Vom Übergewicht zur Weltmeisterin

Powerfrau Jenny Pfeiffer und ihr Weg zum Erfolg


Kaum zu glauben, aber zwischen diesen beiden Bildern liegen gerade einmal dreieinhalb Jahre: Jenny Pfeiffer im März 2016 (li.) und im November 2019 (re.).

Kaum zu glauben, aber zwischen diesen beiden Bildern liegen gerade einmal dreieinhalb Jahre: Jenny Pfeiffer im März 2016 (li.) und im November 2019 (re.).

Von Redaktion idowa

Sucht man nach einer Definition für den Begriff Powerfrau, dann wäre Jenny Pfeiffer aus Perlesreut prädestiniert dafür. Die 26-Jährige ist alleinerziehende Mutter von drei Töchtern, selbstständige Personaltrainerin, Model und ganz "nebenbei" auch noch amtierende Bodybuilding-Weltmeisterin in der Sportmodelklasse. Ein Leben auf der Erfolgsspur. Doch das war nicht immer so.

Wie wichtig ein gesundes Maß an Disziplin und Ehrgeiz im Leben sein können, das hat Jenny Pfeiffer buchstäblich am eigenen Leib erfahren. Nach den Geburten der Zwillinge Leonie und Celina (mittlerweile beide 7 Jahre alt) und Nesthäkchen Kimberly (5 Jahre), war die Niederbayerin unglücklich mit ihrem eigenen Körper. "Ich hatte etwa 30 Kilo Übergewicht", erinnert sich die heute 26-Jährige. Vor den Schwangerschaften sei sie immer schlank gewesen und hatte ihren Körper mit regelmäßigem Cardio-Training fit gehalten. Nach der Geburt ihrer drei Töchter sei sie dann eineinhalb Jahre nur für die Kinder dagewesen. "Ich war ein richtiger Couch-Potato und habe mich schlecht ernährt", begründet Jenny Pfeiffer neben ihren Schwangerschaften ihr damaliges Übergewicht.

Jenny Pfeiffer mit der "Kraft der drei Herzen": ihre Töchter Leonie, Kimberly und Celina.

Jenny Pfeiffer mit der "Kraft der drei Herzen": ihre Töchter Leonie, Kimberly und Celina.

In der Folge litt sie immer mehr unter ihrer Figur, wollte nicht mehr ins Schwimmbad gehen und konnte sich nicht mehr im Spiegel sehen. Ihr Umfeld versuchte daher, sie zu beruhigen und zu relativieren. Pfeiffer: "Mir wurde immer wieder gesagt, dass man nach der Geburt von drei Kindern nunmal nicht mehr so aussieht wie zuvor und dass ich mich damit abfinden soll." Doch abfinden konnte und wollte sich die junge Mutter damit nicht. Im Gegenteil: Sie beschloss, die Ärmel hochzukrempeln und die Dinge buchstäblich selbst anzupacken. Im ersten Moment war das noch von wenig Erfolg gekrönt. "Wie so ziemlich alle Menschen, die abnehmen wollen, habe ich erstmal im Internet geschaut, was ich denn gegen mein Übergewicht machen kann. Dann habe ich es mit einer ziemlich ungesunden Crash-Diät probiert", berichtet Jenny Pfeiffer. Schnell wurde ihr allerdings bewusst, dass das nicht der richtige Weg sein würde.

Daher waren fortan Schwitzen und eiserne Disziplin angesagt. Sie stellte ihre Ernährung komplett um und begann damit, sich die Schwangerschaftspfunde im Fitness-Studio wieder abzutrainieren. Mit ersten Erfolgen. Innerhalb von nur drei Monaten nahm die junge Mutter satte 17 Kilogramm ab. Dabei entdeckte sie auch eine ganz neue Leidenschaft für sich: das Krafttraining. "Dabei wollte ich früher davon gar nichts wissen, weil ich Angst hatte, dass ich aussehe wie ein Mann, sobald ich auch nur eine Hantel anfasse", blickt die 26-Jährige zurück. Nun war aber ihr Ehrgeiz endgültig geweckt. Und zwar auf allen Gebieten. Denn nach der Scheidung von ihrem damaligen Ehemann brauchte Jenny Pfeiffer auch einen beruflichen Lösungsweg. Vom Staat wollte sie nicht leben und in ihren Ausbildungsberuf als medizinische Fachangestellte am Krankenhaus Grafenau konnte sie wegen der Kinder und des Drei-Schicht-Modells in der Klinik nicht zurück. Zunächst arbeitete sie nur nachts in Teilzeit im Sicherheitsdienst, machte aber nebenbei ihren Trainerschein als Personaltrainerin.

Jenny Pfeiffer (26) macht nicht nur bei Weltmeisterschaften eine gute Figur, sondern auch als Model.

Jenny Pfeiffer (26) macht nicht nur bei Weltmeisterschaften eine gute Figur, sondern auch als Model.

Und schließlich war sie an dem Punkt, wo sie den Sprung in die Selbstständigkeit wagte. Mit auf ihren Weg zum Erfolg nahm sie schon damals ihre Follower auf Instagram, die sie an ihren eigenen Fortschritten teilhaben ließ. Auch dadurch wurde Jenny Pfeiffer binnen kürzester Zeit zum Vorbild für andere. Denn wo ein Wille, da ein Weg. Beides lag plötzlich glasklar vor der jungen Frau aus Niederbayern. Und der Mut sollte belohnt werden. "Die Nachfrage war schon damals groß. Ich habe innerhalb von vier Monaten in der Selbstständigkeit mehr verdient, als im kompletten Jahr zuvor", berichtet Jenny Pfeiffer über ihre Anfänge im beruflichen Neuland. Mittlerweile arbeitet die 26-Jährige, die nebenbei auch als Model tätig ist, zusätzlich als Online-Fitness-Coach. Laut eigener Aussage konnten durch ihre Trainings- und Ernährungspläne allein im Jahr 2018 mehr als 800 Frauen ihre Fitness-Ziele erreichen.

Mittlerweile folgen Jenny Pfeiffer allein auf Instagram weit über 30.000 Menschen. Überwiegend mit Respekt und Bewunderung. "Klar gibt's auch immer mal wieder Kritiker, aber da steh' ich drüber", gibt sich die junge Dreifachmutter gelassen. Zumal sie im November 2019 noch einen ganz persönlichen herausragenden Erfolg verbuchen konnte: den Gewinn der Weltmeisterschaft in der Sportmodelklasse in Mexiko. Wahrlich kein Erfolg, der einem einfach so in die Wiege gelegt wird, wie sich Jenny Pfeiffer erinnert: "Die Vorbereitungen dauern monatelang und sind brutal hart. Gesund ist das ehrlicherweise nicht mehr. Man fordert den eigenen Körper dabei täglich heraus. Bei einer Frau ist dadurch der komplette Hormonhaushalt durcheinander." Im Klartext bedeutet das, dass die ohnehin schon spärlichen Mahlzeiten aufs Gramm genau abgewogen werden müssen. Dazu dann gezieltes Training auf den Punkt genau. "Meine Laune war echt im Keller. Ich war bestimmt nicht nur für mich eine Zumutung, sondern auch für mein Umfeld", schätzt die 26-Jährige.

Jenny Pfeiffer als frisch gekürte Bodybuilding-Weltmeisterin in der Sportmodelklasse in Mexiko.

Jenny Pfeiffer als frisch gekürte Bodybuilding-Weltmeisterin in der Sportmodelklasse in Mexiko.

Im Frühjahr 2019 hatte sie an der Deutschen Meisterschaft teilgenommen und sich darüber für die Weltmeisterschaft qualifiziert. Anfang November ging es dann mit sieben weiteren Athleten des deutschen Nationalteams nach Mexiko. "Es war schon ein extrem hoher Druck für mich, Deutschland dort würdig zu vertreten", gesteht Jenny Pfeiffer. Doch als dann am Ende sogar der Titel für sie heraussprang, konnte sie ihr Glück kaum fassen. Ihre treuesten Fans hat die Perlesreuterin übrigens nicht etwa auf Instagram, sondern natürlich in der eigenen Familie. Schon vor der WM haben ihre drei Töchter jedem erzählt: "Mama fährt nach Mexiko und bringt uns einen großen Pokal mit nach Hause." Was hätte da also schon schiefgehen sollen? Darauf angesprochen, ob sie sich selbst als Powerfrau bezeichnen würde, lächelt die 1,73-Meter große Jenny Pfeiffer und sagt: "Ich gebe immer 110 Prozent, weniger geht nicht. Ich würde also schon sagen, dass ich eine Powerfrau bin."