"Felix Peter"

Nach Youtube-Video: Ärztin reagiert auf singenden Sanitäter


Notärztin Carola Holzner bestärkt den singenden Sanitäter "Felix Peter".

Notärztin Carola Holzner bestärkt den singenden Sanitäter "Felix Peter".

Von Nina Caroline Zimmermann

Der singende Sanitäter landet mit seiner Kritik einen Hit im Netz. Carola Holzner bestärkt ihn - und geht mit ihrer Zunft hart ins Gericht.

Medizin und Musik sind eigentlich keine Disziplinen, die nah beieinander liegen - im Internet gehen sie aber gerade eine Symbiose ein.

Notfallsanitäter Felix Haehne alias "Felix Peter" bezeichnete sich in einem auf Youtube hochgeladenen Song als "Krankenwagenbelademeister" und kritisierte, dass er ohne einen Notarzt Patienten kaum helfen kann (AZ berichtete).

Oberärztin reagiert

Nun folgt eine singende Reaktion - von einer Notärztin. Carola Holzner ist Leitende Oberärztin der Zentralen Notaufnahme der Uniklinik Essen und seit acht Jahren als Notärztin im Einsatz. Auf Instagram veröffentlichte sie ein Reaktions-Video, in dem sie "Felix Peter" den Rücken stärkt und aufzählt, was er als Sanitäter alles tun kann, bis der Notarzt eintrifft - etwa blutdrucksenkende Medikamente oder Glucose geben.

Ihr Fazit: "Du brauchst mich dafür nicht jetzt und auch nicht später. Denn du hast das ja gelernt, lieber Felix Peter, und ich bin als Notarzt jetzt vakant - Gott sei Dank."

Notärzte bei 80 Prozent der Fälle nicht vonnöten

Die 37-jährige Holzner ist von der Aktion begeistert, sagt sie der AZ. Sie könne bei ihren Einsätzen jeden Tag beobachten, was die Notfallsanitäter leisten. "Die hatten ja nicht nur Singen und Klatschen in der Schule. Sie haben eine fachliche Ausbildung, diese Maßnahmen durchzuführen - ihnen fehlt nur die gesetzliche Grundlage."

Und auch für sie selbst wäre es eine große Erleichterung, wenn die Sanitäter sie nicht jedes Mal anfordern müssten, obwohl sie die Situation eigentlich unter Kontrolle haben. Ihr Fazit: Bei 80 Prozent aller Rettungsdiensteinsätze, zu denen Notärzte gerufen werden, seien sie eigentlich nicht vonnöten - eine "absolute Ressourcenverschwendung", findet die Medizinerin. "Notärzte - das besinge ich ja auch - sollen dann zum Einsatz kommen, wenn es um lebensbedrohliche Notfälle geht." Also etwa bei Reanimation. Herz-Kreislauf-Versagen oder starken Blutungen.

Das Geben von bestimmten Medikamenten oder das Spritzen von Glucose könnten die Sanitäter getrost auch ohne Arzt übernehmen. Es brauche einen konkreten Katalog über Maßnahmen und Arzneimittel.

Geteilte Meinung unter Medizinern

Holzners Meinung teilen nicht alle Mediziner. Einige ärztliche Fachgesellschaften fürchten einen Kompetenzverlust oder sehen gar den Beruf des Notarztes in Gefahr, wenn Sanitäter mehr Handlungsspielraum erhalten. "Das ist absoluter Quatsch", sagt Holzner. Natürlich brauche man die Notärzte, wenn es um Leben oder Tod gehe, aber eben nicht bei Routineeinsätzen.

"Man muss unterscheiden..."

Wollen die kritischen Ärzte am Ende also einfach nicht, dass die Sanitäter auch das machen dürfen, was bisher nur ihnen vorbehalten ist? Die Notärztin zumindest hat diesen Eindruck. "Sie dürfen nicht die fragen, die der Meinung sind, dass man sie ihrer Kompetenz beraubt", sagt sie. "Man muss unterscheiden zwischen denjenigen, die vom Schreibtisch aus entscheiden, und jenen Ärzten, die täglich auf der Straße arbeiten."