Kriminalität

Frau sticht in Bus auf Fahrgäste ein - Diskussion um Messer


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In einem Bus sticht eine Frau auf mehrere Fahrgäste ein, es gibt viele Verletzte.

Von dpa

Erneut sind mehrere Menschen bei Messerangriffen in Deutschland verletzt worden. Mindestens sechs Menschen wurden allein im nordrhein-westfälischen Siegen verletzt, als eine Frau in einem Bus mit einem Messer auf Fahrgäste einstach. Drei von ihnen erlitten lebensgefährliche Verletzungen. Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) forderte darauf mehr Sicherheitsmaßnahmen bei Veranstaltungen. "Ich lasse gerade prüfen, ob es rechtlich möglich ist, aufgrund der bestehenden Rechtslage bei großen Festen auch Taschenkontrollen durchzuführen", sagte Reul in Siegen.

Er warnte davor, Ereignisse zu vergleichen. "Das, was hier in Siegen passiert ist, hat mit dem, was da ins Solingen passiert ist, gar nichts zu tun. Nur es waren beides Mal Messer. Aber es ist eben ein riesiger Unterschied, ob da ein Terrorist unterwegs ist oder ob eine deutsche Frau, die psychische Probleme hat, wahllos auf Menschen einsticht", sagte Reul. Deshalb werde die Polizei ganz anders arbeiten müssen.

Der Bus einer Sonderlinie sollte am Freitag mehr als 40 Fahrgäste zu einem Stadtfest bringen. Gegen 19.40 Uhr kam es zu dem Messerangriff. Mehrere Fahrgäste alarmierten die Polizei, Polizisten nahmen die deutsche Verdächtige fest. Die Hintergründe der Tat und der genaue Ablauf waren zunächst unklar. Die 32-Jährige sei polizeibekannt. Nach dpa-Informationen gibt es Hinweise auf eine psychische Erkrankung der Frau. Das Stadtfest ging am Samstag mit einem Gottesdienst weiter und wurde nicht abgesagt.

Ein Sprecher der Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd sagte der "Siegener Zeitung", der Busfahrer habe geistesgegenwärtig reagiert, den Bus sofort nach dem ersten Tumult im Fahrzeug zum Stehen gebracht und alle Türen geöffnet. Das hätte den Fahrgästen eine schnelle Flucht aus dem Bus ermöglicht und vielleicht noch Schlimmeres verhindert. Dem Zeitungsbericht zufolge befanden sich auch Kinder und Jugendliche in dem Bus.

Die Tat weckt Erinnerungen an den Anschlag von Solingen vor genau einer Woche. Dort hatte ein Mann auf einem Stadtfest drei Menschen mit einem Messer getötet und acht weitere verletzt. Der mutmaßliche Täter, ein 26-jähriger Syrer, sitzt in Untersuchungshaft. Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen ihn unter anderem wegen Mordes und des Verdachts der Mitgliedschaft in der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Die Bundesregierung hatte sich als Konsequenz aus dem Terroranschlag von Solingen unter anderem auf eine Verschärfung des Waffenrechts verständigt. So soll der Umgang mit Messern im öffentlichen Raum weiter eingeschränkt werden. Dazu zählt ein generelles Messerverbot im Fernverkehr mit Bussen und Bahnen, auf Volksfesten und bei anderen Großveranstaltungen. Darüber hinaus soll für Springmesser ein Verbot kommen, von dem aber Ausnahmen möglich sein sollen - zum Beispiel für Jäger.

Zuletzt hatte die Zahl der Messerangriffe in Deutschland deutlich zugenommen - und damit die öffentliche Debatte über diese Art von Gewalt. 2023 registrierte die Polizei 8.951 Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung, bei denen Messer zum Einsatz kamen, entweder um jemanden zu verletzen oder damit zu drohen - ein Anstieg um knapp 9,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

In anderen Städten Nordrhein-Westfalens kam es ebenfalls zu Zwischenfällen mit Messern. In Gelsenkirchen wurde ein 29 Jahre alter Mann mit einem Messerstich im Bein verletzt. Der Messerangriff habe sich nach einem Streit zwischen dem Mann und einer noch unbekannten männlichen Person ereignet, teilte die Polizei mit. Der mutmaßliche Täter sei nach der Tat am frühen Morgen geflohen. Tags zuvor wurde ein Mann bei einer Auseinandersetzung in Wuppertal durch Stiche schwer verletzt. Nach Angaben der Polizei waren drei Männer in einem Mehrfamilienhaus in Streit geraten.

Auch aus anderen Orten Deutschlands kam es zu Vorfällen: So wurden in Berlin innerhalb weniger Tage zwei Frauen bei einem Messerangriff getötet. In beiden Fällen sehr wahrscheinlich durch einen Mann. Am Freitagabend wurde eine 28-Jährige im Ortsteil Friedrichsfelde erstochen - nur wenige Tage nach dem mutmaßlichen Mord an einer 36-Jährigen durch ihren Ex-Mann in Berlin-Zehlendorf. Einen weiteren Messerangriff auf eine Frau gab es am Freitag im Bezirk Reinickendorf, bei dem jedoch Schlimmeres verhindert werden konnte.

Nach dem Anschlag von Solingen wurde auch über die Sicherheit bei Veranstaltungen diskutiert. In Siegen sei das bereits vorhandene Sicherheitskonzept und die Einsatzplanung nochmals genau überprüft worden, wurde der Bürgermeister auf der Homepage des Stadtfestes zitiert. "Das Stadtfest nicht abzusagen, ist auch ein Zeichen für Demokratie und Freiheit." Die Stadt Siegen feiert ihren 800. Geburtstag.


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