Hochwasser

Katastrophenfall im Landkreis Freising ist noch nicht aufgehoben


Auch die Isar ist zuletzt deutlich angeschwollen - dennoch hat sich die Hochwasserlage in Moosburg inzwischen deutlich entspannt.

Auch die Isar ist zuletzt deutlich angeschwollen - dennoch hat sich die Hochwasserlage in Moosburg inzwischen deutlich entspannt.

Trotz sinkender Pegelstände und einer Entspannung der Hochwasserlage bleibt der Katastrophenfall im Landkreis Freising erst einmal bestehen. Das hat Landrat Helmut Petz bei einer Pressekonferenz am Mittwochnachmittag bekannt gegeben. Als Grund hierfür wurde insbesondere die Verunreinigung mit Öl genannt, die bei gefluteten Kellern und möglicherweise auch bei den eingesetzten Sandsäcken vorhanden ist. Der Katastrophenfall ermöglicht dem Landkreis erweiterte Zugriffsmöglichkeiten, so Petz.

Zwar sei noch am Vortag bei der Lagebesprechung der Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) die Meinung tendenziell eher in Richtung "K-Fall aufheben" gegangen, so Petz, man wolle aber lieber vorsichtig sein und die weitere Entwicklung abwarten, so der Tenor dann nach einer weiteren Besprechung mit den Landräten aus der Region. Voraussichtlich am kommenden Wochenende werde erneut darüber beraten, ob der Katastrophenfall weiterhin gelte oder nicht.

Die Lage habe sich beruhigt - und nun habe das große Aufräumen begonnen, bilanzierte Landratsamtssprecher Robert Stangl.

Die von der FüGK koordinierten Einsatzkräfte haben geschätzt über 200.000 Sandsäcke verarbeitet, berichtete Kreisbrandrat Manfred Danner, und insgesamt seien im Landkreis Freising rund 4.000 Kräfte von Rettungsdiensten, Feuerwehren und Technischem Hilfswerk im Einsatz gewesen, teils auch aus anderen Regionen Bayerns. Mehr als 200 Menschen mussten im Landkreis aufgrund der Hochwasserfolgen evakuiert werden. Auch wenn sich die Lage insgesamt entspannt habe, bereite ausgelaufenes Öl in einigen Kellern, vor allem in den vom Hochwasser besonders stark betroffenen Gemeinden Allershausen und Hohenkammer, noch Probleme. Das Absaugen dieses Öls habe bereits begonnen, so Danner.

Allein in Hohenkammer sind bislang 80.000 Kubikmeter Öl-Wasser-Gemisch in Behälter umgefüllt worden, weitere 50.000 in Allershausen. Das Öl kann nach dem Abscheiden des Wassers zum Teil wiederverwendet werden. Auch die Probleme bei der Stromversorgung sind noch nicht ganz behoben: In Allershausen haben manche Haushalte noch immer keinen Strom, hieß es in der Pressekonferenz.

Grundwasserpegel in der Bonau weiterhin hoch

Weiterhin relevant ist aus Sicht der FüGK auch der Grundwasserpegel im Bereich des Amper-Überleitungskanals in Moosburg. Dort wird aktuell noch mit Pumpen Kanalwasser in die Isar befördert. Deren Durchflussmenge sei immer noch zu hoch, um die Kanalschleuse zu öffnen, erläuterte Danner.

Aus diesem Kanal werden derzeit weit über 100.000 Liter Wasser pro Minute in die Isar gepumpt, so Michael Wüst vom THW Freising. Das THW werde hier auch noch am Wochenende im Einsatz sein, prognostizierte Wüst. Nach Einschätzung des Freisinger Abteilungsleiters des Wasserwirtschaftsamtes München könnte der an der Messstelle in der Bonau jüngst gestiegene Grundwasserpegel auch in den nächsten Tagen noch ansteigen. Bis sich die Lage dort entspanne, werde es noch wesentlich länger dauern.

Mülltourismus und versuchter Diebstahl

Von einem guten Miteinander zwischen den Einsatzkräften sprach Hans-Jürgen Hintermeier von der Freisinger Polizei. Es gab aber auch Vorfälle in den Hochwassergebieten, die er als "mehr als verwerflich" bezeichnete. Einerseits durch Mülltourismus: Manche Leute aus nicht vom Hochwasser betroffenen Gemeinden nutzen offenbar die Situation aus und laden ihren Sperrmüll hier ab. Zum anderen durch Diebstähle bzw. Plünderungen: Hintermeier berichtete, dass am Mittwoch in Allershausen Personen versucht hätten, ein Notstromaggregat abzubauen, offenbar um es zu stehlen. Bei einem weiteren Vorfall habe ein Pärchen versucht, in ein Haus einzudringen und eine Uhr zu entwenden. Daraufhin sei es, so Hintermeier, zu einer Handgreiflichkeit mit einem Bewohner gekommen, der sich dabei einen Finger brach. Die mutmaßlichen Täter flüchteten, konnten aber später bei Kranzberg festgenommen werden.

"Das ist ein trauriger Beweis dafür, dass wir hier ein Augenmerk drauf haben müssen", mit diesen Worten hob Hintermeier die Bedeutung des Plünderungsschutzes bei Katastrophenlagen hervor.

Formulare für die Soforthilfe

Das Staatsministerium der Finanzen und für Heimat stellt im Rahmen einer Soforthilfeaktion finanzielle Unterstützung für die Geschädigten bereit, die durch die Unwetterereignisse Anfang Juni 2024 erhebliche Schäden erlitten haben. Auch der Landkreis Freising fällt in den Geltungsbereich dieser Soforthilfe. Die Richtlinie sowie Antragsformulare und die E-Mail-Adresse zum Einreichen sind auf der Website des Landkreises Freising - derzeit noch über einen Link im Hochwasser-Ticker - zu finden.

Das vom Landkreis Freising eingerichtete Bürgertelefon ist auch an diesem Donnerstag ab 8 Uhr wieder erreichbar.