unabhängig vom Bandidos MC einzig von den besagten Personen zu verantworten und ohne Wissen der übrigen unbeteiligten Clubmitglieder durchgeführt worden, weshalb wir uns gegen den durch Titel und Bericht möglichen Eindruck einer Verwicklung des Bandidos MC als Organisation in diese Vorgänge verwehren, und darum bitten, dies vernünftig und fair auch zum Ausdruck zu bringen. Die Konstruktion irgendwiegearteter Rachegedanken - mangels Berührungspunkte - auf nicht vorhandener Grundlage ist eine Phantomdebatte, die lediglich diffamierenden Charakter, allerdings keine Seriosität aufweist. Ein im Vergleich zum polizeilichen Großaufgebot wesentlich kostengünstigerer Anruf beim Bandidos MC Regensburg hätte zu der Erkenntnis geführt, daß sich seitens des Bandidos MC weder jemand für besagte Verhandlung interessiert, noch sie zu besuchen gedenkt! Auch oder gerade weil ehemalige (!) Mitglieder bedauerlicherweise in die berichteten Straftaten verwickelt waren, liegt uns daran, festzustellen, daß der Bandidos MC und auch das Chapter Regensburg sich nicht außerhalb des legalen Rahmens bewegen.

Mit freundlichen Grüssen
Bandidos MC Regensburg"